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12-4-2 – Konzertbericht, 10.09.2020, Schwarzer Adler, Rheinberg

Die beiden Gitarren-Meister Ben Granfelt sowie Thomas Blug kennen sich schon seit den Neunzigerjahren.
Im Jahr 2012 erschien Ben Granfelts Album "Melodie Relief".
Darauf war auch Thomas Blug zu hören.
Angekündigt wurden die Konzerte als »[…] A Guitar Match – made in heaven! […]«

Was mit dieser hoch angesetzten Äußerung gemeint sein kann, wurde bereits bei einer Go Music-Konzertreise im November 2019 belegt.
Die Thomas Blug Band, seine Allstars-Formation, Blug Plays Hendrix und die Rockanarchie sind Thomas Blug-Projekte.
Bei der Formation mit dem etwas geheimnisvollen Namen 12-4-2 geht es allerdings nicht nur um die beiden Gitarristen (12 Saiten), sondern auch um den Bassisten mit den 4 Saiten, Martin Engelien sowie die 2 Drumsticks des Schlagzeugers Bernie Bovens.
In diesen Corona-Zeiten konnten drei 12-4-2-Konzerte stattfinden. Neben dem Gig im Schwarzen Adler, Rheinberg folgten am 11.09. Rees und am 12.09. Joldelund beim Guitar Heroes Festival.
Corona heißt bei Bühnenauftritten im Schwarzen Adler wegen der Distanz auch weniger Zuschauer im bestuhlten Saal. Der nummerierte Sitzplatz sowie Name und Anschrift mussten in eine Liste eingetragen werden.

12-4-2 im Schwarzen Adler Rheinberg

12-4-2 im Schwarzen Adler Rheinberg

Erster Alles hieß es früher beim Fußball auf dem Bolzplatz.
Der Schwarze Adler, Rheinberg veranstaltete sein erstes Konzert nach dem Lockdown.
Für die Formation 12-4-2 war es das erste Konzert überhaupt.
Bei besinnlichem Beginn groovte sich die Combo dann ein. Ein erster Twin-Sound der 12 Saiten war angesagt. Herrlich! Ben Granfelt bedankte sich nach seinem ersten Solo für den Szeneapplaus und Martin Engelien ließ die 4 Saiten auch im geslappten Funk-Alleingang schnurren. In einer – gegenüber der Go Music-Variante – gekürzten Version versprach die instrumentale Konzerteröffnung "One Earth" gute Laune.

Die Stimmung stieg auch, als das Quartett kompetent durch die "Baker Street" wandelte. Dem Gerry Rafferty-Hit verpasste man ein besonders großes 12 Saiten-Format und die beiden Gitarristen kamen zu einem ersten gemeinsamen Stelldichein zusammen. Selbstredend hatten die Musiker auch Eigenkompositionen im Gepäck. So war "My House Is Green" nicht nur ein Stück aus Thomas Blugs Feder, sondern auch sein Ding. Er speiste das Instrumental mit jeder Menge Fantasie und später sollte die Dramaturgie im balladesken "I Won’t Forget", einem weiteren Thomas Blug-Eigengewächs für viele starke 12 Saiten-Akzente, 4 Saiten-Solo-Melodik und 2 Drumsticks-Denzenz sorgen. Abermals stand Thomas Blug mit jeder Menge Sound-Fantasien im Spotlight. Auf identischem Niveau bewegte sich ebenfalls das entspannte "The Witching Hour".

Martin Engelien (bass, backing vocals)

Martin Engelien (bass, backing vocals)

Auf der Ben Granfelt-Seite faszinierte unter anderem "My Soul To You", das die musikalischen Sterne am Himmel funkeln ließ.
Einen Rückgriff auf vergangene Zeiten machte die Combo mit "Melodic Relief" vom schon weiter oben erwähnten Album. Herrlich, dieser Thomas Blug/Ben Granfelt-Twin-Sound, der sich wie ein roter Faden durch das Konzert zog. Immer wieder gerne gehört, prägte er diese Nummer.
Mittlerweile zu einem Klassiker geworden, war in Ben Granfelts "Wayward Child", bei diesem Gig mit Chorgesang von Martin Engelien, prächtig viel Saiten-Action im Spiel. Herrlich, dieser Refrain!
"Going Home" hatte sich 12-4-2 dann für die Zugabe aufgehoben. Eine letzte, kompetente Rock-Aussage wurde als Abschied noch mit Southern Rock sowie Twin-Sound garniert. Hochklassig!
Alle Musiker schöpften bei ihren Soli mit einer großen Fantasie-Kelle aus ihrem Ideen-Fass. Es gab allerdings auch das eine oder andere Zitat von Songs aus der Rock-History, wie zum Beispiel "Smoke On The Water" von Deep Purple.
Martin Engelien betonte ausdrücklich den Mut einiger Locations, für Konzerte ihre Tore wieder zu öffnen, auch wenn unter Corona-Bedingungen Einschränkungen hinzunehmen sein werden. Während des Sommers 2020 fanden Live-Veranstaltungen unter freiem Himmel statt. Nun, da es so langsam aber sicher herbstlich wird, sollten Clubs, gemeinsam mit den zuständigen Behörden, Wege finden, Gigs zu veranstalten. Dem Schwarzen Adler in Rheinberg gehörte der Dank und das Publikum honorierte es mit viel Beifall.

Ben Granfelt (guitars, vocals), Thomas Blug (guitar)

Ben Granfelt (guitars, vocals), Thomas Blug (guitar)

Bei den Song-Leihgaben anderer Bands stand unter anderem auch Wishbone Ash auf der Liste.
"Faith, Hope & Love", einem von Ben Granfelt für Wishbone Ash komponierten Song, stand im Zeichen des Wechselspiels von krachender Power sowie den ruhigeren Refrain-Momenten im Schwarzen Adler. 12 Saiten-Aktionen fanden sozusagen am Fließband statt.
Voll im Zwölftakter verortet war der "Almighty Blues". Die Boogie-Variante des Genres feierte hier eine sagenhafte Party. Mit einem Tritt auf das Gaspedal entflammte der zündelnde Blues Rock und die 12 Saiten-Fraktion entwarf ein spannendes Gespräch mit wechselseitig-aussagekräftigen Argumenten. Gemeinsam befand man sich auf den Spuren des "Pink Panther" sowie der "James Bond"-Titelmelodie. Großes Kino! Boogie, Boogie, Boogie und eine Guitar-Battle krönten diese Nummer.
Eine Jam-Session, zu der 4-Saiten-Mann Martin Engelien die beiden 12 Saiten-Spieler auf dem Freeway zu einer wuchtig-fetzig-riffenden Fahrt einlud, kontrastierte der Finne mit relaxten Impressionen. Die härtere Gangart verkörperte der Power-Bassist durch einheizenden Groove und Slapping. Berni Bovens trommelte ein fassettenreiches Drum-Solo. Überhaupt verfügte der Mann an den Becken und Fellen über eine faszinierende Dynamik.
Ben Granfelt ließ es sich nicht nehmen, einem seiner Vorbilder Ehre zu erweisen. Pink Floyds "Breathe" wurde durch eine Ode an Jeff Beck eingeleitet. Das Atmen der Instrumente hatte sphärische Eigenanteile.
Überschwänglichen Beifall gab es in Hülle und Fülle und natürlich auch nach den gut zwei Stunden Live-Musik, die keine Wünsche offenließ.
Wer die ganz oben verlinkte Go Music aus dem November 2019 zu schätzen weiß, wird auch an 12-4-2 seine absolute Freude haben.
Am 15. und 16. Oktober wird Ana Popovic im Schwarzen Adler, Rheinberg gastieren.
Wir bedanken uns bei Martin Engelien für den Platz auf der Gästeliste.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Live-Musik.


Line-up 12-4-2:

Ben Granfelt (guitars, vocals)
Thomas Blug (guitars)
Martin Engelien (bass, backing vocals)
Berni Bovens (drums)

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

2 Kommentare

  1. Bernd

    Danke für den tollen Beitrag, ich kann das voll bestätigen. Tolle Musik und tolle Musiker bei großartiger Stimmung

    1. Joachim 'Joe' Brookes

      Hallo Bernd,
      vielen Dank für deinen Kommentar.
      Stimmt genau: tolle Musik, tolle Musiker und klasse Stimmung.
      12-4-2 glänzt durch musikalische Kompetenz und zeigt ein feines Händchen bei der Song-Auswahl.
      Joe

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