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18. Kammgarn International Blues Festival, Kaiserslautern, Kammgarn, 24. – 26. Oktober 2018

18. International Blues Festival, Kammgarn, Kaiserslautern

Mit den Worten »Alle Jahre wieder…« hatte ich meinen Vorbericht zum diesjährigen International Blues Festival in der Kammgarn in Kaiserslautern begonnen. Und da ist ja auch was dran, denn im Jahr 2018 fand dieses Event schließlich zum (wie passend!) 18. Mal statt. Dass sich solche Kulturzentren heutzutage leider nur noch eher schlecht als recht über Wasser halten können, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Umso erfreulicher haben sich nun jedoch die Stadtwerke Kaiserslautern sowie die Stadtsparkasse Kaiserslautern unter die Förderer dieser Einrichtung gesellt, sodass dieses Festival definitiv auch im nächsten Jahr 2019 (weiter in die Zukunft wollte wohl noch niemand schauen) stattfinden kann und wird. Sehr lobenswert!

Am ersten Abend, einem Donnerstag, fand so etwas wie ein 'Festival im Festival' statt, da sich der 24. Oktober 2018 voll auf die Cajun- und Zydeco-Musik konzentrierte. Veranstaltet von Michael Bentele und unter dem Namen 'American Cajun, Blues & Zydeco Festival' ist diese Truppe mit der Musik aus dem Süden der USA ebenfalls bereits seit vielen Jahren (mit wechselnden Bands) meist um die Halloween-Zeit in Deutschland und dem benachbarten Ausland unterwegs, spielte und spielt noch bis einschließlich zum 04. November 2018 in diesem Herbst insgesamt 13 Shows in Deutschland.

Den Anfang machte der deutsche Musiker Johannes Epremian, der solo mit seiner Fiddle unter dem Namen Blues à Bébé ein Tribut an die Cajun-Fiddler-Pioniere Louisianas aus der ersten Hälfte des letzten Jahrhunderts ablieferte. Speziell die Geiger Dennis McGhee, Canray Fontenot sowie Dewey Balfa standen dabei auf seinem Programm, während Epremian die Songs auch immer mit den original französischen (bzw. ist das Cajun French) Texten schmückte. Sehr interessant anzuhören und auch richtig gut sowie stimmungsvoll kam das rüber, während der Protagonist für ein paar Tracks auch zur Akustik-Gitarre wechselte. Für eine Nummer kam der Gast Roddie Romero auf die Bühne und veredelte das gespielte Stück mit seiner Stratocaster und einem Bottleneck. Leider war der Spaß viel zu schnell schon wieder vorbei, wobei für das Publikum eigentlich gar keine Zeit für große Trauer blieb, da das Programm umgehend fortgesetzt wurde.

Und das fand in Gestalt von The Roddie Romero Trio feat. Lee Allen Zeno And Jermaine Prejean aus Lafayette im US-Bundesstaat Louisiana statt. Zunächst kletterte ein schwergewichtiger afro-amerikanischer Mann (Jermaine Prejean) hinter das Schlagzeug und links auf der Bühne tauchte ein dem nicht sehr viel hinterher stehender Mann (Allen Zeno) am Bass auf. Spannung… dann startete der Drummer einen Groove, der mir bereits nach zwei Takten sämtlichen Sauerstoff aus dem Körper zu ziehen schien und als dann noch der Bass einsetzte, hatte ich geradezu Wasser in den Augen. So was kann man nicht lernen und so was hatte ich in der Form bzw. Klasse in Europa noch nie gehört. Bereits zu diesem frühen Zeitpunkt standen bei mir die Nacken-Härchen ganz nach oben und Gänsehaut pur war angesagt. Nur kurze Zeit später gesellte sich dann auch Roddie Romero hinzu, der sich ebenfalls als absoluter Meister seines Fachs erwies. Das war Cajun-Blues der feinsten Art mit gar nicht mal sooo viel gespielten Noten auf der Gitarre, aber diejenigen, die aus den Boxen kamen, waren dafür umso intensiver. Nach etwas mehr als der Hälfte des Gigs wechselte Romero zum Akkordeon und lieferte auch damit sowie der Unterstützung seiner Band eine supergeile Show ab. Dem RockTimes-Team war bis zu diesem Abend kein Song, kein Album, geschweige denn die Namen der Bandmitglieder bekannt, was die Musiker aber keinesfalls davon abhielt, einen erstklassigen sowie nachhaltigen Eindruck zu machen und dafür zu sorgen, dass man sie so schnell nicht vergessen wird. Eine absolute Entdeckung.

Die beiden Musiker Ruben Moreno sowie Dwight Carrier haben in ihrer Heimat Louisiana bzw. Texas zwar ihre separaten Projekte am Laufen, sind jedoch seit vielen Jahren befreundet und nutzen immer wieder die Gelegenheit, zusammen zu spielen oder auf Tour zu gehen. An diesem Abend traten sie gemeinsam mit dem Bassisten Joseph Whitfield sowie dem Drummer Albert Stewart unter dem Namen Ruben Moreno Dwight Carrier Zydeco Soul auf und verwandelten den (bestuhlten) Saal umgehend in eine einzige Party. Waren die Songs von Roddie Romero eher bluesiger und langsamer gehalten, so steppte hier der Bär. Hatte Ruben Moreno zunächst das Akkordeon bedient, so wanderte dieses Instrument nach mehreren Tracks zu Dwight Carrier (der bis dahin Gitarre spielte) und Moreno schnallte sich das Waschbrett bzw. das sogenannte Rubboard um. Und gegen Ende kam es dann auch noch zu einer mehrere Songs andauernden Session, an der sich Musiker aller Bands beteiligten und teilweise auch munter die Instrumente tauschten. Ganz großes Kino in der Kammgarn mit einer Musik, die in Deutschland leider nach wie vor ein Nischen-Dasein fristet, glücklicherweise aber immer mehr Freunde findet.

Für den nächsten Abend hatte sich Wayne Baker Brooks angesagt, der nicht nur der Sohn des legendären Bluesers Lonnie Brooks ist, sondern auch in dessen Band spielte, bevor er sich auf seine eigenen Beine stellte und im Jahr 1997 die Wayne Baker Brooks Band gründete. Eröffnet wurde der Gig zunächst von drei Tracks seiner sehr guten Begleitband an diesem Abend, bevor dann auch der Protagonist auf die Bühne kam und eine kraftvolle Blues Rock-Show abzog, während der er hinsichtlich Interaktion mit den Zuschauern (sowohl verbal, als auch mit einem Gang durchs Publikum während eines langen Gitarrensolos) sehr aktiv war. Sehr gelungen.

Schließlich war es an der Zeit für den Auftritt der im New Yorker Stadtteil Harlem geborenen Blues-Sängerin Shemekia Copeland, die in vergangenen Jahren meinen geschätzten Kollegen Joe nicht nur mit der Scheibe Never Going Back, sondern gleich auch noch mit vier weiteren begeistern konnte. Und die Lady (übrigens die Tochter des amerikanischen Blues-Musikers Johnny Copeland) legte gleich mal richtig fett los. Zudem hatte sie eine komplette Rock-Besetzung mit zwei Gitarren, Bass und Schlagzeug dabei, die für die sehr gelungene Unterstützung ihrer großartigen Stimme sorgten. Blues, Rock, ein Ausflug in Gospel und Soul, an diesem Abend brachte die preisgekrönte Sängerin in der Kammgarn so ziemlich alles, was man sich wünschen konnte. Der emotionale Höhepunkt der Show war sicherlich, als Miss Copeland ohne Mikrofon von der Bühne sprang, durch die Zuschauer wandelte und mit ihrer sehr starken Stimme dennoch den kompletten Saal ausfüllend beschallte. Nochmal Gänsehaut! Leider war auch dieser Gig gefühlt viel zu schnell wieder vorbei, ließ aber ein rundum zufriedenes Publikum zurück.

Den Abschluss machten schließlich The Mojo Makers in dem einen Stock tiefer gelegenen The Cotton Club, der in Bar/Club-Atmosphäre ebenfalls zur Kammgarn gehört. Und auch das dänische Quartett konnte die Nachtschwärmer unter den Zuschauern durchaus für sich gewinnen und auf ihre Seite bringen. Auf ganz eigene Weise brachte der Vierer als Basis den amerikanischen Blues Rock aufs Tablett, mixte diesen jedoch mit einigen europäischen Elementen zu einer ganz eigenen Mischung. Was im Publikum für großen Zuspruch sorgte und auch das anwesende RockTimes-Team war von den Skandinaviern sehr angetan.

Aufgrund anderer Verpflichtungen war es uns leider nicht mehr möglich, den dritten und letzten Tag (mit den Acts JCM, Jesper Munk, Charles Pasi sowie der Hamburg Blues Band) des 18. International Blues Festivals zu besuchen. Klar ist aber: Eine großartige Location, sehr starke Bands und in Person von Roddie Romero eine echte Neuentdeckung für den Verfasser dieser Zeilen. Hoffentlich im nächsten Jahr wieder!

Über den Autor

Markine (Konzertteam Markus und Sabine)

Gemeinsame Artikel von Markus Kerren und Sabine Feickert

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