Was finden wir denn da zwischen Suppe und Gemüse?
Buchstabennudel bilden den Albumtitel "Stress".
Oha, was mag da wohl in den fast vierzig Minuten Gesamtspielzeit auf einen zukommen?
»[…] Das ist Punk 2021!! […]«
In einem elf Gänge Menü wird einem diese Musik von 24/7 Diva Heaven serviert.
24/7 Diva Heaven sind Gitarristin und Sängerin Katharina Ott-Alavi, Karo Paschedag am Bass sowie Mary Westphal (Schlagzeug).
Mit "Superslide" gab es 2018 eine erste EP-Kostprobe ihres musikalischen Könnens.
Auf dem Label Noisolution erschien 2021 das Debütalbum "Stress".
Aus den Informationen zur vorliegenden Platte geht hervor: »[…] Doch bei dem Trio geht es um viel mehr als nur Musik. Denn 24/7 Diva Heaven sieht sich auch als Antreiber der Berliner GRRRL-NOISY Community, die sich durchaus in Tradition der Riot Grrl Bewegung der 90er Jahre (u.a. Bikini Kill, L7, Babes in Toyland, Hole…) sieht und Veranstaltungen, Jam Sessions, Konzerte, Roundtables, Online-Panels u.v.m. veranstaltet und sich für Frauen in der Rock-Szene und -Business einsetzt… mit viel Charme, Spaß, Energie und feinstem Rock. […]«
24/7 Diva Heavens "Stress" ist die musikalische Alarmstufe Rot.
24/7 Diva Heaven kennt bei dieser Färbung nur geringfügige Nuancierungen in Richtung orange oder höchstens noch gelbliche Töne.
Nach einem fast schon eingängigen "Bitter Lollipop", das auch in einem klasse Video umgesetzt wurde, war der Opener "Potface" eine weitere Vorabveröffentlichung der drei dynamischen Frauen.
Diese Mischung aus Punk, Grunge und Alternative Rock macht süchtig.
Die Kompromisslosigkeit des Trios ist ansteckend. "Stress" verursacht keinen Stress, sondern ein Hörvergnügen. Mit 24/7 Diva Heaven geht man eine Kombination aus steinigem Weg und Sonnenstrahlen, den die drei Musikerinnen servieren.
Die Combo hat es in den Adern, diese gewisse herausgeschriene Frechheit mit dem Herz auf dem richtigen Fleck. Soll heißen, dass 24/7 Diva Heaven so etwas wie ein Sympathieträger der aufbegehrenden Musik ist.
Sängerin Katharina Ott-Alavi kann einem stimmliche Ohrfeigen verpassen und im nächsten Moment sind es Streicheleinheiten des Wohlgefallens. Dazu passend gibt sie ihrem Sechssaiter einen bittersüßen Fuzz, der sich manchmal wie eine Walze wellenartig-hypnotisch auf einen zubewegt.
Karo Paschedag erzeugt eine Bass-Druckwelle nach der anderen.
Mary Westphal ist die Schlagzeug-Schmiede und lässt die Drumsticks sozusagen fliegen. Wahnsinn!
"Stress" ist ein klanglicher Tsunami, der sich ohne geophysische Zeigerausschläge in Höhen begibt, die einen schwindelig-staunend zurück lassen.
Die Energie strömt förmlich, ohne ein Ende zu kennen, aus den Lautsprechern. Das Album ist ein gigantischer Holzklotz, den das Trio mit grobem Werkzeug bearbeitet, dass die Späne nur so durch die Gegend fliegen. Die elf Nummern zeigen allerdings auch, wie toll die Formation mit feinerem Equipment umgehen kann.
Ja, im Genre des Punks wird gerne von rotzigen Anteilen gesprochen. Bitte schön … auch die kann 24/7 Diva Heaven.
Durchhalten ist die Devise. Warten ist angesagt und dann passiert es doch nicht. Das Trio hat einen langen Atem, wenn es um "Everyman" geht. In den knapp fünf Minuten bleibt die Band bei einem quasi stoisch beibehaltenen Tempo, das sich in aufwühlender Langsamkeit kapriziert. Highlight!
Dagegen ist "Death To" der gipfelstürmende Kontrast. Schnell und rasend sorgt der Punk für eine sofortige Leerung des Adrenalin-Tanks. Hinhörer!
Nein, man kann zwar schon den Boden sehen, aber der Rest im Tank wird im funkenschlagenden "Topped With Cheese" verbraucht. So klingt ein 24/7 Diva Heaven-Sahnehäubchen.
Nach etwas über neununddreißig Minuten ist der "Stress" vorbei.
Verdammt! Man befindet sich immer wieder in der Rolle des Verlierers. Jeder Versuch, sich der 24/7 Diva Heaven-Musik zu entziehen, ist zum Scheitern verurteilt.
Ist ein Song zu Ende, will man mehr.
"Stress" ist eine Art Rausch.
Zukunftsmusik: Erst, wenn das zweite Album auf dem Markt ist, wird man wissen, wie wertvoll "Stress" ist.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up 24/7 Diva Heaven:
Katharina Ott-Alavi (guitar, vocals)
Karo Paschedag (bass)
Mary Westphal (drums)
Tracklist "Stress":
- Potface
- Bitter Lollipop
- Shamebath
- Everything Sucks
- Head On Collision
- Everyman
- JT
- Death To
- Topped With Cheese
- White Swamp
- Outro
Gesamtspielzeit: 39:18, Erscheinungsjahr: 2021
Neueste Kommentare