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3 Dayz Whizkey / Common Buzzard Blues – CD-Review

3 Dayz Whizkey / Common Buzzard Blues

Alle bisherigen Scheiben sowie ein fettes Interview stehen im RockTimes-Archiv, wenn man den Namen 3 Dayz Whizkey nachschlägt. Eines der Alben hatte der Schreiber dieser Zeilen seinerzeit sogar mit dem 'Tipp'-Prädikat ausgezeichnet, was wahrlich nicht so häufig vorkommt. Um mir das Ganze dann noch mal frisch in die Hirnwindungen zu rufen, ging Black Water soeben kurz in Rotation und ich habe nichts Wesentliches zu damals zu ergänzen.

Die Jungs aus dem Bayrischen Wald kommen nun also mit Album Nummer fünf an den Start und ich kann mir vorstellen, dass sie echt froh sind, das gute Stück endlich in den Regalen zu haben. Runde vier Jahre sind seit der letzten regulären Veröffentlichung, Steam, vergangen (lässt man mal Live & Let Live von 2015 als reines Live-Album außer Acht). Dabei sind unterwegs etliche Songs auf der Strecke geblieben, schlichtweg wieder in die Tonne gekloppt, als das Album eigentlich schon fertig war. Dann erfolgte irgendwann der sprichwörtliche zündende Funke und die Band wurde in einen Raum gepackt und irgendjemand hat auf den Aufnahmeknopf gedrückt (Sinnzitat).

Herausgekommen ist nun eine sehr kurzweilige Angelegenheit, die den geneigten Freund der Southern Rock-/Blues Rock-Schiene sehr erfreuen wird. Gespickt mit ein wenig Country-Picking und Slide-Gitarre sorgt die Band dafür, dass keiner so richtig ruhig sitzen kann.

Apropos Band, die hat sich mal wieder um eine Position erweitert. Das Trio von 2012 ist mittlerweile zu einem gestandenen Sextett angewachsen und schön ist, dass die alte Stammformation immer noch am Drücker ist. Kontinuität zahlt sich aus. Der Neue darf ordentlich in die Tasten hauen, macht das mit feinsten Orgel-Sounds genauso gut wie mit dem Honky Tonk-Piano und lauscht auf den Namen Dominik Weber. Der Rest der Garde bedient nach altem Erfolgsrezept die beiden Gitarren (Copperfield, Brad The Snake), den Bass (Big Tony), die Trommeln (Little Chris) sowie das Mikro (Myles Tyler).

Eingerahmt wird die Scheibe von den beiden ganz starken Stücken "Back On The River", das den Hörer mit seinem Retro-Sound (ohne abgedroschen retro zu sein), dessen Auftakt ein wenig an Molly Hatchet erinnert, ohne Umschweife in die richtige Stimmung bringt, und dem Abschluss "Through The Smoke", mit einmal mehr coolen Tasten-Parts. Zwischendurch wird die Palette der Southern- und Country Rock-Schiene gut und flott bedient, einzig "Jolene" (ein Schelm würde hier einen Cover-Song erwarten) hält sich in Instrumentierung und Tempo sehr zurück.

"High & Dry" ist einer jener Songs, in denen alles stimmt, wenn man den vorgenannten Genres zugetan ist. Immer wieder schwingt – nicht nur hier – die Tastenarbeit an der Orgel durch und verpasst der Struktur das gewisse Etwas. Dazu die pointiert eingesetzten Gitarren und schon wird eine runde Komposition daraus. Die Chorus-Lines haben auf "Common Buzzard Blues" immer wieder einen hohen Wiedererkennungswert – man weiß halt Songs zu schreiben, das habe ich ja schon vor fünf Jahren gesagt. Horcht man in "I’ll Get By" rein, so denkt man anfangs kurz an die ganz alten ZZ Top. Das ist aber beim Einsetzen der wabernden Orgel direkt wieder verflogen und es entwickelt sich eine richtig coole Nummer mit interessanten Tempowechseln. Ähnlich verhält es sich mit "Stop", dessen Rhythmus einen zu Beginn unweigerlich an "Black Velvet" mit seinem ’slow southern style' denken lässt. Aber auch hier kriegt die Band echt galant die Kurve und macht einen fett groovenden Stampfer daraus.

Ja, liebe Freunde, hat sich gelohnt mit der Warterei auf das neue Album. Die letztendlich überaus kurze Einspielzeit im Studio tut der Sache keinen Abbruch, denn wer hier eine rumpelige Hau Drauf-Scheibe erwartet, der liegt vollkommen falsch. Bei jungen Rindern würde man sagen, dass sie ordentlich auf der Weide gewesen sind, aber die Jungs hier sind bis dato weder Anfänger gewesen noch war ihr bisheriges Wirken von dieser in einer Bewertung überheblich klingenden 'Luft nach oben' gekennzeichnet. Ich empfinde "Common Buzzard Blues" schlichtweg als logische Konsequenz zum bisherigen Schaffen – und das ist in allen Belangen voll geglückt!


Line-up 3 Dayz Whizkey:

Myles Tyler (vocals)
T.G. Copperfield (guitars)
Brad The Snake (guitar)
Big Tony (bass)
Dominik Weber (keys)
Little Chris (drums)

 

Tracklist "Common Buzzard Blues":

  1. Back On The River
  2. High & Dry
  3. I’ll Get By
  4. Stop
  5. Last Minute Man
  6. Highway Song
  7. Railroad Track
  8. Bad Boy
  9. Jolene
  10. Right Time Wrong Place
  11. Through The Smoke

Gesamtspielzeit: 44:50, Erscheinungsjahr: 2019

Über den Autor

Jochen von Arnim

Beiträge im Archiv
Genres: Blues, Rock, Heavy Metal

1 Kommentar

  1. carlolf

    Yep! In der Tat eine super Scheibe und gute Band aus Deutschland. Die Band kannte ich bislang nicht, und bin gespannt, ob sie mal in Berlin live zu sehen sind. Dank für die Rezension – es lohnt, hier auf RockTimes immer wieder vorbeizuschauen,

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