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32. Rudolstadt-Festival vom 4.-7.7.2024 / Festivalbericht

32. Rudolstadt-Festival vom 4.-7.7.2024 / Festivalbericht

Eine volle Stunde lassen es die Musiker von HandyCap aus Jena auf dem Rudolstädter Marktplatz so richtig rocken. Das gefällt den fünf Musikern, das gefällt aber vor allem den zahlreichen Besuchern, die sich anlässlich des 32. Rudolstadt-Festivals (4. bis 7. Juli 2024) am Fuße der Heidecksburg tummeln.

Die Band "HandyCap" aus Jena vereint behinderte und nicht behinderte Musiker

Die Band "HandyCap" aus Jena vereint behinderte und nicht behinderte Musiker

Warum die Musiker des Jenaer Inklusionsprojektes, bei dem Menschen mit und ohne Behinderung gemeinsam einer Leidenschaft nachgehen, gerade beim großen Weltmusik-Festival in der thüringischen Stadt auftreten, erklärte Betreuer und Bandchef Steffen Landeck: »Wir wollten hier gerne spielen und es ist uns gelungen, die Veranstalter davon zu überzeugen.« Zwar gehört die Rockmusik nicht unbedingt ins feste Portfolio des größten Folk-Roots-Weltmusik-Festival Deutschlands, doch beim genauen Hinsehen wird schnell klar: Die musikalischen Grenzen sind hier sehr offen.

Heaven Can Wait: Ein einzigartiges Chorprojekt aus Hamburg unter Leitung von Jan-Christoph Scheibe

Heaven Can Wait: Ein einzigartiges Chorprojekt aus Hamburg unter Leitung von Jan-Christoph Scheibe

Während es nach HandyCap auf dem Platz vor dem Rudolstädter Rathaus mit Monsieur & Die Dame am Klavier (Deutschland) und Mencho Sosa (Argentinien/Italien) an gleicher Stelle mit reizvollen Bandnamen und internationaler Besetzung weitergeht, demonstrieren am Sonntagnachmittag auf der großen Marktbühne 30 Frauen und Männer aus der Freien Hansestadt Hamburg, was in der Musiklandschaft alles möglich ist: "Heaven Can Wait" ist das Motto der Sängerinnen und Sänger und der Name des einmaligen Chores unter der Leitung von Jan-Christoph Scheibe. Hier singen nur Menschen, die mindestens 70 Jahre alt sind. Mit modernen Liedern und Rap lassen es die Senioren im wahrsten Sinne des Wortes rocken. Das Repertoire der Lieder reicht bis zu Udo Lindenberg und den Toten Hosen.  "Heaven Can Wait – Wir leben jetzt" ist zugleich der Name eines Kinofilms über den Chor. Dieser Film hatte 2023 Premiere.

Das Festival-T-Shirt gibt es bereits für 15 Euro

Das Festival-T-Shirt gibt es bereits für 15 Euro

HandyCap und Heaven Can Wait sind stellvertretend nur zwei Beispiele, die zeigen, was beim Festival in der 25.000-Einwohner-Stadt am Ufer der Saale möglich ist. Sehr zeitig sind die Dauerkarten für das Vier-Tage-Festival, das jeweils am ersten Wochenende im Juli stattfindet, Jahr für Jahr vergriffen. Von Freitag bis Sonntag gibt es sogenannte Flanierkarten zum Preis von zehn Euro, die zum Eintritt ins Zentrum berechtigen. Hier winken die Marktbühne Künstlerdarbietungen und die Auftritte von Straßenmusikern wie der Jenaer Band HandyCap. Apropos Preise: Das Festival-T-Shirt gibt es bereits für 15 Euro, Kinder bezahlen dafür zehn Euro.

Der Marktplatz in Rudolstadt zur Festivalzeit

Der Marktplatz in Rudolstadt zur Festivalzeit

Das Festival knüpft an eine Tradition aus dem Jahr 1955, als es in Rudolstadt ein Tanzfest der DDR gab. Es war von 1955 bis 1989 eine ursprünglich laientänzerische Veranstaltungsreihe, in deren Mittelpunkt Wettbewerbe standen. Zunehmend zogen jedoch professionellere Darbietungen ein. Daraus entwickelte sich nach dem Mauerfall das Tanz- und Folkfest, das es unter diesem Titel von 1991 bis 2015 gab.
[RockTimes berichtete regelmäßig seit 2005 vom tff (siehe unser Event-Archiv). Die Red.].

Seit 2016 präsentieren sich Stadt und Veranstalter unter dem Namen Rudolstadt-Festival. Fester Bestandteil des Festivals sind einige musikalische Schwerpunkte, darunter der Länderschwerpunkt (seit 1993, in diesem Jahr mit dem Gastgeberland Deutschland), der Instrumentenschwerpunkt (1991 bis 2015) und der Tanz des Jahres (ab 2002). Von 2001 bis 2009 gab es darüber hinaus einen Regionalschwerpunkt.

Flanieren auf den Straßen in Rudolstadt

Flanieren auf den Straßen in Rudolstadt

Rund 120 Bands und Künstler aus mehr als 30 Ländern unterhielten im Jahr 2024 am Festwochenende die Besucher in der Innenstadt, auf der Heidecksburg und im Heinepark. Den Auftakt mit Julian Marley, Bob Marleys Sohn, feierten allein 16.000 Zuschauer im Heinepark. Ein weiterer Veranstaltungshöhepunkt war das Programm "Ein schöner Land" mit Deitsch & den Thüringer Symphonikern am Freitag auf dem Burghof der Heidecksburg. Der Deutsche Weltmusikpreis RUTH ging 2024 an Silent Tears.

Im Rahmen der Rudolstädter Schriftenreihe überschrieb Bernhard Hanneken 2022 sein Werk mit dem Titel: »Das schönste Kind der deutschen Einheit. Das Rudolstadt-Festival für Folk, Lied und Weltmusik.« Daran lässt sich bereits ermessen, dass reichlich Stolz und Selbstbewusstsein in diesem Ereignis stecken, das anno 2024 wieder 95.000 Besucher zählte. Dahinter steht unausgesprochen die Botschaft: Rudolstadt, Mekka für Musik und Tanz aus allen Ecken der Welt.

Bildnachweis für alle Bilder des Events: © 2024 | Mario Keim | RockTimes

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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