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33. Auflage Blues in Lehrte – Festivalbericht – 03.09.2016 – Am Rodelberch, Lehrte

Festivalplakat

Blues in Lehrte 2016

Das Open Air-Festival 'Blues in Lehrte' kann man getrost als Traditionsveranstaltung bezeichnen. Es ging erstmals im Jahr 1984 in dem Städtchen zwanzig Kilometer östlich von Hannover an den Start und findet seitdem jährlich am ersten Septemberwochenende im nördlichen Teil des Lehrter Stadtparks statt. Inzwischen haben sich die Initiatoren des Festivals im 'Verein zur Förderung der Musik- und Jugendkultur – Blues in Lehrte' organisiert und sind auch als gemeinnützig anerkannt worden. Und die Mühe der Macher trägt inzwischen auch Früchte. Im Jahr 2014 gewann 'Blues in Lehrte' zum ersten Mal den German Blues Award als 'bestes Deutsches Bluesfestival', und auch in diesem Jahr sind sie wieder qualifiziert und haben die Endrunde der letzten fünf schon wieder erreicht. Alle wichtigen Bands hier aufzuzählen, die schon in Lehrte auf der Bühne standen, würde mit Sicherheit den Rahmen dieses Berichtes sprengen. Deshalb seien stellvertretend nur Chris Farlowe, die Hamburg Blues Band und Layla Zoe genannt. Dann kann sich jeder Leser ein Bild davon machen, in welcher Liga 'Blues in Lehrte' spielt. Auch einige Musikerkollegen der auftretenden Bands waren im Publikum. So wurde z. B. Big Daddy Wilson vor der Bühne gesichtet, den wir im nächsten Monat dann selber auf der Bühne beobachten werden.

Bühnenaufbau

Bühnenaufbau

Da RockTimes schon immer zu den schnellsten Magazinen des Universums gehört, schafften wir es tatsächlich, zur 33. Auflage des Open Airs in Lehrte aufzuschlagen! (Auch Selbstkritik zählt zu unseren absoluten Stärken!) Nein, Spaß beiseite. Seit drei Jahren hatten wir die Veranstaltung im Auge, aber mal spielte das Wetter nicht mit, mal gab es Terminüberschneidungen. Jedenfalls klappte es nie. Um so mehr freuten wir uns auf diesen Samstag. Die Sonne schien und es war angenehm warm, ohne in tropische Hitze auszuarten. Auch das Festivalgelände machte einen hervorragenden Eindruck. Reichlich Parkplätze und nur ein kurzer Fussweg machten die Anreise zu einem Kinderspiel. Der abgesperrte Teil des Stadtparks verbreitete ein ganz heimeliges Flair. Große Bühne, eine ebene Wiese mit perfekter Sicht aus allen Richtungen und am Ende leicht ansteigendes Gelände, das auch auf den hinteren Reihen noch einen guten Blick auf die Bühne ermöglichten. Das Ganze umgeben von großen Bäumen, unter denen zahlreiche Trink- und Fressbuden für das leibliche Wohl sorgten. Auch Sitzgelegenheiten für die kleinen Pausen zwischendurch gab es genügend, wenn man früh genug da war. Also schon der erste Eindruck war perfekt. Vom ersten Augenblick an fühlte man sich sauwohl.

Pickup The Harp

Pickup The Harp

Das Ambiente stimmte also schon mal. Und, wie sich im weiteren Verlauf des Tages herausstellen sollte, gab es auch bei der gesamten Organisation absolut nichts zu meckern. Jede der auftretenden Bands hatte eine Spielzeit von circa neunzig Minuten zur Verfügung, was auch so ziemlich genau eingehalten wurde. Die Umbaupausen dazwischen lagen bei einer Länge von einer halben Stunde. Und auch das klappte fast auf die Minute genau. Und da sich in dieser Zeit das Acoustic Blues-Trio Pickup The Harp aus Karlsruhe unters Publikum mischte, wurde auch die Pausenzeit optimal genutzt und die Zuschauer perfekt unterhalten. Der Dreier kam mit seinem Mix aus Eigenkompositionen und 12-Takt-Klassikern sehr gut an und verkürzte die Wartezeit auf den nächsten Bühnenact sehr gut.

17Zoll Band

17Zoll Band

Pünktlich um 16.00 Uhr begann die 17Zoll Band ihr Set. Die Band wurde im Jahr 2010 gegründet und spielt in der aktuellen Besetzung Leon Fauth (Gitarre), Thorsten Gallasch (Gesang), Heiko Hänsel (Schlagzeug) und Ralf Giese (Bass) seit zwei Jahren zusammen. 'Star' des Quintetts aber ist der erst 16-jährige(!) Leadgitarrist Carl Giese. Unglaublich, wie er seinen Sechssaiter beherrscht und sich dabei über durchaus anspruchsvolle Songs von Leuten wie Henrik Freischlader und Joe Bonamassa hermacht, die ja Einiges an Können voraussetzen. Die Band wirkt insgesamt sehr gut eingespielt und absolvierte den immer etwas undankbaren Job des Einheizers perfekt, der sowohl aus eigenen Songs, als auch aus sehr gelungenen Coverversionen bestand. Dabei achtet die 17Zoll Band bei der Songauswahl streng darauf, generell weniger bekannte Songs der Großmeister zu covern. Und das gelingt ihnen perfekt. Jedenfalls wurde die Gruppe vom Publikum sehr gut angenommen.

Abi Wallenstein & BluesCulture

Abi Wallenstein & BluesCulture

Als erster Topact in Lehrte kam dann Abi Wallenstein auf die Bühne. Dabei hatte er seine BluesCulture-Besetzung mit am Start. Neben dem Weltklasse-Harper Steve Baker und Martin Röttger, der bei diesem Set ausschließlich am Schlagzeug zu hören war und auf das Cajonspiel verzichtete, verstärkte der Pianist Günther Brackmann die Band, was dem Sound natürlich jede Menge mehr Improvisationsmöglichkeiten bot. So war die gesamte Show im Grunde genommen ein einziger großer Jam voller Soloeinlagen an allen Instrumenten. Allein Steve Baker bearbeitete das Mississippi-Saxofon mal wieder zum Niederknien. Egal ob zart und einfühlsam oder straight nach vorne, dieser Mann ist einfach absolute Spitze. Einer der Höhepunkte des Konzertes war mal wieder der Boogie "The Hip Shake", bei dem alle Musiker vor Improvisationen nur so strotzten. Auch wenn der inzwischen 70-jährige Abi ab und zu mal einige Stimmprobleme hatte, bot die Band doch wieder einen grandiosen Auftritt. Inzwischen hatte sich auch das Gelände weitgehend gefüllt, sodass, nach meiner subjektiven Schätzung, deutlich mehr als tausend Besucher da waren.

Kai Strauss & The Electric Blues Allstars

Kai Strauss & The Electric Blues Allstars

Inzwischen war die Dunkelheit hereingebrochen, als Kai Strauss & The Electric Blues Allstars zu ihrem Gig auf die Bühne kamen. Die Band schwimmt im Moment auf einer wahren Erfolgswelle. Das aktuelle Album I Go By Feel wurde 2015 mit dem German Blues Award als 'bestes Bluesalbum' ausgezeichnet, und die Band selbst in diesem Jahr zur 'besten Deutschen Bluesband' gekürt. An diesem Samstag liefen sie mit 'Mo' Fuhrhop an den Keys, Alex Lex (Drums), Kevin Durvaney (Bass, Vocals), sowie Thomas Feldmann (Harmonika, Saxofon) auf und stellten ihr neuestes Studiowerk ausführlich vor. Aber auch die älteren Songs kamen hervorragend rüber. Die fünf Musiker gehören zu den Besten ihres Genres und ihr Zusammenspiel ist einfach göttlich. Dazu stand mit Feldmann ein klasse Harmonikaplayer auf der Bühne. Kai selbst glänzte mal wieder durch sein einfühlsames Gitarrenspiel, und auch seine Vocals werden immer stärker. Die Band glänzte durch unbändige Spielfreude und genoss ihren Auftritt ganz offensichtlich sehr. Auch die Songs mit Saxofoneinsatz überzeugten durch ihren absolut dichten Sound. Kai Strauss & The Electric Blues Allstars zogen alle Register und begeisterten das Lehrter Publikum vollständig. Ein klasse Gig!

Das Publikum ist gut drauf

Das Publikum ist gut drauf

Apropos Saxofon. Dieses und ähnliche Instrumente waren dann auch der Grund dafür, dass unser Besuch beim 33. 'Blues in Lehrte'-Festival etwas früher beendet war. Wer mich kennt, der weiß, dass ich richtige Probleme mit dieser Art von Blasinstrumenten habe. So waren die ersten beiden Songs der Tommy Schneller Band etwas zu heftig für mich. Das Septett, das mit Saxofon, Trompete und Posaune angetreten war, überstieg dann doch etwas meinen persönlichen Musikgeschmack, was natürlich absolut nichts mit der Qualität ihrer Musik zu tun hat. Nur für mich war dieser Bigband-Sound einfach eine Nummer zu heftig. Trotzdem war der erste Besuch der RockTimes-Redaktion ein sehr gelungener Tag. Macht weiter so. Ihr habt mit 'Blues in Lehrte' was richtig Cooles am Laufen!

Wir bedanken uns ganz herzlich bei Matthias Dörr vom Blues in Lehrte e.V. für die problemlose Akkreditierung.

Über den Autor

Jürgen Bauerochse

Hauptsächlich zu besprechende Musikstile: Blues, Blues Rock, Southern Rock, Classic Rock
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Mail: juergen(at)rocktimes.de

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