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38 Special / Live At Rockpalast 1981 – CD + DVD-Review

38 Special - "Live At Rockpalast 1981" - CD+DVD-Review

Da sage nochmal einer, am 29. August 1981 hätte nicht die Hütte gebrannt. Dabei fand das damalige Rockpalast-Spektakel sogar unter freiem Himmel auf der Loreley statt. Bereits das Line-up mit Nine Below Zero, The Outlaws sowie dem Headliner Thin Lizzy hatte es in sich, dazu kamen ein strahlend blauer Himmel und wunderschönes Wetter. Den Anfang machte jedoch die 1974 in Jacksonville, Florida von Don Barnes und einem gewissen Donnie Van Zant (der mittlere Bruder des Original-Lynyrd Skynyrd-Frontmanns Ronnie und des seit der Reunion singenden Johnny) Combo 38 Special, die bis dahin vier Alben vorgelegt hatte und sich hinsichtlich der zu diesem Zeitpunkt aktuellen Scheibe "Wild Eyed Southern Boys" zum ersten Mal über eine Platin-Auszeichnung freuen durfte.

Offensichtlich konnte an diesem Tag nichts schief gehen. Das herrliche Wetter wurde bereits erwähnt, das Publikum war sehr gut drauf und 38 Special stürmte mit der Nummer "Turn It On" die Bühne, als würe es kein Morgen geben. Aber Moment mal … hm, wüsste man es nicht besser, dann könnte man fast glauben … Donnie Van Zant sieht seinem 1977 verstorbenen Bruder Ronnie sehr ähnlich, hat in etwa die selbe Köpergröße und trägt auch noch den fast gleichen Hut. Zeigt die Kamera den Schlagzeuger Jack Grondin von hinten, so könnte man ihn aufgrund des freien Oberkörpers und der langen lockigen Haare doch fast mit Artimus Pyle verwechseln und Larry Junstrom am Bass wählte nicht nur ähnliche Kopfbedeckungen wie Leon Wilkeson, sondern hatte auch dasselbe blonde, bis auf die Schultern fallende Haar. Aber gut, das sind Nebenschauplätze, denn das Quintett (plus Background-Sängerinnen) machte mit "First Time Around" und "Stone Cold Believer" erstmal weiter mächtig Alarm. Grondin ist ein wahres Powerhouse hinter seinen Drums, Junstrom mit seinem Bass fest in den Groove eingelockt, während Van Zant wie aufgekratzt durch die Gegend bzw. über die Bühne rennt und gesanglich klasse von Lu Moss sowie Carol Bristow unterstützt wird. Selbstverständlich dürfen auch die glänzend aufgelegten Saiten-Virtuosen Don Barnes sowie Jeff Carlisi nicht unerwähnt bleiben.

Beim vierten Song, dem guten Instrumental "Robin Hood", nimmt die Band den Fuß erstmal ein bisschen vom Gaspedal, was sich jedoch lediglich als die berühmt-berüchtigte 'Ruhe vor dem Sturm' entpuppt. Denn mit "Wild Eyed Southern Boys" sowie dem wohl bekanntesten Song und größten Hit der Südstaatler, "Hold On Loosely" (der heute noch im Radio gespielt wird), geht es ohne Gefangene zu machen in die nächste Runde. Anschließend wird in Form von "Back Alley Sally" sowie Chuck Berrys "Around And Around" dem Rock’n’Roll gehuldigt, was nicht nur der Band, sondern auch dem Loreley-Publikum jede Menge Spaß machte. Und selbst 42 Jahre später kann man sich dieser Power, dieser Spielfreude und unbändigen Lust am Leben nicht entziehen. Am Ende bedauert der Rezensent sogar, dass der Auftritt nicht länger dauerte.

Nach Rockin' Into The Night sowie "I Been A Mover" ist dann auch fast schon Schluss. Aber nur fast, denn mit großen Augen und offenen Ohren darf der Rezensent erleben, wie ein kleiner Haufen von so oft als Rednecks, also tiefpatriotischen Hinterwäldlern mit einem geistigen Horizont, der mit viel Glück gerade mal bis zum Ende des eigenen Vorgartens reicht, beschimpften Musikern als letzten Song die Anti-Kriegs-Nummer "Fortunate Son" von CCR anstimmen. Ob dies aus Überzeugung oder Berechnung (da klar war, dass sehr viele GI’s unter den 6 000 Konzertbesuchern waren) geschah, sei mal dahin gestellt. Dennoch Respekt!

Letzten Endes darf "Live At Rockpalast 1981" von 38 Special vor allem, aber bei weitem nicht nur Southern Rock-Fans ans Herz gelegt werden, da diese Stunde Musik so viel Spaß macht, wie ihn der Rezensent mit einer Musik-DVD schon lange nicht mehr hatte. Die Loreley war an diesem Nachmittag jedenfalls im Sturm erobert worden. Und das, liebe Leser, wird euren DVD-Playern und Wohnzimmern nicht anders ergehen!


Line-up 38 Special:

Donnie Van Zant (lead vocals)
Jeff Carlisi (rhythm & lead guitar)
Don Barnes (rhythm & lead guitar, lead vocals – #5,6,9,11)
Larry Junstrom (bass)
Jack Grondin (drums)
Carol Bristow (background vocals)
Lu Moss (background vocals)

Tracklist CD + DVD:

  1. Turn It On
  2. First Time Around
  3. Stone Cold Believer
  4. Robin Hood
  5. Wild Eyed Southern Boys
  6. Hold On Loosely
  7. Back Alley Sally
  8. Around And Around
  9. Rockin' Into The Night
  10. I Been A Mover
  11. Fortunate Son

Gesamtspielzeit: 56:29 (CD), 60:00 (DVD), Erscheinungsjahr: 2023 (1981)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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