Wie viele andere junge Bands hatte es auch Uriah Heep lange Jahre nicht gerade leicht. Von der Presse oft abschätzig und teilweise sogar spöttisch verunglimpft, ließen sich die vier Musiker (plus den zu Anfang vielen wechselnden Schlagzeugern) jedoch glücklicherweise nicht irritieren und gingen ihren Weg unbeirrt weiter. Allerdings gings da auch schon mal über Stock und Stein. War während der drei ersten Alben mit Paul Newton am Bass in der Rhythmusabteilung wenigstens eine Konstante gegeben, so schienen die Drummer (allein drei davon sind auf dem Debüt "Very 'eavy, Very 'umble") im Monatstakt zu wechseln. Erst für das vierte Werk war mit Lee Kerslake der richtige Mann gefunden und für den ausgeschiedenen Newton konnte der Neuseeländer Gary Thain verpflichtet werden. Somit war die streitbar bis heute beste, mit Sicherheit aber meine Lieblings-Besetzung am Start, die mit "Demons And Wizards", "The Magician’s Birthday" (beide aus dem Jahr 1972), "Sweet Freedom" sowie dem bärenstarken "Uriah Heep Live" (die beiden letztgenannten jeweils von 1973) auch die Album-Favoriten des Rezensenten einspielten.
Was andere Scheiben (wie beispielsweise Look At Yourself, das bereits erwähnte Debüt, das insgesamt etwas müde klingende "Wonderworld" oder auch das neue Wege gehende "High And Mighty", um nur mal bei der David Byron-Ära zu bleiben) aber nicht abwerten soll. Denn selbst wenn einige dieser Scheiben als Ganzes nicht ganz so hell strahlten, so fand man dennoch immer genügend Perlen darauf, um fast jeden Fan voll bei der Stange zu halten. Tja, und dann gab es ja noch das Zweitwerk "Salisbury", das einen großen Schritt in der Entwicklung der Band darstellte. Ken Hensley hatte sich bereits zum Hauptsongwriter entwickelt, war an allen acht Kompositionen (inklusive der Single-B-Seite "Simon The Bullet Freak" sowie dem Outtake "Here Am I") beteiligt (während fünf Stücke von ihm ganz alleine stammten) und am Schlagzeug war für diese Platte Keith Baker in der Band.
Tja, was soll man zu "Salisbury" noch viel schreiben, das nicht bereits hunderte Male (unter anderem hier bei RockTimes) ausgeführt wurde. Die Spezialitäten dieses zweiten, Anfang 1971 veröffentlichten Werkes sind ganz sicher das knapp sechzehneinhalb-minütige Titelstück (inklusive klassischer Unterstützung, ein wahres Monsterwerk!) sowie die einzige Single des Albums, die Nummer "Lady In Black", die witzigerweise erst sechs Jahre später zu einem riesigen Hit avancierte und mit der Flipside "Simon The Bullet Freak" einen zusätzlichen Track bot. Aber da war noch jede Menge mehr an starkem Material vorhanden. Während man David Byrons extrem hohen Gesang bei dem eröffnenden "Bird Of Prey" (nicht unbedingt) mögen muss, stellt die Musik doch einen tonnenschweren Rocker dar, bei dem sich Gitarrist Mick Box voll ausleben kann.
Ebenfalls super ist das (mit schöner Slide-Gitarre von Box) soft beginnende "High Priestess", das sich im Verlauf zum Vorgeschmack auf später erscheinende Heep-Kracher der Marke "Easy Livin'" etc. etc.) entwickelt. Neben "Lady In Black" die zweite Nummer, bei der nicht David Byron, sondern Ken Hensley die Lead Vocals übernahm. Sehr anders, viel getragener und gar mystischer dagegen das wunderschöne "The Park", dessen sanfte Keyboards und die Akustikgitarre die gesetzt-melancholische Stimmung untermauern. Gegen Ende kommen hier sogar noch jazzige Töne mit ins Spiel. Und schließlich ist da mit der Box/Byron/Hensley-Komposition "Time To Live" noch ein cooler Rocker am Start, der die Balance gekonnt wieder herstellt.
Dieser Jubiläumsausgabe zum 45. Geburtstag der Platte ist eine zweite CD mit alternativen (wenn auch nicht umwerfend anders klingenden) Versionen der Albumtracks, einer zusätzlichen (soundmäßig ziemlich durchwachsenen) Live-Version des Titelstücks, der Single-B-Seite und dem Outtake beigefügt. Mit "Here Am I" fiel dabei ein Titel unter den (Schneide-) Tisch, der sich eigentlich prächtig in das restliche Material eingefügt hätte und somit eine tolle Ergänzung ist. Der Sound dieser Ausgabe ist natürlich einmal mehr optimiert worden und kommt (zumindest auf meiner Anlage) makellos daher.
Ganz feine Sache, falls man die Scheibe noch nicht hatte und selbstverständlich auch für Sammler und Komplettisten durchaus interessant.
Line-up Uriah Heep:
David Byron (lead vocals)
Mick Box (acoustic-, lead- & rhythm guitars, background vocals)
Ken Hensley (piano, organ, acoustic & slide guitars, harpsichord, vibes, background vocals, lead vocals CD 1 – #4,5 CD 2 – #1,7)
Paul Newton (bass, background vocals)
Keith Baker (drums)
Tracklist "Salisbury" (2016):
- Bird Of Prey
- The Park
- Time To Live
- Lady In Black
- High Priestess
- Salisbury
- High Priestess (alternate take)
- Time To Live (alternate take)
- The Park (alternate take)
- Simon The Bullet Freak (single-b-side)
- Bird Of Prey (alternate take)
- Here Am I (outtake)
- Lady In Black (alternate take)
- Salisbury (alternate take)
- Salisbury (live)
Gesamtspielzeit: 38:13 (CD 1), 70:53 (CD 2), Erscheinungsjahr: 2016 (1971)
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