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The Who / Who’s Next – CD-Review

The Who / Who‘s Next - CD-Review

1971 – das Jahr in welchem viele Rockklassiker erschienen sind, ob Déjà Vu (CSN&Y), Meddle (Pink Floyd) oder "Fireball" (Deep Purple) … aber einer ist mir bis heute sehr wichtig: das 'Pisser'-Album von The Who.

Mir liegt die digital überarbeitete 1995er Version vor, auf der zusätzlich einige Bonustracks enthalten sind, die auf dem ursprünglichen Album ebenfalls eine sehr gute Figur gemacht hätten. Ein Beweis dafür, wie vielseitig The Who eigentlich waren, als sie sich damals auf der Höhe ihres Zenits befanden. Pete Townshend schrieb die Songs für Tommy, beziehungsweise für das vorgesehene Doppelalbum "Lifehouse" und experimentierte erstmals mit einem Synthesizer.
Das beeindruckende Songwriting von Pete, die perfekte Umsetzung von Keith und John im Einklang mit der gewaltigen Stimme von Roger brachte die ganze unglaubliche Energie und Kraft zu Tage, die diese Songs benötigten.

Als ich mir Ende der 80er das Vinyl gekauft hatte, war mein Wissen über diese Band nicht wirklich groß, aber das Cover der Platte mit dem angepissten Monolith fand ich einfach nur cool. Und als ich dann zu Hause die ersten Loops von "Baba O’Riley" hörte, die aus meinen Boxen dröhnten, war ich hin und weg. Diese Faszination für diesen Song hält bis heute an.

Ja, und dann ging es Schlag auf Schlag. Ich denke jeder Who-Fan kennt jeden einzelnen Song dieser Veröffentlichung. Egal ob "Bargain" oder "The Song Is Over", oder auf Seite zwei das wunderbare "Getting In Tune" – ein Meisterwerk!
Meiner Meinung nach hätte man sich "Going Mobile" schenken können, aber das ist reine Geschmackssache. Dann das bei mir bis heute noch Gänsehaut erzeugende "Behind Blue Eyes" oder der letzte Track auf dem Album, "Won’t Get Fooled Again" machen das Gesamtpaket perfekt. Vor allem "Behind Blue Eyes" wurde unerwartet immer mal wieder aus der Mottenkiste hervor gekramt und zu neuem Weltruhm geführt, am bekanntesten ist die Version von Limp Bizkit oder, ganz up to date, von Tokio Hotel für das junge Publikum.

Noch ein paar wissenswerte Fakten:
Bei "Baba O’Riley" spielte der befreundete East Of Eden-Geiger Dave Arbus den Schlussteil.
"Won’t Get Fooled Again" wurde in Mick Jaggers bescheidener Hütte Stargroves eingespielt.
"Behind Blue Eyes" gibt es in zwei Versionen, die erste wurde mit Al Kooper an der Hammond aufgenommen und die zweite Aufnahme – ohne Orgel – fand ihren Weg aufs Album.

Und nun zu den Bonus-Stücken, die bei der Erstveröffentlichung von "Who’s Next" keine Berücksichtigung fanden:
"Pure And Easy" – eine feine Midtempo-Nummer, die sich unauffällig in die Gehör-Muscheln schleicht und am Ende mit einem kleinen Riff, Handclaps und einem Gute-Laune-Refrain die Leichtigkeit der 60er Beatmusik heraufbeschwört.
Das witzige flotte "Baby Don’t You Do It" mit Leslie West als Gastgitarrist ist ein hart rockender Blues und erinnert an "Baby Please Don’t Go"- immer wieder nach vorn getrieben von Keith und Roger zur Hochform anstachelnd.
"Naked Eyes" besticht durch den Wechsel aus ruhigeren Passagen, von Roger Daltreys gesungenen Strophen und dazwischengelagerten, sehr dreckigen sowie stark angeschlagenen Riffs von Pete Townshend, was sogar teilweise an den rotzigen Stil von Neil Young erinnert. Ein starker Song, finde ich.
"Water" fließt gleichmäßig dahin, ohne besonders auffällig zu wirken.
"Too Much Of Anything" ist eine gefühlvolle Ballade mit Nicky Hopkins, der schöne Pianoklänge in diese zaubert und so für Wohlfühlmomente sorgt.
Es bluest sogar, mit einem Schuss Country sowie dem typischen Who-Sound versehen: "I Don’t Even Know Myself", eine angenehm gemütliche Ablenkung.
Und nun die erste Version der oben erwähnten Fassung von "Behind Blue Eyes" mit Al Kooper. Ich persönlich finde diese interessanter; vor allem wegen des härteren Gitarrensounds.

Für mich zählt "Who’s Next" immer noch zu meinen absoluten Favoriten mit besonderen Erinnerungen. Dies ist auch das meist gespielte Album aus meiner Plattensammlung.


Line-up The Who:

Pete Townshend (guitar)
Roger Daltrey (vocals)
Keith Moon (drums)
John Entwistle (bass)

Guests:

Dave Abrun (violin)
Nicky Hopkins (piano)
Al Cooper (Hammond)
Leslie West (guitar)

Tracklist "Who’s Next":

  1. Baba O’Riley (Pete Townshend)
  2. Bargain (Pete Townshend)
  3. Love Ain’t For Keeping (Pete Townshend)
  4. My Wife (John Entwistle)
  5. The Song Is Over (Pete Townshend)
  6. Getting In Tune (Pete Townshend)
  7. Going Mobile (Pete Townshend)
  8. Behind Blue Eyes (Pete Townshend)
  9. Won’t Get Fooled Again (Pete Townshend)
  10. Pure And Easy (Pete Townshend) [Bonustrack]
  11. Baby, Don’t You Do It (Holland/Dozier/Holland) [Bonustrack]
  12. Naked Eye (Pete Townshend) [Bonustrack]
  13. Water (Pete Townshend) [Bonustrack]
  14. Too Much Of Anything (Pete Townshend) [Bonustrack]
  15. Don’t Even Know Myself (Pete Townshend) [Bonustrack]
  16. Behind Blue Eyes (Original Version) (Pete Townshend) [Bonustrack]

Gesamtspielzeit: 77:31, Erscheinungsjahr: 1995 (1971)

Über den Autor

Achim Mayinger

Genres: Beat, Classic Rock, Hard'n'Heavy, Progressive Rock

4 Kommentare

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  1. Ulli Heiser

    Uh, das mit dem Cover kann mein Fehler sein. Ich habe nach Deluxe gegoogelt und das Cover dann ausgewählt.
    Schick mir das richtige und ich korrigiere.stante pede

    Beste Grüße

    Ulli

    1. Manni

      N’Abend, Ulli, irgendwie haben wir ein Missverständnis.

      Das Cover stimmt ja, da Achim die Tracklist von 1 – 16 aufführt. Das ist es die bekannte Deluxe Version – die hat eine zweite CD, beides erschienen 2003. Es gab und gibt keine andere "Deluxe" Version. Er ging halt nur nicht auf die 2. CD ein, deswegen ja mein (gutgemeinter) Kommentar. Das Konzert auf der Bonus-CD aus 1971 ist Spitze!

      Tipp: Hör dir die "Live Bonus" nochmal in Ruhe an. Das ist echt genial…

  2. Manni

    Hi Achim,

    Ich kenn die LP seit dem Tag ihres Erscheinens und ich bin ganz bei dir. „Who’s Next“ ist die Studio-Hammerplatte der Band!

    Live waren die aber noch besser und da es einige hervorragende Platten gibt (nicht nur die Live at Leeds, auch andere – teilweise bessere), die den Beweis führen, dass eben die Who und nicht die Rolling Stones Anfang der 70er „The greatest Rock ‘n Roll Band of the World“ waren, bin ich etwas verwundert – da du ja offensichtlich die Deluxe-Version hast (siehe Cover) – und nicht auf die zweite CD eingehst.

    Dieses Konzert 1971 im „Young Vic Theatre London“ ist eine Sensation: Nicht nur klanglich, sondern auch, weil damit die „Who’s Next“ öffentlich vorgestellt wurde. Das Ergebnis ist hinreissend. Nichts mehr von „Tommy“, was die Band hinter sich lassen wollte.

    Hör dir diese Sternstunde des Rock, über 30 Jahre nach dem Ereignis damals als Bonus-CD der „Deluxe“ erschienen, nochmal mal an. Das waren die Who, wie ich sie 1972 in der Frankfurter Festhalle selbst live erlebt hab, eins meiner ersten Konzerte. (2 Tage halbtaub 🙂 )

    Ich bin sicher, du wirst weiteren Zugang zu den Who finden, wenn dir die „Who’s Next“ so gut gefällt. Viel Spaß!

    1. Achim

      Servus Manni, danke für deine Ausführung und ja du hast Recht es gibt die 2. CD mit diesem genialen Live Konzert. Auf diese bin ich bewusst nicht eingegangen da ich "nur" das Studioalbum besprechen wollte und finde es wert zum 50. Jubiläum Who’s Next den Leuten wieder ins Gedächtnis zu bringen.
      Da bin ich schon neidisch das du The Who in meinem Geburtsjahr !!!! Live gesehen hast, bestimmt ein Konzert das in Erinnerung geblieben ist, nicht nur wegen der Taubheit

      Rock on and stayed tune
      Achim

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