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Jonas Lindberg & The Other Side / Miles From Nowhere – CD-Review

Jonas Lindberg & The Other Side / Miles From Nowhere - CD-Review

Geht es euch auch manchmal so?
Man hört ein Album und findet es gut und hört es öfters.
Es gefällt immer besser, weil es einfach gute Musik ist. Der Haken daran: es bleibt nichts hängen. Es ist eine reine Momentaufnahme.

Dieses Phänomen trifft auf die neue Veröffentlichung des schwedischen Multi-Instrumentalisten Jonas Lindberg zu. "Miles From Nowhere" ist sein zweites Werk mit seinem Prog Rock-Project The Other Side und dieses schrieb und spielte Jonas in der Pandamie selber ein.
"Miles From Nowhere" ist eine fortfahrende Weiterentwicklung seines 2016er Albums "Pathfinder". Hier versucht der Mastermind einen roten Faden zu spinnen. Es sind vor allem  persönliche Texte über Dinge, die in dieser Zeit bei ihm passiert sind.

Gleich der Opener "Secret Motive Man" zieht mit einem guten Riff und einem unaufgeregtem Rhythmus in die Gehörgänge. Ein leichter, flockiger rockiger Song mit zarten progressiven Anteilen, verpackt in über sieben Minuten, zeigt wo die Reise hingeht.
Dieser Weg ins Nichts ist bildlich sehr eindrucksvoll im Booklet dargestellt (»Cover and Layout designed by Jonas Lindberg«) und führt uns zum "Little Man". Akustisch lieblich und mit einer feinen Melodie im Midtempo, zieht es mich in seinen Bann, obwohl es sich doch sehr nach Steven Wilson anhört, wenn dieser Songs wie z.B. "Train" zelebriert.
Mittig wird eine schöne Keyboard-Melodie angespielt und das anschließende Gitarrensolo ist auch vom Feinsten, Jonas Sundqvist und die wunderbare Jenny Storm teilen sich die Gesangspart und auch im Duo passen sie wunderbar zusammen. Ein kleines Highlight!

Floydsche Klänge ziehen auf und leiten den ersten Longtrack, "Summer Queen", ein; bis sich diese süßliche Melodie bricht und Jenny Storm ihren Part "Summer" zelebriert – folkig, zart, zerbrechlich.
Dann der harte Break – ohne den Faden zu verlieren, geht es ab in den 'Part Fall' des Jonas Sunqvist. Das erinnert tatsächlich an die Eloy der 90er. Hier kommt Schwung in den Laden. Ers singt »… Earth freeze, I run, Winter has come« und so eisig ist das drauffolgende Solo. Und wieder Break.
'Part Winter', unüberhörbar mit Glöckchen. Instrumental baut es sich auf, ein Riff und ein Thema das an Rushs "Xanadu" angelehnt ist (unbeabsichtigt oder nicht). Das Keyboard- und Gitarrenspiel ist wie ein Kämpfen, das sich vom harten Winter zu dem zarten Frühling hinüberzieht und sich im 'Part Spring' ergießt und schließlich die "Summer Queen" auferstehen lässt"; »… nights to day, a glorious day«, heißt es da unter anderem.

"Astral Journey" ist ein Instrumental, bei dem Jonas alle Instrumente allein eingespielt hat und nur  Unterstützung  von Maria Olsson an der Percussion sowie Janathan Lundberg an den Drums erhält. Ein Auf und Ab der Gefühle wird hier dargeboten. Diese astrale Reise nehme ich in Kauf und lass mich in dieser treiben. Den Abschluss der Reise macht der 25-minütige Titeltrack.
Puuuuuh, zieht sich ganz schön lang hin, diese "Overture", erst gemütlich und langatmig, bis dann doch noch was passiert. Leichte progressive Breaks übernehmen das Tempo, es zirpt der Synthie, die Gitarre hat ein leichteres Thema gewählt und dieses Szenario wiederholt sich des Öfteren.
Es kommt mir vor, als wenn der Musiker das ganze extra lang hinauszieht. Leider ist dies nicht produktiv und ist für den Hörer ermüdend.

Nach sieben Minuten gibt es endlich etwas Neues und das geht über einer Akustischen im Midtempo zum Part II, "Don’t Walk Away". Bei Part III stockte ich kurz und musste ins Booklet schauen um zu checken, wer da singt! Zuerst dachte ich an Rikard Sjöblom (Beardfish,Gungfly) – welch eine Ähnlichkeit. Wer es schließlich war stand nicht dabei, auf jeden Fall wird es interessanter. Ein flotter, positiver, teilweiser poppiger Song mit abwechselndem Gesang mit der zauberhaften Jenny Storm und fetzende Salven von Keyboard und Gitarre, stark; hätte auch als einzelner Song bestimmt geklappt.
Die Erinnerungen "Memories" kommen futuristisch und beim Finale ("Miles From Nowhere" darf Gastgitarrist Roine Stolt (Transatlantic, Flower Kings) noch sein Bestes geben und damit endet dieses Epos durch das ich mich teilweise durchgequält habe doch noch gut mit einem fetzigen feinen Solo.

Wie oben schon erwähnt, es ist gute Musik, mit viel Potenzial. Man kommt leicht rein, da es nicht zu proggig ist und die Songs mit richtig schönen Melodien aufwarten. Wenn man möchte, würde ich die aus Schweden stammende Band Flower Kings als Referenz heranziehen, aber durch die vielen Andeutungen zu anderen Bands, drückt Jonas Lindberg mit seiner Band The Other Side einen eigenen Stempel auf.


Line-up Jonas Lindberg & The Other Side:

Jonas Lindberg (bass, keyboards, acoustic & electric guitar, backing vocals, lead vocals – #7, Part IV)

with:
Jonas Sundqvist (lead vocals)
Jenny Storm (lead & backing vocals)
Jonathan Lundberg (drums)
Nicklas Thelin (guitars)
Calle Stålenbring (guitars)
Maria Olsson – percussion

and special guest:
Roine Stolt (lead guitar – #7, PT V)

Tracklist "Miles From Nowhere":

  1. Secret Motive Man (7:26)
  2. Little Man (5:49)
  3. Summer Queen (15:52)
  4. Oceans Of Time (11:37)
  5. Astral Journey (5:50)
  6. Why I’m Here (4:26)
  7. Miles From Nowhere (25:32)
    PT I – Overture
    PT II – Don’t Walk Away
    PT III – I Don’t Know Where You Are
    PT IV – Memories
    PT V – Miles From Nowhere

Gesamtspielzeit: 76:32, Erscheinungsjahr: 2021

Über den Autor

Achim Mayinger

Genres: Beat, Classic Rock, Hard'n'Heavy, Progressive Rock

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