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Johnny Kidd And The Pirates / Please Don’t Touch – Vinyl-EP & CD-Review

Johnny Kidd And The Pirates - "Please Don't Touch" - Vinyl & CD-Review

Der Name Johnny Kidd And The Pirates stand beim Verfasser dieser Zeilen eigentlich immer schon hoch im Kurs, obwohl er bis vor kurzem noch keinen Tonträger der englischen Band im Schrank stehen hatte. Wie kommts? Naja, zum einen kennt man den Rock’n’Roll-Klassiker "Shakin' All Over" zur Genüge aus dem Radio, zum zweiten gibt es diese von Motörhead zusammen mit Girlschool (unter dem Namen Headgirl) gezockte Cover-Nummer "Please Don’t Touch" (kann sich noch jemand an den Auftritt im "Musikladen" erinnern?) und zum dritten bin ich irgendwann in den Achtzigern mal über die Alben von The Pirates (ohne Johnny) aus den Siebzigern gestoßen und habe diese lieben gelernt. Und nun liegt mir also die 10-inch-EP aus dem Hause Bear Family Records mit insgesamt zwölf Tracks vor.

Auch damals schon spielte das Image eine große Rolle im Business und so spielten Johnny Kidd And The Pirates ihre Auftritte immer in voller Piraten-Montur, inklusive der Augenklappe des Frontmanns. Eine Besonderheit besteht darin, dass der gute Johnny viele seiner Songs (in den Songwriting-Credits unter seinem bürgerlichen Nachnamen Heath gelistet) selbst schrieb. In den Tracks selbst ging es oft (wie beispielsweise bei "I Want That" oder "So What") stilecht roh und ungezügelt zur Sache, was natürlich auch heute noch richtig gut kommt. Von seinen Mitmusikern haben sich der Schlagzeuger 'Clem' Cattini (der später zu einem sehr gefragten Top-Session-Drummer wurde) sowie der erst 1962 dazu gekommene Gitarrist Mick Green (der in den Neunzigern die Single "Blues Suede Shoes" b/w "Paradise" mit Lemmy Kilmister aufnahm) einen Namen in der Londoner Rock-Szene gemacht.

Neben den zwei ganz großen Hits ("Shakin' All Over" sowie "Please Don’t Touch") gefallen auch sämtliche weiteren hier vertretenen Nummern, die sowohl von den Tempi, als auch vom Songwriting durchaus abwechslungsreich gestaltet wurden. Zu gemächlicheren (aber nicht langweiligeren) Stücken wie "Hurry On Back To Love" oder "Longin' Lips" gesellen sich immer wieder blind nach vorne preschende Kracher wie "I Can Tell", "A Shot Of Rhythm And Blues" oder ganz besonders "Yes Sir, That’s My Baby". Eigentlich ein echter Schmachtfetzen, muss aber unbedingt auch noch "Magic Of Love" aufgrund seiner starken Gesangslinien und Eingängigkeit erwähnt werden. Das Kuriose an diesem Stück ist außerdem, dass die Rhythmen hinter dem Gesang etwas abenteuerlich variieren, trotzdem aber alles zusammen zu passen scheint. Abenteuerlich… klar, Piraten eben.

Als Beilage gibt es ein Booklet so groß wie die EP-Hülle, dem man nicht nur sämtliche Aufnahme-Daten und Zusatzinformationen entnehmen kann, sondern sogar auch noch eine CD, die insgesamt 33 Tracks enthält und eine Johnny Kidd-Postkarte in Übergröße. Die CD setzt sich aus den Songs der EP, acht weiteren der Band und obendrein noch 13 Coverversionen von Johnny Kidd-Songs anderer Interpreten aus dem selben Zeitraum von 1959 bis 1962 zusammen. Sozusagen also wieder mal die absolute Vollbedienung, die uns Bear Family Records nun auch in Sachen Johnny Kidd & The Pirates hier zu Füßen legt.

In der Folgezeit lief es nicht mehr ganz so gut für die Band, die 1964 ihre letzte Single veröffentlichte, bevor deren damaliges Label wegen stetig sinkender Verkaufszahlen die Reißleine zog. Johnny Kidd blieb zwar weiterhin aktiv, verunglückte 1966 bei einem Autounfall jedoch tödlich.


Line-up Johnny Kidd And The Pirates:

Frederick 'Johnny Kidd' Heath (lead vocals)
Alan Caddy (lead & rhythm guitars)
Joe Moretti (lead guitars)
Tony Doherty (rhythm guitars)
Mick Green (lead & rhythm guitars)
Morgan 'Thunderclap' Jones (piano)
Johnny Gordon (bass)
Brian Gregg (bass)
Johnny Spence (bass)
Ken McKay (drums)
Don Toy (drums)
'Clem' Cattini (drums)
Frank Farley (drums)
Mike West (background vocals)
Tom Brown (background vocals)

Tracklist "Please Don’t Touch":

Vinyl-EP Side 1 & 2:

  1. Feelin'
  2. I Want That
  3. Growl
  4. Shakin' All Over
  5. Linda Lu
  6. I Can Tell
  7. So What
  8. Hurry On Back To Love
  9. Restless
  10. Please Don’t Touch
  11. Longin' Lips
  12. Please Don’t Bring Me Down

Bonus Tracks 13 -33 on CD:

  1. Yes Sir, That’s My Baby
  2. Magic Of Love
  3. You Got What It Takes
  4. Let’s Talk About Us
  5. A Shot Of Rhythm And Blues
  6. Big Blon' Baby
  7. Weep No More, My Baby
  8. If You Were The Only Girl
  9. Vince Taylor & His Playboys – Brand New Cadillac
  10. Nero & His Gladiators – In The Hall Of The Mountain King
  11. The Tornados – Earthy
  12. Bobby Stevens – Shakin' All Over
  13. Vince Taylor & His Playboys – Shakin' All Over
  14. Tommy Bruce & The Bruisers – Shakin' All Over
  15. Les Fantomes – Le Diable En Personne (Shakin' All Over)
  16. Tino Serlet & The Blacks – Shakin' All Over
  17. Little Tony – You Got What It Takes
  18. Richard Anthony – You Got What It Takes
  19. Little Gert & The Streaplers – You Got What It Takes
  20. Johnny Hallyday – Oui, Mon Cher (I Want That)
  21. Otto Brandenburg – Hurry On Back To Love

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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