Sam Brown / Stop! – CD-Review

"Stop!" … und danach irgendwie nur Flops?
Im Jahr 1988 brachte Sam Brown ihr Album "Stop!" auf den Markt.
Bis zu dem Zeitpunkt hatte sie sich als Sängerin bereits einen Namen gemacht.

So schätzten ihre Gastbeiträge unter anderen George Harrison (All Things Must Pass), Dexy’s Midnight Runners, David Gilmour, Kane Gang, Tina Turner oder Roger Chapman.
Danach war die Sängerin unter anderem bei Gary Moore, Chris Farlowe, Pink Floyd, Jon Lord oder Jools Holland aktiv.
Diese Aufzählung spiegelt nur einen sehr geringen Teil ihrer musikalischen Aktivitäten wider.

So wundert es einen wohl nicht ganz, wenn sich im "Stop!"-Line-up namhafte Leute wiederfinden.
So produzierte das Album – bis auf ganz wenige Tracks – Pete Brown.
Von "Walking Back To Me" bis "Nutbush City Limits" präsentiert uns Sam Brown insgesamt fünfzehn Songs, die sich auf eine Gesamtspielzeit von fast fünfundfünfzig Minuten verteilen.

Da verbinden sich die Synapsen der Erinnerung wieder.
Der Titelsong "Stop!" weckt die Vergangenheit auf ganz charmante Weise. Sam Brown propellerte sich mit der Single quasi aus dem Stehgreif in die internationalen Charts. Auch die hier vorliegende Platte machte sich sehr gut in den Hitparaden diverser Länder.

Sam Browns Stimme ist einfach klasse, so wandlungsfähig, so dynamisch, so einfühlsam.
Letzteres erlebt man schon im Lied "Stop!", das natürlich durch Sam Browns Gesang imponiert, allerdings eher vom vierköpfigen Streicher-Ensemble geprägt wird. Dann kommt dem Song auch noch Bob Andrews' Hammond-Solo zugute. Hinhörer! "Stop!" wurde ein Hit.

Wer von "Stop!" ausgeht und auf ähnliche Tracks hofft, wird wohl enttäuscht werden.
Ja, Balladen sind natürlich an anderer Stelle Thema, allerdings sind sie keine Blaupausen des Sam Brown-Klassikers.
Wer das Album "Stop!" wertschätzt, muss früher wie heute auch empfänglich für eine Art experimentelle, ja psychedelische Musik sein. Darüber hinaus überrascht uns die Protagonistin auch noch mit swingendem Jazz.

Sehr gelungen sind die vielen Chöre in den Liedern.
In über der Hälfte der Songs singt Sam Browns Mutter Vicki Brown mit.
Einen Großteil der Gitarren-Parts spielt Jakko Jakszyk (auch King Crimson, Peter Blegvad, Soft Machine). Er ist genauso wandlungsfähig auf seinem Sechssaiter wie Sam Browns Stimmbänder.
Dann ist da noch David Gilmour, der seine Fantasien in "This Feeling", das von mediterraner Seeluft bis hin zu zupackendem Rock ausschlägt, einbringt. Als Single floppte die Nummer. "I’ll Be In Love" dürfte eines der Stücke sein, die – wie bereits erwähnt – einen experimentellen, psychedelisch angehauchten Charakter habt. Hier ist David Gilmour in seinem Pink Floyd-Element. Diese Trumpfkarte spielt er sozusagen voll aus. Da macht sich nur noch Danny Schogger durch Piano-Läufe auf sich aufmerksam. Sam Browns Gesang … Gänsehaut.
Die beiden Coversongs "Can’t Get A Witness" sowie "Nutbush City Limits" sind schön, aber nicht unbedingt von Eigenständigkeit geprägt.

Danny Schogger (unter anderem Wham!, George Michael, Paul Young, Maggie Reilly, Bananarama) vereint den Löwenanteil der Tasten-Beiträge auf sich. Was Jakko Jakszyk für die sechs Saiten oder Danny Schogger für die schwarzen und weißen Tasten sind, ist Gavin Harrison für die Drums. Auch er weiß sich perfekt in Szene zu setzen, kann jedes Ambiente auf den Fellen und Becken kreieren. Schließlich bringt man ihn mit Porcupine Tree, The Pineapple Thief, Iggy Pop oder King Crimson in Verbindung.

Auch wenn die folgenden Alben gute Lieder beinhalteten, konnten sie nicht an den bemerkenswerten Verkaufserfolg von "Stop!" heran reichen.
Musikalisch fährt Sam Browns "Stop!" auf mehreren Spuren und kann immer noch überzeugen.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.

Line-up Sam Brown:

Tracklist "Stop!"

1. Walking Back To Me (3:40)
2. Your Love Is All (4:09)
3. Stop! (4:53)
4. It Makes Me Wonder (4:33)
5. This Feeling (3:21)
6. Tea (0:41)
7. Piece Of My Luck (3:00)
8. Ball And Chain (4:34)
9. Wrap It Up (3:10)
10. I’ll Be In Love (5:16)
11. Merry Go Round (3:07)
12. Sometimes (3:05)
13. Can I Get A Witness (2:59)
14. High As A Kite (3:24)
15. Nutbush City Limits (4:25)

Gesamtspielzeit: 54:45, Erscheinungsjahr: 1988