Schon seit 1999 (eigentlich 1998) treiben Tantric ihr Unwesen, hauptsächlich im Alternative Metal-Bereich, und aus dieser Zeit ist lediglich Frontmann Hugo Ferreira übrig. Die Band hat über die Jahre ein unglaubliches Personalkarussell drehen lassen, fast wie Whitesnake anmutend. Für die vorliegende Scheibe standen noch Jaron Gulino am Bass, Jason Hartless an den Drums (mittlerweile ersetzt durch Jon Loree) und Sebastian LaBar an der Gitarre auf der Gehaltsliste. Letzterer ist Sohn des unmittelbar vor dieser Veröffentlichung verstorbenen Gitarristen Jeff LaBar, der besonders die Hochphase von Cinderella mit prägte.
Mit ihrem nunmehr achten Album, "The Sum Of All Things", werden Tantric ihrem Ruf als Alternative-Rocker erneut voll gerecht. Und zumindest in der ersten Hälfte der vierzehn Tracks zählenden Scheibe kommt das auch qualitativ sehr gut rüber. Beginnend mit dem Opener, "Alone", der einfach nur als starker Einstieg im Mid-Tempo verbuchbar ist. Wer Ferreira kennt und mag, dem fällt natürlich wieder sein typischer Bariton auf, der lange Vergleichbares suchen muss. Bei "Walk That Way", tempomäßig mit ein paar Umdrehungen mehr auf der Spur, dringen immer wieder fast schon subtil und dennoch irgendwie mit Nachdruck Synthie-Sounds durch. Das gibt dem Ganzen einen beschwingten Touch, der obendrein von der Gitarrenarbeit LaBars unterstützt wird.
Bei "Twisting And Turning" fallen vor allen Dingen, und das konnten Tantric schon immer, sehr clevere mehrstimmige Chorus-Parts auf, die neben der düsteren Bass-Linie erneut für eine gewisse Leichtigkeit sorgen. Mit Piano-Klängen eröffnet die Band "Can’t Find This", später setzt Gesang ein und erst nach über einer Minute folgt der Rest der Band und kreiert eine gefällige Rock-Ballade. Das anschließende "Living Here Without You" ist gleichzeitig auch die mit Video und allem vorab schon ausgekoppelte Single, die man im Netz findet und mit der die Scheibe vollkommen zu Recht beworben wurde und wird.
"Take Me I’m Broken" erinnert in seiner Komposition an Vieles, das wir schon x-mal gehört haben. Grundsätzlich ok, wenn man diese Grunge/Alt Metal-Crossover mag. Auf jeden Fall hat der Track ein vernünftiges Tempo und der Hörer kommt in einen gewissen rockenden Groove. Etwas später, so bei "The Words To Say" oder "Compound" ungefähr, wird die Qualität des Songwriting irgendwie weniger packend und der Rezensent fühlt sich genötigt, einige der Songs über Gebühr zu wiederholen, um zu ergründen, an welcher Stelle er den Zug verpasst hat. Klappt leider irgendwie nicht.
An dieser Stelle möchte ich sagen, dass weniger Masse dann doch vielleicht ausgereicht hätte und auch die Bonus Tracks muss man nicht unbedingt haben. Acht knackige Songs und Schluss! Da wünscht man sich manchmal die Zeiten der guten alten Schallplatte wieder her, als Spielzeit keine im Überfluss vorhandene Ressource war. Ich bleibe also ein wenig ratlos, ob dieses Absinkens im Qualitätspegel: eine Hälfte gut, ein Viertel belanglos und ein Viertel subjektiv empfunden überflüssig. Bleibt zu hoffen, dass die echten Fans von Tantric mit diesem Mix klarkommen und der Band weiterhin die Treue halten. Es ist etwas schade, denn da steckt teilweise richtig gute Energie in den Songs, so auch im Titeltrack, aber die Richtung ist in Teilen ohne den sprichwörtlichen roten Faden.
Line-up Tantric:
Hugo Ferreira (vocals, keyboards)
Sebastian LaBar (guitar, vocals)
Jaron Gulino (bass)
Jason Hartless (drums)
Katy Jacoby (violin)
Chuck Alkazian (vocals, keyboards, programming)
Tracklist "The Sum Of All Things":
- Alone
- Walk That Way
- Twisting And Turning
- Can’t Find This
- Living Here Without You
- Take Me I’m Broken
- The Words To Say
- Compound
- Pushover
- Ten Years
- The Sum Of All Things
- Breakdown (Bonus – Re-Recordet)
- Down And Out (Bonus – Re-Recordet)
- Whiskey & You (Bonus)
Gesamtspielzeit: 57:19, Erscheinungsjahr: 2021
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