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Slooga / Jumpin – CD-Review

Slooga / Jumpin

Ohne Chi-Chi und Kulturmetropole direkt unter die warme Dusche

2017 bewarb sich St. Pölten in Zusammenarbeit mit dem Land Niederösterreich als 'Europäische Kulturhauptstadt' 2024. Allerdings kann die Landeshauptstadt Niederösterreichs als solche dann doch nicht reüssieren, da Bad Ischl aus dem Zentrum des Salzkammergutes das Rennen machte.
Vielleicht liegt es ja auch ein Stück weit daran, dass Mario Rudolf Sluga aus … genau … St. Pölten, sein Nachfolgeprojekt der Formation Electric Church namens Slooga erst 2020 mit dem Einstieg des Fellgerbers Florian Hartl so richtig finalisieren konnte. Im Verbund mit dem Tieftöner Dominik Kraushofer verschreibt sich das Trio dem sogenannten Heavy Blues Rock und hat dann doch auf ihrer Besetzungsdebüt-EP "Jumpin'" mit "Soul Shower" eine wohlige Slow-Granate im Köcher, auf der Frontmann Mario den Saiten geschmackvolle Streicheleinheiten verpasst und mithin alle Warmduscher auf ihre Kosten kommen sollten.

Unterstützt wird das Trio nicht nur bei diesem Highlight der EP von Veteran Oliver Jung, der seinen Familiennamen immer noch nicht geändert hat, früher unter anderem bei den Austro-Poppern Espresso oder dem Alpen-Blueser Heli Deinboek unterwegs war und im Hier und Jetzt an den Tasten und am Mundhobel unter die Arme greift. Auch im eigentlich ziemlich ausgelutschten Standard "Born Under A Bad Sign" von Albert King lässt der Namensgeber des Trios seine Saiten auf internationalem Niveau prägnant und passend reduziert erklingen. Leider kann aber die Gesangsleistung nicht annähernd mithalten.

Weitere Gelegenheit gefühlvolle Läufe unterzubringen bietet das abschließende "Dirty Fingers", quasi eine Blaupause für den Slow Blues Rock, mit dazugehöriger Orgel-Untermalung und der sich steigernden Saitenvehemenz. Insofern darf an dieser Stelle konstatiert werden, dass der ausgerufene Heavy Blues Rock dann doch, gemessen an der Spielzeit, relativ kurz kommt und gleich im Opener und Titelstück "Jumpin'" am überzeugendsten von der Leine gelassen wird, inklusive eines wunderbar knurrenden Basses. Hier können nur drei Herren aus Texas Pate gestanden haben, zwei davon mit langen Bärten.

Fazit:
Die Schublade Blues Rock ist wahrlich nicht arm an vergangenen und aktuellen Protagonist*innen, die musikalischen Variationen halten sich genrebedingt in relativ engen Grenzen. Wer sich hier von der Masse tatsächlich abheben will, muss schon fast Außergewöhnliches zu leisten im Stande sein. Das niederösterreichische Trio Slooga kann diesbezüglich mit einem sehr soliden Rhythmusfundament, einer anmachend enthusiastischen Produktion, die ohne Chi-Chi auf das Notwendigste reduziert ist (hallo Herr Bonamassa!), der bereichernden Hinzunahme einer Taste und nicht zuletzt mit so gar nicht provinzieller Saitenarbeit punkten. Abzüge gibt es aber hinsichtlich Originalität, Eigenständigkeit, Gesang und Produktivität, da bei lediglich sechs Songs auch noch ein zigmal gecoverter Bluesstandard herhalten muss.
Vielleicht bewirbt sich St. Pölten ja nochmals und Slooga hauen einen kompletten Longplayer raus.


Line-up Slooga:

Mario Rudolf Sluga (guitar, lead vocals)
Dominik Kraushofer (bass, background vocals, lead vocals #3)
Florian Hartl (drums, background vocals, percussion
Additional musician:
Oliver Jung (keyboards, harmonica)

Tracklist "Jumpin'":

  1. Jumpin' (3:38)
  2. Soul Shower (5:33)
  3. Music On My Mind (3:21)
  4. Born Under A Bad Sign (6:12)
  5. State I’m In (4:18)
  6. Dirty Fingers [Live From The Junk Yard] (6:50)

Gesamtspielzeit: 30:05, Erscheinungsjahr 2021

Über den Autor

Olaf 'Olli' Oetken

Beiträge im Archiv
Hauptgenres (Hard Rock, Southern Rock, Country Rock, AOR, Progressive Rock)

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