Vor nicht allzu langer Zeit bin ich von einem Bekannten gefragt worden, warum es offensichtlich keine Coverband von Dream Theater gäbe, während viele andere aktiven und nicht mehr aktiven Musiker eine Art Double hätten. Zweitrangig, ob jetzt der Zusatz Cover oder Tribute im Namen steht. Über die Beweggründe einer fehlenden Coverband lässt sich freilich nur spekulieren. Die hohen stilistischen Ansprüche des genannten Vorbildes gestalten ein derartiges Unterfangen scheinbar zu kompliziert.
Doch weit gefehlt, die Retter scheinen schon in Sichtweite, wie beim Anhören des Albums "R3DESIGN" zu vernehmen ist. Dahinter stecken die Musiker der Band Force Of Progress. Die Künstler aus Deutschland spielen nicht nur Musik der Marke Dream Theater gefühlt perfekt, sie zelebrieren es regelrecht. Die sechs Titel mit einer Gesamtspiellänge von 50 Minuten legen den Vergleich mit den US-amerikanischen Musikern nahe. Chris Grundmann, Markus Roth und Hanspeter Hess sind jeweils mit einem Keyboard am Start und holen aus den Stücken jene Vielfalt raus, wie man sie aus Progressive Rock nur herausholen kann. So ist auch das Wortspiel Progress am Ende der Bandbezeichnung zu verstehen.
Während wir uns auf eine vergnügliche musikalische Reise ohne Atempause begeben, darf man beim Vergleich mit Dream Theater und Liquid Tension Experiment nicht vergessen, dass letztgenannte Formation eine wesentliche Gemeinsamkeit mit Force Of Progess aufweist. Schlagzeuger Mike Portnoy, Bassist Tony Levin, Gitarrist John Petrucci und Keyboarder Jordan Rudess verzichten in ihrem 1997 gegründeten Zweitprojekt ebenfalls auf Gesangseinlagen. Solange sich Force Of Progress mit anspruchsvollem instrumentellem Progressive Rock begnügen, kann daraus auch kein Dream Theater-Double werden, um auf das eingangs angesprochen Tribute anzuspielen. Bei Force Of Progress sollte man nicht von einer Kopie der US-amerikanischen Band ausgehen. Sie haben ihre eigenständige Musik, die aber dank qualitativer Merkmale Vergleiche mit anderen Künstlern aufkommen lässt.
Aus instrumentaler Sicht ist bemerkenswert, dass sich die drei Macher an den Keyboards für fast jedes Stück einen neuen Sologitarristen an Bord genommen haben. Diese Gastmusiker spielen mit der gleichen Hingabe wie die Bandinitiatoren. "R3DESIGN" ist das dritte Album von Force Of Progress und weist ein Cover auf, das eher an einen CD-Rohling erinnert. Alles in allem handelt es sich hier aber um ein ausgereiftes Werk dreier erfahrener Musiker, die auf Eigenständigkeit setzen. Wenn man bedenkt, dass sich Chris Grundmann, Markus Roth und Hanspeter Hess kennengelernt haben, indem jeder am Soloprojekt des anderen mitgewirkt hat, dann klingt das nicht nur interessant. Man darf gleichzeitig davon ausgehen, dass dem Zufall bei der Umsetzung der Ideen keine zu große Bedeutung zukommt.
Eine Produktion durchgängig mit Gesang ist sicherlich gut vorstellbar, vielleicht aber ist das Instrumentale gerade erklärtes Programm.
Line-up Force Of Progress:
Hanspeter Hess (keyboards, synths)
Chris Grundmann (guitars, keyboards, synths)
Markus Roth (keyboards, Synths)
Guests:
Sebastian Schleicher (bass, guitars)
Dennis Degen (drums)
Thorsten Praest (guitar, – #1)
Julian Küster (guitar, – #2)
Amadeus Sektas (guitar, – #3)
Achim Wierschem (guitar, – #4)
Stefan Huth (touch guitar, – #4)
Markus Schley (monk choir)
Claus Flittiger (guitar, – #6)
Tracklist "R3DESIGN":
- Ultra Conservation (5:52)
- Viral Signs I – Ambassador Of Light (10:29)
- Next (7:07)
- Viral Signs II – Incident 3030 (16:03)
- Lady Lake (4:33)
- Redesign (6:18)
Gesamtspielzeit: 49:55, Erscheinungsjahr: 2021
2 Kommentare
Markus Roth
27. März 2022 um 21:16 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Oh Gott Mario!
Markus Roth
27. März 2022 um 21:16 (UTC 1) Link zu diesem Kommentar
Danke Dir Marion.
Grüße Markus