"The Very Start" aus 2018 war ein gutes Album der Schweizer Musikerin Emilie Zoé, das zweite Album der Musikerin. Es war hinsichtlich der Arrangements recht reduziert, sozusagen 'Stripped Down'. Recht skurrile Einfälle gestalteten die Ausführung einiger Songs, Anleihen an Nick Drake oder auch Syd Barrett waren unter anderem zu vernehmen.
Achtzehn Monate Arbeit in einer Wohnung und in einem Proberaum sollen in der Arbeit zu dem aktuellen Album "Hello Future Me" stecken, und, wie es in der Pressemitteilung heißt: »[…]auf der Suche nach einem unvollkommenen, persönlichen Sound, der diesen Namen verdient, und um schwindelerregende Landschaften zu schaffen, in denen man sich verlieren kann«
Die Protagonistin verwendete hierzu Instrumente wie eine sechzig Jahre alte Gitarre, einen robusten handgefertigten Gitarrenverstärker, eine staubige Orgel vom Flohmarkt und ein kaputtes Klavier. Im Wesentlichen unterstützt wurde sie von Nicolas Pittet und Louis Jucker.
»Field Recordings«, so liest man im Line-up, und so zwitschern uns sogleich einige Vögelchen ins Ohr, wenn der erste Song, "Across The Border", entgegenschallt. Dazu die zurückhaltende Stimme der Protagonistin, fast flüsternd, gar ein bisschen an Suzanne Vega erinnernd. Das wird ergänzt um das Piano und das dumpfe Schlagzeug, sehr reduziert klingt das. Lebendiger wird es mit der E-Gitarre auf "Parent’s House", und schon bemerkt man den Unterschied zu "The Very Start". Jene Platte strahlte sehr viel Melancholie, Düsternis und Verzweiflung aus. Nicht so auf "Hello Future Me". Der noch laufende Song kann faszinieren mit seiner besonderen Stimmung voller flirrender Passagen, unterstützt von der stoisch agierenden E-Gitarre.
Billig-Orgel-Sound und entsprechend einfach programmierter Rhythmus, fast schon Casio-mäßig, leitet "I Saw Everything" ein, hier wieder mehr Stimmung hin zur Vorgängerplatte, das könnte dort direkt anknüpfen, doch sind das eher nur einige Songs, und das auch nur ansatzweise. "Hello Future Me" ist druckvoller, und insgesamt wirkt die Protagonistin auch gesanglich energischer und druckvoller, nur gelegentlich zieht sie sich hauchend zurück. Wer möchte, kann gern mitsingen, sind doch alle Texte handgeschrieben im separaten Booklet abgedruckt.
Atmosphärisch gleitet die Musik letztlich in verträumte und mitunter mystisch wirkende Gefilde ab, aber stets mit Entwicklungen innerhalb der Songs, mal weniger, mal mehr intensiv. So wird eine Stimmung erzeugt, in der man sich schnell verlieren kann, da scheinen Winde zu brausen, da zupft eine einsame Gitarre, und Emilie Zoé setzt passend zu jedem Stück ihre Stimme ein, zart und kräftig, verzaubert durch vordergründige Präsenz, in dem die Instrumente manchmal hinten an bleiben, dann wieder verliert sie sich in den breiten Klangteppichen und wird eins mit mit dem dichtem Geflecht.
Mit "Roses On Fire" eröffnet sich eine weitere Variante, die Musik öffnet sich ein wenig dem Pop der elektronischen Art, "Apollo" zeigt rockende Elemente, bevor sich "Tidal Waves (Song For Lautrec)" erneut in das Schneckenhaus zurückzieht und durch Reduktion glänzt, inklusive des Eindrucks von Verzweiflung, von Ängsten. Und zum Schluss werde ich dann erneut an das erinnert, was mich die ganze Spielzeit über bereits das eine oder andere Mal ereilte – an die Band /A\, ein Projekt, dass Emilie unter anderem mit Nicolas Pittet im letzten Jahr unternommen hatte, mit diesem kraftvollen Ausdruck von Indie Rock, ja, dahin zielt "Volcan". Somit wirkt "Hello Future Me" auch entsprechend offener und abwechslungsreicher.
Line-up Emilie Zoé:
Emilie Zoé (vocals, guitars – #2,4,6,7,8, piano – #1,5,8, Ufo organ – #2,3,4,6, Bontempi organ – #5,
Volca key – #5, moogs – #5, synth percussion – #6, oscilloscopes – #1)
Nicolas Pittet (drums – #1,2,3,5,6,8, percussions – #4,5, vocals – #1,3,4,6,7)
Louis Jucker (cellos – #2,4, oscilloscopes – #1, field recordings – #1,4, synths – #1,3,6,8,
moogs – #5, metallophone – #7, whistle – #7, computer sounds – #8)
Kevin Galland, Léa Martinez, Nicolas Pittet & Emilie Zoé are the choir on #3)
Tracklist "Hello Future Me":
- Across The Border
- Parent’s House
- I Saw Everything
- Hello Future Me
- Roses On Fire
- Apollo
- Tidal Waves (Songs Four Lautrec)
- Volcan
Gesamtspielzeit: 37:08, Erscheinungsjahr: 2022
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