«

»

The Almost Three / Three – CD-Review

Das The Almost Three-Pre-Release-Konzert in den Tresohr Studios Oberhausen war ja ein besonderer Ohrenschmaus und obendrein auch Augenschmaus, denn Hendrik Dorgathen setzte mit seinen sehr gelungenen Animationen alle Songs perfekt in Szene. Nach diesem Konzert konnte man auf das Album "Three" nur noch gespannt sein. So hat Big Muff einen Nachfolger.
Die Wartezeit hat sich definitiv gelohnt, denn die insgesamt dreizehn Songs gehen quasi runter wie Öl. Wer daraus nun schließt, dass die vorliegende Platte aalglatte Nummern aufzuweisen hat, liegt falsch. "Three" ist genau aus dem musikalischen Rock-Stoff mit Ecken und Kanten, den der Hörer braucht, um nach gut dreiundfünfzig Minuten rundum glücklich zu sein.

So trägt jeder einzelne Song dazu bei, stufenweise die Zufriedenheit zu steigern.
Für Frontmann Martin Ettrich (auch Birth Control), Ex-Phillip Boa And The Voodoo Club-Bassist Max Schmitz sowie Schlagzeuger Benny Korn (78Twins) ist die Dreizehn definitiv eine Glückszahl, denn man zieht einen ziemlich weiten musikalischen Kreis, in dessen Mitte ein energetisches The Almost Three-Herz schlägt, nein, pumpt.

Auf der CD begegnen zehn Martin Ettrich-Kompositionen drei Coversongs, die von David Bowie ("Let’s Dance"), 10cc ("I’m Not In Love") sowie The Allman Brothers Band ("Whippin' Post") stammen.
Die drei Lieder offenbaren die Kunst, Songs, mögen sie auch noch so sehr bekannt sein, im Ohr liegen, durch die persönliche Brille zu betrachten und entsprechend mit individuellen Facetten zu versehen. Da lassen The Almost Three keine Gelegenheit aus, um dem Hörer zu zeigen, wie das gerade erwähnte Song-Trio in ihrem »deep blues crossover« klingt. Der damals im Original von Stevie Ray Vaughan gespielten Gitarre fügt man hier noch einige Riff-Kilogramm auf den Korpus und Martin Ettrich bringt die Luft selbst mit seinem Gesang, der durch Anja Lerch und Marcus Kötter verstärkt wird, zum Kochen.
Keine Frage, den süß-zarten Schmelz der 10cc-Nummer hat man weggelutscht und so verliert der Schmuse-Klassiker aus dem Jahr 1975 seine schwüle Atmosphäre und wird zu einer Rock-Ballade mit Ecken und Kanten. "Whippin' Post" wird mit dem Respekt vor der Tradition interpretiert. Folglich fügen sich alle drei Coversongs perfekt ins Album-Konzept ein.

So stehen The Almost Three bei den Fremdkompositionen für Eigenständigkeit und erst recht, wenn es um die eigenen Songs geht, die Martin Ettrich geschrieben hat. Das groovende "Phone Faces" trifft auf den mit urbaner Hektik ausgestatteten 12-Takter "That' Blues", in dem es um die allgegenwärtigen Staus, besonders auf der A3 geht. Klasse Intro und Outro durch Martin Ettrich an der Maultrommel, deren Klang sich dann mit Autohuperei sowie englisch gesprochenen Verkehrsnachrichten vermischt. Dazu gibt es eine Gitarren-Bearbeitung der Marke extraordinär.
In "Funk#2015" ist Defunkt-Gründer Joseph Bowie mit von der Partie. In diesem feurig-turbu(o)lenten Stück singt er die Lead Vocals und setzt auf antörnende Art seine Posaune ein. Highlight! Achtung! "Men And Women" … abermals etwas ´Hochklassisches', denn hier bringt sich der Flamenco-Gitarrist Rafael Cortés ein. Geht nicht gibt es bei The Almost Three nicht. Unglaublich, wie Martin Ettrichs E-Gitarre und Rafael Cortés' Akustische kontrastieren und harmonisieren. Der Groove stillt den Wunsch nach Eingängigkeit. Die Handclaps passen perfekt. Beeindruckend, diese Nummer!

Heavy Riffing und erste Klangspielereien erwarten den Hörer in "Welcome". "Bad News" ist die luftig-rockende Variante der Formation und der "Fat Blues" entführt einen mit wenigen Sekunden Dobro-Klängen ins berühmte Delta. Dann geht es allerdings mit einem stadionträchtigen Refrain und bereits erwähnter Anja Lerch auf den grenzenlosen Highway der Emotionen. "Fat Blues" ist kalorienreiche Kost mit Retro- und Blues-Wurzeln. Toll!
Nach dem eröffnenden Kracher-Trio wird es in "Bags Of Sweets" besinnlich. Kaum jemand wird die Nase rümpfen, wenn man auf dem Kopfkissen ein Gutennachtbonbon findet. In musikalischer Form besitzt "Bags Of Sweets" gleich eine ganze Tüte voll mit wunderschönen melancholisch-verträumten Anbetungen. Shari Yeboahs Backing Vocals sowie uhs und ahs erfüllen die Luft mit Glückshormonen. Dieses Stück ist grandios!

The Almost Three greifen mit "Three" erfolgreich nach den Sternen der Aufmerksamkeit. "Three" beschäftigt den Hörer. "Three" lässt einen so schnell nicht los und ein Konzertbesuch ist bei diesem Trio fast schon Pflicht.


Line-up The Almost Three:

Martin Ettrich (guitars, lead vocals, harmonica, jaw harp)
Max Schmitz (bass)
Benny Korn (drums)
Anja Lerch (background vocals – #3,7)
Shari Yeboah (background vocals – #4,12)
Marcus Kötter (background vocals – #7,12)

Special Guests:
Joseph Bowie 'Mr. Defunkt' (trombone, lead vocals – #6)
Rafael Cortés (6-string nylon guitar, percussion – #5)

Tracklist "Three":

  1. Welcome
  2. Bad News
  3. Fat Blues
  4. Bag Of Sweets
  5. Men And Women
  6. Funk#2015
  7. Let’s Dance
  8. I’m Not In Love
  9. Whippin' Post
  10. Phone Faces
  11. Them Crazy
  12. That’s Blues
  13. Black And Blue

Gesamtspielzeit: 53:39, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
Über mich
Meine Seite Im Archiv
Mail: joachim(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>