Eine Gitarre, wenige Mundharmonikas und ein Füllhorn voller Blues.
Chris Kramer spielte mit seinem Freund Abi Wallenstein am 20.05.2022 im Kulturzentrum Erlöserkirche in Marl.
Chris Kramer ist bekannt durch Veröffentlichungen unter eigenem Namen. So befinden sich wohl Chicago Blues, Kramer kommt, Unterwegs zur Sonne oder Die kleine Mundharmonika in vielen privaten Plattenregalen.
Außerdem begeistert der Harper mit der Band Chris Kramer & Beatbox’N’Blues. Das Trio zeigt, wie man den 21st Century Blues drauf hat.
Abi Walleinstein bringt man mit Bad News Reunion in Verbindung. Auch mit der Formation Blues Culture brachte er Alben auf den Markt. Für Blues Culture bekam er den Preis der Deutschen Schallplattenkritik. In der Aktualität hat er mit dem Projekt Abi Wallenstein’s Spirit Of The Blues ein Album heraus gebracht. Mitwirkende sind das Duo Marc Breitfelder/Georg Schroeter und Martin Röttger.
Zum gut über zweistündigen Chris Kramer/Abi Wallenstein-Konzert im Kulturzentrum Erlöserkirche Marl lässt sich das Folgende berichten:
Bei seiner Begrüßung ehrte Chris Kramer Abi Wallenstein und erzählte von der Vorbildfunktion des Bluesers für ihn und ihrem ersten gemeinsamen Auftreten.
Das Ruhrgebiet-Hamburg-Duo bot dem zahlreich erschienen Publikum ein reichhaltig gefülltes Songbook mit traditionellem Blues, Boogie Woogie, Boogie Blues, Gospel, Rock’n’Roll sowie Country Blues.
Neben Eigenkompositionen präsentierte sich das Duo als exzellenter Interpret von Coversongs, die einer Zeitreise/Geschichtsstunde des Blues gleichkam. So transformierte das Duo Lieder von unter anderem Leadbelly, Robert Johnson, Freddie King oder Howlin' Wolf ins Jetzt ohne jedoch den Respekt vor den Fremdkompositionen zu vernachlässigen. Dennoch trugen die Nummern die individuelle Handschrift der beiden Protagonisten des Abends.
Das sachkundige Publikum war stante pede mit von der Partie. Es wurde kräftig mitgesungen und nicht nur einmal erwiesen sich die Zuschauer als eine Art Erlöserkirchenchor. Außerdem übernahm man phasenweise durch Klatschen oder Fingerschnippen den Rhythmus-Part. Mit Beifall wurde definitiv nicht gespart, denn jedes Solo wurde mit reichlich Szenenapplaus bedacht.
Abi Walleinstein musste sein Metallröhrchen gar nicht weit weglegen, denn das Bottleneck kam verdammt oft zum Einsatz. Super! Klar, mit seiner rauen Stimme war er immer mit dem Blues verknüpft. Klasse!
Auch Chris Kramer begeisterte die Anwesenden mit seinem Gesang, der von Soul- sowie Gospel-Einflüssen geprägt war.
Einerseits bewegte sich Chris Kramer mit seinen Kanzellen-Klänge über die Weite des Meeres bis hin zum Horizont der untergehenden Sonne. Andererseits wusste der Harper durch seine zupackend-facettenreichen Alleingänge zu begeistern. Chris Kramer, der Maestro auf dem kleinen Instrument.
Abi Wallenstein verpasste seiner E-Gitarre einen durchaus mit rustikal zu bezeichnenden Sound. Manchmal erinnerte er den Berichterstatter dabei an Hound Dog Taylor.
"Killing Floor" hatte den ultimativen Groove, den Abi Wallenstein durch sein Stompboard verstärkte. Die Chris Kramer-Komposition "Colours Of The Rainbow" entpuppte sich als nur eines der vielen Highlights des Auftritts und Canned Heats "Let’s Work Together" steigerte die Partystimmung. Mit der Ballade "As Long As I Can See The Light", im Original von Creedence Clearwater Revival, brachte das Duo ein Stück Magie in die Location und später sorgte "Suzie Q" mit einem volle Pulle Kanzellen-Ritt für Hochstimmung.
Zu "Messin' With The Kid" gab es eine Vorgeschichte, die sich auf die Blues Brothers bezog, erzählt von Chris Kramer. Selten gehört, aber immer wieder toll war hier der Sound der chromatischen Harp. Klasse! Dem Rock’n’Roll von "Keep Your Hands Off Her" konnte man sich nicht entziehen und "Hipshake" sollte die intensive Boogie-Phase des Konzerts einläuten. Bei dieser Nummer fügte Abi Wallenstein ganz geschickt John Lee Hooker-Mentalität ein. Toll! Abi Wallenstein, die Blues-Persönlichkeit, der Spitzenkönner. Nach den letzten "Honky Tonk Woman"-Tönen wurde die Zugabe lautstark in Rockpalast-Manier gefordert. Was das Publikum wollte, bekam es auch. Nach einer weiteren hinreißenden Ballade siedelte das Duo "Kiss" von Prince über ins Blues-Format. Wow, welch ein Abschluss!
Das Konzert von Chris Kramer und Abi Wallenstein begeisterte wohl alle Anwesenden in der Location.
Mit der Eintrittskarte kaufte man die Garantie auf erstklassigen Blues gleich mit.
Man darf gespannt sein, wer als nächstes bei Chris Kramer & Friends dabei sein wird.
Das Kulturzentrum Erlöserkirche Marl ist eine klasse Location mit einem sehr engagierten Personal. Weiter so!
Wir bedanken uns bei Chris Kramer für den Platz auf der Gästeliste.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Live-Musik.
Line-up Chris Kramer & Friends:
Chris Kramer (vocals, harmonicas)
Abi Wallenstein (vocals, guitar, slide guitar, stompboard)
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