Zum Album Sweet Gloom aus 2016 wies ich darauf hin, dass Harry Payuta schon mit dem Begriff »Der Ravi Shankar aus Bremen« betitelt wurde. Wie ich jedoch ebenfalls bemerkte, steht nicht die Sitar im Mittelpunkt des Geschehens, sondern ist lediglich aktiver Bestandteil eines Gesamtsounds, der stark durch das Instrument geprägt wird. Und die Sitar benutzt der Protagonist nun auch wieder auf seinem aktuellen Album, "Black Match". Von zwei Musikern an Bass und Schlagzeug wird er begleitet, zusätzlich gibt es einen Gastbeitrag.
Sofort auffällig ist die große Anzahl von Songs der Platte, einundzwanzig an der Zahl, bei etwa siebenundsiebzig Minuten Spieldauer. Payuta hat im Laufe seines Musikerlebens viele Einflüsse aufsaugen können, spielte er doch mit Musikern von Amon Düül, Embryo, Grobschnitt oder mit den mongolischen Sängern von Huun Huun Tu. In den USA arbeitete er mit an einem Dub- und Trip-Hop-Projekt und spielt mit Tom 'The Perc' Redecker zusammen.
"Better Watch Out", so 'warnt' uns Harry mit seinem Auftaktsong und kann damit bereits meine volle Aufmerksamkeit erlangen. Ganz stark spricht mich dieser intensive und klare Gitarrensound an, gekoppelt mit dem der elektrischen Sitar. Verpackt ist die Musik in ein sehr harmonisches Gewand, sofort sehr zugänglich und Aufmerksamkeit verlangend. Es ist ein sehr natürlicher Sound entstanden, den die Drei erzeugen. Da schwingt eine Menge mit aus vergangener Zeit, die Sixties und die Seventies lassen grüßen! Gesanglich ist es bei der eher zurückhaltenden Gestaltung geblieben, Payuta stellt sich als Sänger nicht unbedingt in den Vordergrund, sondern integriert die Stimme vollends in das Gesamtbild.
Ein weiteres Merkmal der Musik ist die entspannte Atmosphäre, mit der sie vorgetragen wird. Im Grunde genommen kann ich dem Künstler und seiner Band attestieren, dass mit diesen Kompositionen etwas sehr Individuelles geschaffen wurde, Musik, die sich nicht in das heutige gängige Schema erfolgreicher Musik pressen lässt. Denn ihre Unaufdringlichkeit mag all Jenen, die nur schnell konsumieren wollen, im Weg stehen, dabei stehen Emotionen stark im Vordergrund und prägen die Stimmung. Allerdings ist diese auch relativ wenig abwechslungsreich, denn fast durchgehend tönt es doch gleich klingend durch den Raum, Unterbrechungen stellen Instrumentaltitel dar, das schöne "Santuario" zum Beispiel.
Somit ist es Payuta und seinen Mitspielern jedoch auch gelungen, einen sehr dichten Bandsound vorzulegen, der vor Allem von der Zweierbesetzung mit Gitarre und Sitar lebt. Wie aus der Pressemitteilung hervorgeht, handelt es sich bei den Songs der Platte um solche, die aus drei Jahrzehnten stammen und die für das Album neu arrangiert und eingespielt wurden. Nach einem ersten Hördurchlauf spüre ich das Verlangen, noch einmal von vorn anzufangen. Denn diese entspannte und harmonische Atmosphäre hat eine sehr beruhigende Wirkung ausgelöst, eigentlich ist die Musik wirklich schön und warm.
Line-up Harry Payuta & Friends:
Harry Payuta (guitar, sitar, vocals & others)
Ralf Marckardt (bass, vocals)
Jens Kolweih (drums)
Jochen Schoberth (add. guitar – #9)
Tracklist "Black Match":
- Better Watch Out
- Spoke On The Wheel
- At Your Side
- Santuario
- One More Step
- Who Are You
- Dance In The Dark
- Zacatecoluca
- On A Thin Line
- The Cradle
- Newtwo
- Spice Of Spain
- Fall Out Of Time
- Leon Negro
- One Style
- Roxitar
- Sentimental Fun
- Privateer
- Slide Into A Feeling
- Keys Of Peace
- Take You Home
Gesamtspielzeit: 76:27, Erscheinungsjahr: 2022
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