La Leyla war vorgestern. Nachdem Ramses zur Promotion des vorerst letzten Studioalbums Light Fantastic (1981) nochmal auf große Tour gegangen war, stand erst mal ein Umdenken an. Ein neuer Stil wurde angestrebt, Drum-Computer und Sequencer wurden eingekauft und sich gemütlich ins bandeigene Studio zurückgezogen, wo ausgiebig experimentiert wurde. Selbst der damalige Schlagzeuger Reinhard Schröter ließ seine Felle links liegen und beschäftigte sich fortan lieber als hauptamtlicher Sänger und… Keyboarder. Es folgten also jede Menge Sessions, das Ausprobieren neuer Wege und natürlich nach wie vor das eine oder andere Konzert. Nur aufgezeichnet bzw. aufs Band gebracht wurde leider nicht mehr viel.
Erst ab etwa 1994 entschloss sich Ramses dazu, wieder auf die handgemachte Rockmusik zu setzen. Mit Carsten Loll wurde ein neuer Schlagzeuger gefunden, der fortan die alten Recken Winfried und Norbert Langhorst, Reinhard Schröter und Herbert Wolfslast unterstützte. Noch ein paar Jahre später wurde es dann wieder Ernst, ein neues Studioalbum stand an. Um Betriebsblindheit vorzubeugen wurde für die Achtziger-Aufnahmen ein externer Produzent engagiert, für die neue Scheibe "Control Me" verließen sich die Jungs allerdings wieder auf die eigenen Fähigkeiten. Nun ja, zumindest ist nichts anderes vermerkt. Die Aufnahmen, vor allem aber die Abmischung der neuen Platte verschlangen dann aber wieder deutlich mehr Zeit als eigentlich geplant, sodass die Scheibe erst im Jahr 2000 auf den Markt kam.
Nun gut, sagen wir es mal so: Die bereits auf "Light Fantastic" (und ansatzweise auch auf "Eternity Rise" schon erkennbare) eingeschlagene poppigere Ausrichtung (ohne wirklich Pop zu sein) ist hier noch deutlicher ausgeprägt. Musikalisch gibt es durchaus interessante Themen, selbst wenn diese für meinen Geschmack noch konsequenter durchgeführt hätten sein dürfen. Das Gesamtkonzept ist dagegen sehr gefällig, tut niemandem weh, wird allerdings auch niemanden wirklich vom Hocker hauen können. Das Schlagzeug, ein zeitweise kräftiger Bass und die hier und da mal kernige Rockgitarre sind präsent, deutlich geprägt wird "Control Me" allerdings von den Keyboards. Und während dieser Umstand weniger wertend gemeint ist und grundsätzlich vom Gusto des jeweiligen Hörers abhängig ist, empfinde ich die früheren Scheiben als stärker. Ein Gewinn war aber unbedingt die Hinzunahme der Sängerin Danni Greinke, die den Lead Vocals nochmal eine zusätzliche Klangfarbe verpasst.
Aus der experimentellen Phase der achtziger Jahre sind hier mit "This Planet", "Love Me", "Stranger" sowie dem bisher unveröffenlichten "Surrender" immerhin vier Tracks vertreten. Als schöne Randnotiz darf vermerkt werden, dass es bei der erstgenannten Nummer nochmal zu einer Zusammenarbeit mit dem Original-Frontmann Herbert Natho (der auf den ersten beiden Alben aktiv war) kam und für diese vier Tracks wurde damals mit Susanne Bremer eine Background-Sängerin verpflichtet. Als Rausschmeißer gibt es schließlich noch eine 2016 aufgenommene Live-Version von "War", das einst auf dem Debütalbum der deutschen Legende zu finden war.
Davon abgesehen bietet "Control Me" (um wieder auf das eigentlich hier zu besprechende Album zurück zu kommen) Electronic Pop mit ein paar Rock-Elementen. Durchaus gut zu hören, nicht deftig, nicht kultig wie "La Leyla", aber das hatten wir ja schon: "La Leyla" war vorgestern und man sollte jeder Band zugestehen, sich weiter zu entwickeln und neue Wege zu gehen. Ob’s gefällt, muss dann wie immer jeder selbst entscheiden. Die Scheibe ist sicherlich kein 'Muss', aber bei weitem auch kein Flop. 2014 erschien dann mit Firewall das bisher letzte Werk von Ramses.
Line-up Ramses:
Reinhard Schröter (keyboards, lead vocals)
Norbert Langhorst (guitars)
Winfried Langhorst (keyboards, vocals)
Herbert Wolfslast (bass, guitars)
Carsten Loll (drums)
Danni Greinke (background vocals – #2,3,5)
With:
Herbert Natho (lead vocals – #9)
Jens Kramer (lead guitars – #9-12)
Susanne Bremer (background vocals – #9-12)
Tracklist "Control Me":
- Control Me
- World Of Dreams
- Rule The Globe
- Hold On
- Blues Of A Nation
- Into Your Life
- Wonderland
- Time To Go
- This Planet (Bonus Track)
- Love Me (Bonus Track)
- Stranger (Bonus Track)
- Surrender (Bonus Track, previously unreleased)
- War (Bonus Track, live 2016)
Gesamtspielzeit: 66:31, Erscheinungsjahr: 2016 (2000)
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