Zwar ist die im Jahre 2014 gegründete Band St. Beaufort in Berlin ansässig, besetzt ist sie jedoch international. Neben Henric Hungerdorff aus Deutschland musizieren Joseph Jakubzyk aus den Vereinigten Staaten von Amerika und Tomás Peralta aus Chile. Auch der Gast stammt aus Chile, der Trompeter Matías Piñeira.
Mit "Those Windows" wird das dritte Album vorgestellt. Aufgenommen wurde es ganz altmodisch auf einem Eight-Track-Recorder, das soll die akustisch orientierte Musik auch reflektieren. Banjo, Lap Steel, akustische Gitarre, recht authentisch klingende Backporch-Atmosphäre empfängt mich mit dem Eröffnungssong "Tucson". Auch der Gesang passt dazu und lässt mich die Musik spontan in die USA verorten, wenn ich es nicht besser wüsste. Auch die Harmony Vocals passen genau zu diesem Genre des Bluegrass.
Und dieser dreistimmige Gesang führt mich gedanklich auch hin zu anderen Acts, so assoziiere ich America oder Crosby, Stills, Nash & Young. Doch dafür reichen die drei Stimmen in ihrer Einheit nicht heran. Denn hierzu fehlen ganz einfach noch die emotionale Tiefe und die Geschmeidigkeit. Der Titel "Shores" soll als beispielhaft herangezogen werden.
Nicht nur im Bluegrass fischt man auf dieser Platte, sondern auch Ausflüge in die Folkmusik sind auszumachen, zum Beispiel beim vom Akkordeon geführten "Tilted Room". So bleibt die Musik schließlich relativ gleich im Ausdruck, mal in die eine, mal in die andere Richtung tendierend. "Dust Devil" schreitet dann ganz flott mit Bläser-Ausstattung und Banjo irgendwie in Richtung New Orleans, wird hier doch doch sozusagen 'außer der Reihe' das Genre Jazz alter Prägung einbezogen. Das mag ganz nett klingen, aber passt dieses Erachtens weniger in das Konzept und steht letztlich als Fremdkörper da.
Mitunter erkennt man dann doch gewisse Unterschiede zu vergleichbaren/annähernd vergleichbaren Produktion aus den USA, doch hier klingt es vergleichsweise dann ein wenig amateurhaft und nicht immer mit überzeugendem Druck und Ausdruck versehen. Die Musik fließt anscheinend ein wenig uninspiriert klingend, wie es mir bei "Passerby" auffällt, das im Grunde genommen einen guten Ansatz hat.
Und diese Ansätze spiegeln sich auch grundsätzlich in jedem Song wider, Songs, die voller Melodik stecken und mit ihren teils filigranen Arrangements auch punkten können, hierzu gefällt mir "Vienna" sehr gut. Doch so manches Mal hatte ich das Gefühl, man hätte ’noch eine Schippe drauflegen' müssen, um das Gesamtergebnis vollendeter klingen zu lassen. Letztlich bleibt jedoch angenehme und entspannende Musik, die man gut genießen kann. Stilistisch empfinde ich diese Musik stark an den siebziger Jahren orientiert, ich erinnere mich hierbei auch an die deutsche Szene jener Tage.
Line-up St. Beaufort:
Henric Hungerhoff (vocals, guitar, accordion, piano)
Joe Jakubczyk (vocals, banjo, guitar, spoons)
Tomás Peralta (bass, mandolin, lap steel, guitar, percussions, organ, piano, melophone)
Matías Piñeira (trumpet, melophone – #5)
Tracklist "Those Windows":
- Tucson
- Tiny Steps
- Tilted Room
- Shores
- Dust Devil
- Passerby
- Vienna
- Those Windows
- Too Weak To Dig
- Banjo Song
- I’m Coming Back
Gesamtspielzeit: 39:29 , Erscheinungsjahr: 2022
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