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Bassist Mark Saltman und Pianist William Knowles »[…] komponieren und arrangieren Musik für das Jazzquintett SaltmanKnowles. […]«
Weiteres zur Arbeit der beiden Künstler erfahren wir aus dem "Native Speaker"-Album, dessen Linernotes auch in einer deutschen Übersetzung von Antonio Gómez Schneekloth vorliegen:
»[…] Saltman und Knowles haben in den letzten 20 Jahren zusammen sieben Jazz-Alben aufgenommen und veröffentlicht. Ursprünglich als Soulservice bekannt, nennen sie sich jetzt SaltmanKnowles. […] Als Live-Auftritte während der Pandmie nicht mehr möglich waren, begannen Saltman und Knowles, wöchentliche Videos mit JamKazam zu veröffentlichen, einer neuen Technologie, die es Musikern ermöglicht, in Echtzeit über das Internet zu spielen. […]«
Neun Songs hat "Native Speaker" zu bieten. Drei davon komponierte Mark Saltman. Drei weitere Lieder stammen von William Knowles und drei Tracks sind Fremdkompositionen.
"Space Oddity (Major Tom)" schrieb David Bowie, "Everybody Wants To Rule The World" geht zurück auf Tears For Fears und "Sweet Dreams" kennen wir im Original von den Eurythmics (Annie Lennox/Dave Stewart).
SaltmanKnowles sind die Navigatoren durch den abendlichen Dschungel der Großstadt, lassen die Genre-Fahne des Modern Jazz kräftig im steifen Wind wehen, können so sentimental sein wie filigranes Chinaporzellan, lassen einen in furios-kraftvollen Phasen das Adrenalin ins Blut schießen, sind ein Synonym für stimmungsvolle Songs.
SaltmanKnowles haben Mitmusiker an ihrer Seite, die, ja, so kann man es ausdrücken, auf Augenhöhe mit den beiden Protagonisten agieren. Irgendwie wird eine solche Qualität eingefordert, denn die Leute vor den Lautsprechern freuen sich über das extrem hohe Niveau des Jazz, nicht nur wenn es in unterschiedlicher Weise swingt und groovt.
William Knowles beeindruckt ein ums andere Mal – nicht nur in seinen Soli – als virtuoser wie auch sensibler Pianist.
Mark Saltman ist ein Meister des Kontrabasses.
Herrlich, dass man zum Beispiel dem Violinisten/Gitarristen Leonard Brown entsprechende Freiräume für seine fantasievollen Alleingänge gibt. Entsprechendes gilt auch für die beiden Saxofonisten Robert Muncy sowie Grant Langford, die in acht der neun Tracks ihre ideenreichen Beiträge leisten und damit aufhorchen lassen.
In einem Atemzug werden hier die beiden Trompete-/Flügelhorn-Bläser Michael Fitzhugh und Deandre Schaifer genannt. Große Klasse, die an so vielen Stellen geboten wird. Highlight aus meiner Sicht ist das abschließende "The Gentle Art Of Compassion". Na ja, sanftmütig ist die Nummer nicht gerade, denn im Latin-Stil geht es ganz schön flott zu. Michael Fitzhugh und Grant Langford bilden die herrliche Trompete/Saxofon-Brass-Section. Sehr gelungen, dieser Album-Ausstieg.
Ob "Nate’s Advice", mit einer jazzigen Gypsy-Gitarre garniert, "Ruben", bei dem es sich – wie im Booklet vermerkt – um William Knowles Bruder Jemal, dessen zweiter Vorname Ruben ist, handelt oder der zunächst rockende Opener, dann furiose Pfade einschlagende "Dororo" beziehungsweise "Native Speaker", das eine auf so beruhigende Art durch die Hektik einer nächtlichen Großstadt führt, alle Songs sind Perlen des Modern Jazz.
Was noch fehlt, ist je ein Blick auf die drei Coversongs, deren Texte von Lori Williams beziehungsweise Yvette Spears gesungen werden.
So jazzig-swingend hat man den "Major Tom" wohl noch nicht gehört. Wunderbar, welche neuen Farben man dem Klassiker verpasst. Super!
Für "Everybody Wants To Rule The World" entfernt man sich wagemutig um einige Schritte vom Original. Das Stück ist mit großem Erfolg voll in den Jazz transplantiert worden. Hammer, was die beiden Trompeter vom Stapel lassen. Man ist einfach begeistert.
Man kann mitsingen. "Sweet Dreams" hat man eine völlig neu arrangierte musikalische Basis erschaffen. Deandre Schaifers Trompeten-Solo lässt das Stück für eine Phase zum Tagetraum werden und beim Gesang wird schließlich kräftig improvisiert.
So gehören alle drei Coversongs ebenfalls zu den vielen Highlights auf "Native Speaker". Den beiden Sängerinnen gehört quasi ein doppeltes Lob zugesprochen. Klasse Vocal-Performance!
Wer SaltmanKnowles' Album "Native Speaker" noch nicht in der Sammlung hat, hat bis jetzt etwas verpasst.
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up SaltmanKnowles:
Mark Saltman (double bass)
William Knowles (piano)
Keith Butler Jr. (drums)
Michael Fitzhugh (trumpet – #1,2,5,6,9, flugelhorn – #1,2,5,6,9)
Deandre Schaifer (trumpet – #3-5,7, flugelhorn – #3-5,7)
Robert Muncy (saxophone – #1,2,5,6,8)
Grant Langford (saxophone – #4,9)
Lori Williams (vocals – #3,5,7)
Yvette Spears (vocals – #7)
Leonard Brown (violin – #1,2,5,6,8, guitar – #1,2,5,6,8)
Tracklist "Native Speaker":
- Dororo (5:46)
- Nate’s Advice (6:43)
- Space Oddity [Major Tom] (4:57)
- Native Speaker (6:26)
- Everybody Wants To Rule The World (4:18)
- Lotus And Frog (5:51)
- Sweet Dreams (4:19)
- Ruben (7:07)
- The Gentle Art Of Compassion (5:14)
Gesamtspielzeit: 50:44, Erscheinungsjahr: 2022
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