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Sigi Schwab & Percussion Academia / Live – CD-Review

Sigi Schwab ist deutsch-internationale Musikgeschichte.
Der 1940 geborene Gitarrist und Komponist kann auf eine lange Karriere zurückblicken. 1965 war er Gitarrist bei der RIAS Big Band Berlin. Sein musikalischer Zyklus der Zusammenarbeit reicht von Kurt Edelhagen, Klaus Doldinger, Peter Herbolzheimer über Charlie Mariano, Astor Piazzolla bis hin zu Wolfgang Dauner, Eberhard Weber oder der Band Embryo.
Sigi Schwabs kompositorischen Aktivitäten reichten bis in die Film-, Bühnen- und Fernsehmusik. Gemeinsam mit dem österreichischen Künstler Peter Horton bildete er das Duo Guitarissimo, das 2011 zur Guitarissimo XL-Ausgabe wurde. Dazu kamen der Bassist Thomas Müller und Andreas Keller (Schlagzeug).
Neben Guitarissimo gab es auch die Percussion Academia, die neben Sigi Schwab Guillermo Marchena sowie Freddie Santiago als Mitglieder hatte. Sigi Schwab & Percussion Academia veröffentlichte drei Alben: "Rondo A Tre" (1983), "Silversand" (1985) und schließlich "Live" (1995). Genau um letztgenannte CD soll es in dieser Rezension gehen.

Die nur sechs Stücke auf "Live" ergeben die beachtliche Gesamtspielzeit von über dreiundsiebzig Minuten. Raumgreifend sind die beiden Mitschnitte "Silversand" und "Sphinx".
Im Schlachthof, München, aufgenommen, entfaltet die vorliegende Platte schon ganz zu Beginn ihren Zauber. Wie ineinander greifende Zahnräder setzt sich eine Fahrt mit vielen Facetten in Bewegung. Wie könnte es anders sein, wenn "Jogging" angesagt ist, dann geht es ziemlich flott und extrem unterhaltsam durch den Park der klanglichen Möglichkeiten. Sigi Schwab versieht seine Saitenfahrten mit einigen herrlichen Effekten und entsprechend agieren Guillermo Marchena beziehungsweise Freddie Santiago. Wunderschön arrangiert ist das entspannte Intermezzo im Mittelteil des Liedes. Gitarristische Exkurse in andere Genres sind willkommen und schrauben die Hörfreude in noch höhere Regionen. Die vokalen Akzente eines Guillermo Marchena sind der wertvolle Edeltropfen des Songs.

Über eine herrlich verträumte, aber in Phasen auch super groovende "Ballade für Anna", in der die beiden Begleitmusiker mit einer ganzen Phalanx an Percussioninstrumenten das Stück perfekt ausschmücken, bietet Sigi Schwab auf seiner akustischen Gitarre einen wunderschönen Stil-Streifzug an. Dieses Lied mit seiner eingängigen Melodie und fröhlichem Charakter ist wunderschön.
Wie der Songtitel es schon erahnen lässt, ist "Tango Fugado" aus anderem Material geschnitzt worden. Die Dynamik des Tracks ist sowohl in oberen wie auch unteren Bereichen des Koordinatensystems angesiedelt und die nicht nur hier vorhandene vokale Akrobatik eines Guillermo Marchena darf man durchaus als ein zusätzliches Instrument bezeichnen.
Mit "Vorsicht Kamera" gibt das aussagekräftige Trio noch mehr Gas. Die Perkussionisten haben sozusagen alle Hände voll zu tun und bei nach jedem Song überträgt sich die Begeisterung des Publikums bis in die eigenen vier Wände.

Die Hommage an einen »[…] unheimlich schönen Sandstrand […]«, den Sigi Schwab auf einer Reise gesehen hat, nennt sich "Silversand". Diese Komposition mit ihren fast dreiundzwanzig Minuten ist eine perfekte Inszenierung von Eindrücken und nicht nur als Anhänger von See und Meer ist man hier hin und weg. Über die musikalischen Pinselstriche kreiert die Combo ein vielschichtiges Bild von Anmut und Tiefgang. "Silversand" ist eine Reise mit vielen geografischen Stationen, die alle fließend ineinander übergehen. Die Klangfarben und Effekte, die Sigi Schwab fantasievoll gestaltet, fließen aus einer wohl unerschöpflichen Quelle der Ideen, die auch den Blues beinhaltet. Die Dynamik hat bei diesem langen Lied eine Schwester, die auf den Namen Dramatik hört. Was Guillermo Marchena sowie Freddie Santiago als solistische Einlage bieten ist unglaublich. "Silversand" ist Kunst mit Sternchen.
Das Album findet in "Sphinx" ein geniales Ende. Dieses Stück ist filigran-jazzig-robust-bluesige Musik, Krönung einer Veröffentlichung, die in ihrer Zeitlosigkeit Bestand hat.


Line-up Sigi Schwab & Percussion Academia:

Sigi Schwab (guitars, tarang)
Guillermo Marchena (percussion, vocal)
Freddie Santiago (percussion, tuned percussion)

Tracklist "Live":

  1. Jogging (6:55)
  2. Ballade für Anna (5:12)
  3. Silversand (21:42)
  4. Tango Fugado (7:06)
  5. Vorsicht Kamera (5:47)
  6. Sphinx (22:46)

Gesamtspielzeit: 73:26, Erscheinungsjahr: 1995

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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Mail: joachim(at)rocktimes.de

1 Kommentar

  1. Holgi

    Ihre Renzesion enthält fehlerhafte Angaben! Diese Live-CD wurde bereits im Dezember 1987 im "Schlachthof" München digital aufgenommen und erschien offiziell im Jahre 1989,unter der Artikelnr. GSM 706, des Melos-Musik-Verlag. (Ihre Angabe bezieht sich irrtümlicherweise auf die Live-Nachfolgeausgabe (Teil-2) aus dem Jahr 1995).
    Ihrer blumigen Glorifizierung der Live-Aufnahme zum trotz, möchte ich anmerken, das die damals verwendete relativ junge Digitalaufnahmetechnik gegenüber heutiger Möglichkeiten klar hörbare Defizite aufweist. Zum einen mangelt es generell an eine kontinuierlich einheitliche Pegelaussteuerung, welches häufiger insbesondere in ruhigen Gitarrenpassagen mit zu leiser Aussteuerung und leichter Grundtonschwäche auffällt, während die Percussions leider oftmals schon grenzwertig laut werden.
    Die vier relativ kürzeren Gitarrenstücke sind für mich der Anspielfavorit, hier geht´s oftmals dynmisch und virtuos zur Sache und die Musik macht Freude, die beiden längeren Instrumentalstücke sind für mich etwas zu langatmig aufgebaut, Sigi´s Gitarre spielt hier eher eine untergeordnete oftmals langweilige intonierte Begleitrolle und kann somit nicht unbedingt auf Dauer begeistern.

    Der bekannte Gitarren-Interpret und Titelansager, Sigi Schwab klingt bei seinen Liveansagen deutlich entrückt und etwas zu dumpf bzw. undeutlich, wie hinter einem Vorhang / abgedeckter Kabine sprechend. Insgesamt könnte diese Live-Aufnahme also ein moderates Remastering vertragen, welches die nötige Tranparenz und Ortbarkeit, sowie insbesondere die leicht schwankende Pegel- sowie oftmals hörbar defizitäre Klangbalance bereinigt. (=>Pegelnormalisierung auf heutigen Standard und moderate Klangbearbeitung mit voller Frequenzbandbreite => + Tiefbassoptimierung & Höhenverbesserung)
    Aufgrund dem zum damaligen Zeitpunkt noch vorherrschenden LP-(Analog)-Markt hat diese Aufnahme anscheinend aus technischen Kompatibilitätsgründen,zum damals (noch) primären Verkaufsmedium (Doppel-) LP, das erwartet volle Dynamik & Klangqualitätspotenzial hörbar nicht erhalten! 🙁

    (Meine persönliche Wertung: Musik 4 Sterne, Klang: 3-4 Sterne)

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