Das nennt man ein Fest: Das 30. Stadtfest im ostthüringischen Pößneck machte seinem Namen alle Ehre. Mit vier Abendkonzerten an zwei Tagen war das erste Wochenende im September fast schon so etwas wie ein kleines Festival. Wer sich vor allem auf Subway To Sally am Freitag und Ray Wilson am Samstag gefreut hatte, wurde nicht enttäuscht. Beide Acts wurden den Erwartungshaltungen gerecht, denn eine solche Programmfolge auf diesem hohen Niveau hatte es bei einem Stadtfest in Pößneck noch nicht gegeben.
Den Auftakt am Freitag machten zunächst Haggefugg. Die gut aufgelegten Musiker aus Köln waren das erste Mal in Pößneck zu erleben. Die Reaktionen der Besucher zeigten: Mit ihrem Mittelalterrock und einer soliden Show konnte das Sextett überzeugen und bezog die zahlreichen Besucher stimmungsvoll in ihre Darbietungen ein.
Es war ein Auftritt, bei dem die Rheinländer einen äußerst sympathischen Eindruck hinterließen. Die Kombination aus Dudelsack und Rockbesetzung passte konzeptionell gut zu Subway To Sally, der zweiten Band des Abends. Sänger Eric Fish und seine Kollegen, die den erkrankten Bassisten Sugar Ray vertreten mussten, lockten am Festwochenende die meisten Fans auf den schrägen Marktplatz. Die Fans agierten sehr textsicher. »In Thüringen zwischen Greiz und Eisenach steht unsere Kinderstube«, sagte Eric Fish sichtlich bewegt. Gern erinnere er sich an das Schlettweiner Open Air im gleichnamigen Pößnecker Ortsteil als einen der regelmäßigen Höhepunkte zu Beginn der 1990er Jahre. Die Formation aus Potsdam, die 1992 gegründet worden ist, erlebte zum Anfang ihrer Karriere in der Region viele erfolgreiche Konzerte. Später füllten sie große Säle und Festivals und machten sich in Thüringen rar. Mittlerweile sind die sieben Musiker auch international sehr gefragt.
Haggefugg
Subway To Sally
Den Auftakt am Samstag lieferten pünktlich auf die Minute Ray Wilson und Band. Der frühere Genesis-Sänger gastierte bereits 2019 im Pößnecker Schützenhaus und hat hier wie überall in der Republik viele treue Fans. Mit seinen handverlesenen Musikern und einem glasklaren Klang, der Titelauswahl, zwischen Genesis und eigenen Kompositionen, war das Konzert von knapp zwei Stunden Dauer ein Leckerbissen ohne einen Makel. Genannt seien nur zwei glanzvolle Höhepunkte: "Solsbury Hill" von Peter Gabriel in einer herrlichen Akustik-Version, in der die Brüder Ray und Steve Wilson an den Gitarren überzeugten.
Steve Wilson zeigte anschließend bei "Another Cup Of Coffee" von Mike & the Mechanics, der Band des Genesis-Gitarristen Mike Rutherford, seine unübertroffenen Künste als Background-Sänger. Dieses Stück aus der Genesis-Familie begeistert in jedem Konzert mit Ray Wilson aufs Neue. Der Schotte weiß Genesis-Interpretationen so zu bearbeiten, um ihnen eine individuelle Note zu geben.
Ein Konzert mit ihm und seinen Musikern ist eine unterhaltsame und kurzweilige Angelegenheit. In der Folge kann es nur den Wunsch auf eine baldige Wiederholung geben.
Ray Wilson
Dem Auftritt schloss sich zum Abschluss des Tages Sebastian Krenz an. Der Oppurger, der nur wenige Kilometer von Pößneck entfernt zu Hause ist, hatte seine Familie und viele Fans sowie Freunde begrüßen können. Der Sieger des Vorjahres der 11. Staffel der TV-Sendung "The Voice Of Germany" hatte einen Gitarristen und einen Schlagzeuger auf der Bühne als Begleitung. Man merkte dem Lokalmatador an, dass er Spaß an der Musik hat. 'Krass' sei sein Leben in den vergangenen eineinhalb Jahren verlaufen. Er sei viel unterwegs. Man könne noch nicht sagen, wohin einmal die Reise gehen wird. Fest steht aber, dass Anfang 2023 sein erstes Album erscheint.
Unübersehbar war, dass Sebastian Krenz beim jungen Publikum überzeugte, das ihn auch aus seiner früheren Tätigkeit unter anderem bei der Pößnecker Band Antitoxin kennt. Hier muss man sehen, wohin der eigene Anspruch auf der einen und Casting-Popularität auf der anderen Seite den 30-jährigen Familienvater bewegen.
Alles in allem war der musikalische Mix zum 30. Pößnecker Stadtfest bei spätsommerlichem Wetter für alle Besucher so etwas wie ein Geschenk, noch dazu zu einem äußerst attraktiven Eintrittspreis, den Stadtverwaltung und Sponsoren ermöglichten.
Es war Musik, wie für ein solches Fest mit Besuchern mehrerer Generationen und mit unterschiedlichem Geschmack geschaffen.
RockTimes bedankt sich bei Anne Gölitzer aus der Stadtverwaltung Pößneck für die problemlose Akkreditierung.
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