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Es dürfte mindestens Neugierde erzeugen, was der Motorpsycho-Schlagzeuger Håkon Gebhardt auf seinem Solo-Debüt-Album "Geb Heart" präsentiert.
Die vorliegende Platte ist im wahrsten Sinn des Wortes ein Solo-Album, auf dem der »[…] Drummer fast alles selbst macht: schreiben, komponieren, Gitarren und Keyboards spielen, trommeln, singen, an den Gesangsharmonien feilen, produzieren, mischen, Loops schneiden und einfach nur herumspielen. […] Und natürlich hat Gebhardt auch das Artwork gestaltet: Er fertigt leidenschaftlich gerne Collagen und visuelle Arbeiten aus Zeitschriften, Zeitungen und Werbeplakaten an. […]«
Im Digipak werden die Collagen mit den Titeln 'Self Portrait', 'Man With Guitar' und 'Wife In The Morning' aufgeführt.
Weiter heißt es bei Noisolution unter anderem:
»[…] Nur seine Frau Marì Simonelli begleitet seine Arbeit am Bass und als Co-Autorin der Texte. […]«
Aufgenommen wurden die vierzehn Songs im Das Boot Studio, Firenze, Italien.
Im weitläufigen Geflecht von Motorpsycho finden sich bezüglich "Geb Heart" keinerlei Verbindungen.
Vielmehr wirft der Protagonist zusammen mit seiner Frau Marì Simonelli gleich mehrere gelungene Blicke auf die alternative Musik/den alternativen Rock. Neben vielen Wendungen findet man Gefallen an Håkon Gebhardts Stimme.
Da das Album gleich mit dem Bonus Track "March Of The Tortoise" loslegt, stellt sich – bei drei weiteren Bonus Tracks am Ende der Scheibe – die Frage, ob es sich lohnt, die LP ins Auge zu fassen?
Da darf es, neben der Alternative Music, auch Mal einen Schwenk ins Indie Rock-Metier mit einem feinen Pop-Appeal sein. So entsteht für die Leute vor den Lautsprechern ein ziemlich unterschiedliches Bild der Kompositionen und um bei den Collagen eines Håkon Gebhardt zu bleiben, ist auch die Musik so etwas wie eine Collage, ein Mosaik verschiedener Strömungen und Fantasien, die der Künstler zum Klingen bringt.
Da erlaubt sich Håkon Gebhardt durchaus auch einen Schritt in eine schön inszenierte Rauheit, die dennoch ihren Charme hat.
Hier und da setzt er auf eine Art von hypnotisch wirkenden Effekten. Ja, die E-Gitarre wird kraftvoll eingesetzt und steht zuweilen im Kontrast zum tonalen Umfeld.
Sein Chorgesang passt gut ins Gefüge.
Neben den rockenden Nummern findet der Musiker immer wieder Lücken, die er mit sinnvoll ruhigeren Phasen füllt, dann auch sein Stimmvolumen bis hin zu so etwas wie Flüstern senkt und die Keyboard-Töne zum Schweben bringt. In diesem Zusammenhang bewegt sich Håkon Gebhardt auf das Terrain des Lullaby. Er überzeugt auch in dieser Situation und wird definitiv nicht peinlich.
Kaum zwei Minuten vergehen für "Marìmba Waltz", einem instrumentalen Bonus Track. Gewagt und gewonnen … diese Nummer bewegt sich am Rand der experimentellen Musik. Der Schritt dorthin kündigte sich vorher schon an und führt in "Marìmba Waltz" zur Öffnung der Knospe.
Auch das ebenfalls kurz gehaltene "Marc The Riffer" geht ohne Gesang in diese Richtung und bringt die Knospe zur vollen Blüte. Klasse!
Das Bonus-Trio ohne Worte wird durch den "Titel Track" komplettiert. In seiner eher schwebenden Stimmung ist das groovende Stück mit seinem knarzigen Gitarren-Sound das besondere Etwas der Scheibe.
Einige Lieder finden stante pede Eingang ins Gefallen.
Andere wollen sozusagen erobert werden, weil es dann um die Detailverliebtheit eines Håkon Gebhardt geht.
So richtig lässt sich sein mit Ecken und Kanten versehener Erstling nicht in eine Kategorie einsortieren.
Gut so, kann man da nur sagen, denn genau davon lebt "Geb Heart".
Bitte mehr davon!
Bleibt gesund und nehmt euch zur Ablenkung Zeit für gute Musik.
Line-up Gebhardt:
Håkon Gebhardt (vocals, guitar, keyboards, drums, backing vocals)
Marì Simonelli (bass)
Tracklist "Geb Heart":
- March Of The Tortoise (Bonus Track)
- Breakup Breakdown
- None Of This Is Mine
- That Day
- I Want To Know
- Monkey Sivert
- Beautiful Girl
- Fixing Things
- The Third Song
- Distant Stars
- Please Don’t Go Away
- Marìmba Waltz (Bouns Track)
- Marc The Riffer (Bonus Track)
- Titel Track (Bonus Track)
Gesamtspielzeit: 50:50, Erscheinungsjahr: 2022
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