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Farflung / Like Drones In Honey – CD-Review

Farflung - "Like Drones In Honey" - CD-Review

Wow, die Psychedelic- und Space Rock-Szene lebt. Und selbst, wenn sie heute lange nicht mehr so im Scheinwerferlicht steht wie noch vor Jahren, so ist sie dennoch nicht klein zu kriegen. Und das ist gut so. Haben wir euch noch vor kurzem das neue Album Nostalgia von Sula Bassana vorstellen können, so ist mit "Like Drones In Honey" von Farflung nur kurze Zeit später das brandneue, mittlerweile zehnte, Album der Psychedelic- und Space-Band aus Los Angeles erschienen. Das Quartett wird nach wie vor von Michael Esther sowie Tommy Grenas (unter anderem auch Nik Turner’s Space Ritual, The Brain, Chrome) angeführt und wirft nun acht neue Tracks mit einer Spielzeit von einer guten Dreiviertelstunde in den Ring.

War das gerade erwähnte "Nostalgia" von Sula Bassana ein zwar abgedrehtes, aber andererseits auch wunderschönes und harmonisches Erlebnis, so geht es bei den Amerikanern stellenweise doch deutlich aggressiver zur Sache. Obwohl hier auch innerhalb der einzelnen Songs sehr variabel mit Stimmungen und Härtegraden umgegangen wird. Ein perfektes Beispiel dafür ist "Dludgebmasterpode", dessen Titel man je nach Größe des Interesses gerne versuchen kann zu entschlüsseln, bei dem sich harte Gitarrenriffs mit spacigen, ruhigeren Passagen abwechseln. Dazu sind fast durchgängig bedrohliche Sounds aus dem Hintergrund zu vernehmen, die sich aus Stimmen, einer Gitarre und (vermutlich) Synthesizern zusammensetzen.

Im Prinzip besteht die Scheibe aus sechs langen (angeführt von "Baile An Doire" mit über zehn Minuten) und zwei kurzen (unter zwei Minuten) Tracks, aber der Rezensent erlebt "Like Drones In Honey" bei jedem Durchlauf als einen einzigen zusammenhängenden Trip in manchmal schönere und manchmal beängstigende Halbwelten. Wie ein komischer Traum, in dem es keine Regeln und Gesetze gibt, in dem alles passieren kann und man vor keiner Überraschung sicher ist. Im Guten wie im Schlechten. Ein perfektes Beispiel dafür ist "Touch Of The Lemming’s Kiss" mit einem sich ein- und dann wieder ausblendenden Piano, das kommt und geht wie eine Fata Morgana. Ist diese Impression wieder vorbei gezogen, wandelt man plötzlich in Nippon und bei "A Year In Japan" wieder auf sehr dehnbarem und wackeligem Boden.

Deutlich freundlicher und beschwingter begrüßt uns dagegen der Opener "Acid Drain", der sich langsam steigert und bei dem nach etwa zwei Minuten auch eine härtere Rhythmus-Gitarre einsteigt. Selbstverständlich ebenfalls umgeben von der alles umhüllenden Psychedelic der restlichen Instrumente. Wenn wir zu den Vocals kommen, so bestimmen hier eher Stimmen im Hintergrund anstatt konventionellem Gesang das Bild – was sich in gewissem Maße durch die komplette Scheibe zieht. Nicht so jedoch bei beispielsweise "All Earthmen Look Alike To Me", das beim Rezensenten die höchste Punktzahl der hier vertretenen Nummern einfahren kann.

Wie schon erwähnt, die Grenzen zwischen den Songs sind fließend und der Hörer kann – im positiven Sinne – schon mal die Orientierung verlieren, wo oben oder unten bzw. bei welchem Stück er gerade angelangt ist. Der Rezensent stößt immer wieder auf sehr coole Passagen, die aber – wie jede andere auch – nie lange durchgezogen werden. Keine Wiederholungen, Abwechslung und Vielfalt sind angesagt.

Keine Frage, "Like Drones In Honey" ist sicherlich kein Album für jedermann/ -frau, ein gesteigertes Interesse an Psychedelic sowie spaciger Mucke sollte schon vorhanden sein. Fans des Genres können hier bedenkenlos zugreifen, Interessierten würde ich für einen ersten Höreindruck "All The Earthmen Look Alike To Me", "Tiny Cities Made Of Broken Teeth" sowie "Touch Of The Lemming’s Kiss" empfehlen.

Neben der CD-Variante wird das Album selbstverständlich ebenso auf (wahlweise schwarzem oder farbigem) Vinyl erhältlich sein.


Line-up Farflung:

Tommy Grenas
Michael Esther
Paul Hischier
Chris Nakata

With:
Bobby Lea (bass – #4-6)
Skott Rusch (electronics & trogotronic transmission devices – #5,6)

Tracklist "Like Drones In Honey":

  1. Acid Drain
  2. All Earthmen Look Alike To Me
  3. King Fright
  4. Tiny Cities Made Of Broken Teeth
  5. Dludgebmasterpode
  6. Baile An Doire
  7. Touch Of The Lemming’s Kiss
  8. A Year In Japan

Gesamtspielzeit: 46:19, Erscheinungsjahr: 2022

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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