Nachdem Giles Robson seinen Harper-Auftritt im Blues Moose Café hatte, stand mit Pieter van der Pluijm aka Big Pete der nächste Mundharmonikaspieler auf der Bühne in der gemütlichen Café Bar De Comm.
Der niederländische Künstler Big Pete bewegt sich mit seinem Album Choice Cuts auf einem hohen Niveau, das sich auf einer internationalen Plattform tummelt. Die Scheibe wurde seinerzeit in Amerika für einen Blues Music Award nominiert. Mittlerweile ist auch das zweite Album mit dem Titel "Live At Bluesnow!" auf dem Markt. RockTimes wird die Scheibe unter die Lupe nehmen.
Bevor das Big Pete-Konzert startete, gab es noch einen traurigen Anlass entsprechend zu würdigen. Die niederländische Blues-Sängerin Mariëlla Tirotto, geboren 1960, verstarb Anfang Januar 2017. Für den 25.01.2017 war ein Konzert beim Blues Moose Café geplant. In einer Weile der Stille wurde der Künstlerin gedacht. Mit ihrer Band The Blues Federation erhielt sie 2010 den Dutch National Blues Award und war »[…] jury member Dutch Blues Challenge 2015.« In der Mariëlla Tirotto & The Blues Federation-Diskografie befinden sich "Somewhere Down The Road" (2008), "Dare To Stand Out" (2011) sowie "Live In Concert" (2015).
Big Pete und seine Mannen begannen das Konzert irgendwie ziemlich unüblich. Erwartete man als Gig-Opener eine temporeiche Nummer, war es schließlich ein 12-Takter, der sehr dicht am Slow Blues angesiedelt war. Nichtsdestotrotz oder gerade deswegen waren die ersten Soli von Gitarrist Sander Kooiman und Big Pete eine Klasse für sich. Der Sechssaiter-Künstler überraschte mit einem dramaturgisch hervorragend aufgebauten Alleingang inklusive tollen Fretboard-Läufen und herrlichen Phrasierungen, die Big Pete auf seinem kleinen Instrument fantasievoll fortsetzte.
Der Slow Blues sollte später noch viel ausgiebiger gefeiert werden. "Early In The Morning" war die Entdeckung der Langsamkeit, in der selbst die Zeitlupe Schwierigkeiten hatte, in Gang zu kommen. Sander Kooiman trieb seine Gefühle zum Teil bis an die Decke der Café Bar De Komm und konnte ein ums andere Mal das Publikum nicht nur begeistern, sondern auch mitreißen. Seine Solo-Variationen waren gigantisch und mit diesem Musiker hatte Big Pete einen kongenialen Partner an seiner rechten Seite. Dieses Lied dauerte eine gefühlte Ewigkeit und war mit musikalischen Höhepunkten nur so gespickt. "Oh Baby" schlich auf beeindruckende Art und Weise unter die Haut und Wuff Maes ließ Feinfühligkeit walten, als er die Little Walter-Komposition mit den Jazzbesen begleitete.
Höhepunkte gab es zuhauf. Bassist Roelof Klijn war ganz groß auf den dicken Saiten seines halbakustischen Tieftöners und zusammen mit dem großartigen Schlagzeuger Wuff Maes hatten die beiden Rhythmiker den Groove quasi gepachtet. Sie trugen den Frontmann sowie den Gitarristen während ihrer Alleingänge sozusagen auf Händen.
Schon zu Beginn des Gigs machte der Drummer durch ein Blitzlicht-Solo auf sich aufmerksam. Unumwunden gab der Bandleader zu, dass man Songs von zum Beispiel Junior Wells, Billy Boy Arnold oder Little Walter mag. So war "I Wish You Would" von Billy Boy Arnold die Spielwiese eines Wuff Maes, der auf drei Trommeln und noch weniger Becken ein ausgedehnt-temporeiches Drumsolo voller Intensität bot. Begeisterung pur. Hammer!
Einen Big Pete-Auftritt ohne Verneigung vor Lester Butler kann man sich kaum vorstellen. Schließlich war der Niederländer auch zusammen mit Matt Schofield Akteur in der Lester Butler Tribute Band. Mit "So Lowdown" ging die Post ab und diese Nummer hörte man auch bei diesem Auftritt sehr gerne.
Vor der Zugabe feierte man einen Song von Big Petes Debütalbum "Choice Cuts". Bei "Cromatic Crumbs" war Gänsehaut angesagt, weil der Einsatz einer chromatischen Harp immer etwas Besonderes ist. Gleich von den ersten Noten an entwickelte sich "I’ve Got My Eyes On You" zu einem Monster-Groove-Sahnehäubchen. Nicht nur mit diesem Stück gaben Big Pete und seine Band eine großformatige Visitenkarte in Sachen Blues und beste Unterhaltung ab.
Abschließend noch ein Ausblick auf die folgenden Blues Moose Café-Konzerte: Ina Forsman (25.01.2017); Archie Lee Hooker & The Coast To Coast Band (08.02.2017); Ramblin' Dog (08.03.2017); Tasha Taylor (05.04.2017); Ulrich Ellison & Tribe (10.05.2017) sowie Backwater Roll (14.06.2017).
Line-up Big Pete:
Big Pete (vocals, harmonicas)
Sander Kooiman (guitar)
Roelof Klijn (bass)
Wuff Maes (drums)
Neueste Kommentare