Cremation scheint (vor allem) im Death Metal ein recht beliebter Name zu sein, die Metal Archive listen vierzehn Bands, die sich so nennen.
Also stellt sich erst einmal die Frage, welche davon denn gemeint sind. Da die CD, um die es hier geht, vom Schweizer Label Czar of Crickets kommt, sind es – wie vermutet – die Eidgenossen.
Diese sind bereits seit 1992 aktiv, haben über die Jahre verteilt immer wieder Scheiben herausgebracht, mittlerweile die fünfte. Hier ein kurzer Überblick: "Ignis" (1999), "Grotesque Humanity" (2002) "Rise Of The Phoenix" (2012), "In The Maelstrom Of Time" (2017) und schließlich Ende 2022 "Where The Blood Flows Down The Mountains".
Der erste Eindruck ist schon mal positiv – Frontcover, Backcover und auch die Innenseite des Digipaks zieren Bilder von Gustave Dore, Illustrationen aus der "Göttlichen Komödie" ("Divina Commedia") von Dante Alighieri. Wobei das Bild auf der Vorderseite bereits von Christian Death auf "The Path Of Sorrows" verwendet wurde. Egal, die Motive passen zum Titel, sind stilvoll und durchaus Todesblei-tauglich, eine angenehme Alternative zu Standard-Gemeuchelzeichnungen.
Keine Sorge, trotz Gemälde und fast schon poetisch klingenden Titel gibt es hier Death Metal, der keine Gefangenen macht, auf die Ohren. Es ist spürbar, dass die Wurzeln von Cremation in den 90ern liegen, die Band sich Weiterentwicklung gegenüber jedoch nicht verschlossen hat. Dennoch, mit Trends oder Core-Breakdowns oder ähnlichem haben die Schweizer nichts am Hut. Old School-Fans werden dankbar dafür sein, dass es hier kein Firlefanz, kein Keyboard oder sonstige Experimente gibt.
Was nicht heißt, dass es gar keine Variationen oder Abwechslung gibt. "Break The Circle" fängt erst mal ganz kurz ruhiger an und hat später noch mal einen ruhigen Part). "Plaguelord" hat eine Titelzeile, die hängen bleibt. Zu dem Song gibt es ein gelungenes Lyricvideo, das mit seiner Bildgestaltung die Thematik anschaulich darstellt.
"…And The Rivers Turn Red" ist etwas schleppender, dennoch mächtig – und auf eine Stimme (die growlt) wartet man hier vergebens. Es handelt sich um ein Instrumental, dem es gelingt, trotz über sieben Minuten Länge nicht langweilig zu wirken. Vorteil daran ist, dass es hier möglich ist, sich beim Hören voll auf die Stärken der Musiker an den Gitarren, Bass und Schlagzeug konzentrieren kann. Die jahrzehntelange Erfahrung ist zu spüren. Aber auch in den anderen Songs sind immer wieder Feinheiten, beispielsweise an Gitarren- oder Bassläufen zu hören. Dennoch wird meistens ordentlich geknüppelt, jedoch nicht ohne aufzulockern bzw. auch mal das Tempo zu wechseln. Frontmann Serge brüllt passend dazu.
(Old School) Death Metal-Fans dürften keine weiteren Argumente oder mehr Worte brauchen, um in "Where The Blood Flows Down The Mountains" reinzuhören. Sie sollten dabei nicht enttäuscht werden. Obwohl die Scheibe das Genre nicht revolutioniert (und dies wohl auch gar nicht will), ein ordentliches Brett ist sie allemal.
Line-Up Cremation:
Serge (vocals)
Marco (guitar)
Roger (guitar)
Thomas (bass)
Ramon (drums)
Tracklist "Where The Blood Flows Down The Mountains":
1. Burning Beneath The Surface (5:20)
2. Digital Dependency (6:05)
3. Plaguelord (5:34)
4. Among The Braindead (5:16)
5. Break The Cycle (6:42)
6. Timebomb (4:01)
7. Blooddrill (6:49)
8. …And The Rivers Turn Red (7:37)
Gesamtspielzeit 47:21, Erscheinungsjahr: 2022
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