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Tarja – Konzertbericht, 08.03.2023, Hellraiser, Leipzig

Tarja, Hellraiser, Leipzig 2023

Während ihrer Raw-Tour 2023 war die Sängerin Tarja am 8. März 2023 im Hellraiser in Leipzig zu Gast. Standesgemäß waren auch zwei Vorbands auf der Bühne zu erleben. Den Anfang machte die britische Formation Serpentyne mit ihrer Frontfrau Maggiebeth Sand. Serpentyne spielten schon einmal im Vorprogramm von Tarja. Überwogen zu Beginn ihrer Karriere folkloristische beziehungsweise mittelalterlich anmutende Tonfolgen, so haben sich die Musiker inzwischen mehr und mehr dem Symphonischen Metal verschrieben. Entsprechend rhythmisch waren die Stücke, die gleichzeitig Abwechslung in ihr Programm brachten. Die Interaktion mit dem Publikum funktionierte gut.

Ebenfalls 30 Minuten lang war der Block mit Temperance, einer italienischen Modern-Melodic-Power-Metal-Band. Die Akteure selbst mussten schmunzeln, als sie ihre Herkunft verrieten. Es liegt wohl einzig und allein daran, dass man den von der Band gespielten Power Metal und Symphonischen Metal mit dem Herkunftsland der Interpreten nur schwer in Einklang bringt. Dafür hatten die fünf Musiker jede Menge Spaß mit ihrer melodischen Spielweise. Zwei Sänger wurden von einer Sängerin unterstützt, wobei das Netz keine Auskunft darüber gibt, welche Frau in Leipzig am Mikro stand. Alessia Scolletti, so ist zu lesen, hatte von 2018 bis 2023 ihren Dienst bei der 2013 gegründeten Band Temperance versehen. Offiziell verknüpfen die Musiker schwere Gitarren mit Metal Riffs, elektronischen Tracks und Elementen der Folkmusik. Auch ihnen war der Spaß anzumerken, die Besucher reagierten fast schon euphorisch.

Tarja versteht mit ihrem Facettenreichtum zu überzeugen

Tarja versteht mit ihrem Facettenreichtum zu überzeugen

Nach einer Stunde plus Umbaupausen waren Tarja und ihre vorzüglichen Begleitmusiker an der Reihe. Wie eine gute Bekannte nahmen die Fans im ausverkauften Hellraiser die Sopranistin auf. Sofort war der Funke übergesprungen. Der Symphonische Metal sollte an diesem Abend das Programm sein, nimmt man alle drei Bands zusammen. Mit ihrem Album Best Of: Living The Dream lieferte Tarja Turunen alias Tarja Ende 2022 eine illustre Auswahl aus knapp über 15 erfolgreichen Jahren Solokarriere. Viele Tracks sind neu remastert worden. Zu hören sind persönliche Favoriten aus allen sechs Studioalben, darunter– "My Winter", "Storm", "What Lies Beneath", "Colours In The Dark", "The Brightest Void", "The Shadow Self" und "In The Raw". Zugleich gab es mit der brandneuen Single Eye Of The Storm eine Premiere auf dieser CD zu feiern.

Trotz des großen Interesses für ihr aktuelles Best Of-Album war das Augenmerk für In The Raw nie erloschen. Die 2019 beim Label earMUSIC erschienene Produktion sollte allerdings verspätet live umgesetzt werden. Die gleichnamige Show "In The Raw" konnte nach dem Ende der der Corona-Pandemie erst 2023 bespielt werden. Irgendwie bewundernswert, wie die Akteure auf allen Seiten, allen voran Musiker und Fans, diesen Zustand wegsteckten. Im Interview mit RockTimes, das uns die heute 45-Jährige unmittelbar vor dem Tourstart gewährte, betonte sie, dass ihr "In The Raw" das »persönlichste Album« sei.

Vielleicht hatte Tarja auch deshalb alle Konzerte als 'Camera Friendly' erklärt. Dieser ungewöhnliche Schritt bedeutete für die Fans nichts Anderes als: Fotografieren erlaubt, verständlicherweise ohne Blitz. Gute Karten also für die Konzertbesucher, die davon in Leipzig rege Gebrauche machten und ihren Stehplatz wie eine Festung verteidigten. Schlechte Voraussetzungen für Konzertfotografen von Zeitungen und Magazin, wenn sie sich nicht bis zur ersten Reihe vorarbeiten konnten beziehungsweise durften. Ein nutzbarer Fotograben stand nicht zur Verfügung, es gab nur den einheitlichen Stempel aufs Handgelenk.

Mittendrin statt nur dabei: Das Motto bei allen Konzerten von Tarja lautet 'Camera Friendly'!

Mittendrin statt nur dabei: Das Motto bei allen Konzerten von Tarja lautet 'Camera Friendly'!

Im Konzert erklangen mit "Dead Promises", "Goodbye Stranger", "Tears In Rain", "Silent Masquerade" und "Serene" als Opener fünf Kompositionen aus der Tracklist von "In The Raw". Im Line-up gibt es auf zwei Positionen gegenüber der Studioproduktion Veränderungen. Neu auf der Tour dabei sind Alex Scholpp (guitars) und Alex Holzwarth (drums). Unverändert zum Line-up gehören Doug Wimbish (bass), Christian Kretschmar (keys) und Max Lilja (cello). Lilja, der 1993 Gründungsmitglied der finnischen Cello-Metal-Band Apocalyptica war, ist seit 2007 Aufnahme- und Tourmitglied an der Seite von Tarja. Die enge Vertrautheit beider belebt das Spiel durch das Cello und ist eine Freude.

An ihre Zeit von Nightwish, wo Tarja von der Bandgründung 1996 bis 2005 wirkte, erinnerte "Nemo", das vom Album "Once" (2004 ) stammt. Aus der Kategorie "Best Of" punktete in Leipzig am meisten "Victim Of Ritual", das den regulären Teil vor den Zugaben abschloss. Die mit vielen Tempowechseln ausgestattete sechsminütige, druckvolle Nummer geht geradezu ins Mark. Tarja kann hier die Stärken in ihrer Stimme voll ausleben.

Die Sängerin strahlte während des ganzen Konzertes, war bestens aufgelegt und stimmlich top. Es war ein Erlebnis! Vor 17 Jahren hat sie ihre »Reise« begonnen, wie sie ihre Solokarriere selbst nennt. Es scheint, als sei die Musikerin damit zu 100 Prozent zufrieden und hat ihren Seelenfrieden gefunden. Nachzulesen ebenfalls im aktuellen Interview bei RockTimes. Ein Konzert mit ihr zeigt eine künstlerisch anspruchsvolle Frohnatur, die sich auf eine gut eingestellte Instrumentalfraktion verlassen kann. Es macht Freude, die Musiker an ihrer Seite zu beobachten, die mit Können und Spielfreude agieren.


Line-up Tarja – Raw Tour 2023

Tarja (vocals, keys)
Alex Scholpp (guitars)
Doug Wimbish (bass)
Christian Kretschmar (keys)
Alex Holzwarth (drums)
Max Lilja (cello)

 

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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