Big Daddy Wilson ist zurück. Zurück bei Ruf Records. Nach Love Is The Key (2009) und Thumb A Ride ist "Neckbone Stew" das dritte Album für das Label aus Lindewerra. Zwischendrin gab es Veröffentlichungen bei Dixie Frog (Time /2015) oder Platten bei Pharmosa Records ("Live In Europe – From Bremen To Paris" oder "Live In Luxembourg At L’Inoui").
Der Protagonist persönlich schreibt im Booklet, dass "Neckbone Stew" eine »[…] beautiful Melange of Blues, Spiritual, Roots, Soul, Funk and Reggae […]« ist. Eine ziemlich breite Brücke, die über das allgemein bekannte Delta führt. Allerdings weiß der Hörer aus anderen Alben, dass Big Daddy Wilson dazu in der Lage ist, diese Dimensionen mit seinen musikalischen Möglichkeiten auch auszufüllen.
Die erste Dimension ist das Songwriting. Außer bei "Give Me One Reason" (von Tracy Chapman) taucht sein Name bei jedem der dreizehn Songs, auch im Team mit anderen Komponisten auf. "Neckbone Stew" verfügt mit "Peanut Butter Pic" über einen Bonustrack.
Die zweite Dimension ist Big Daddy Wilsons Stimme. Sie spannt sich wie ein Bogen über alle Tracks, auch wenn es mit dem bereits erwähnten Lied von Tracy Chapman zu einem Duett mit Ruthie Foster kommt. Der Gesang vom in Edenton (North Carolina) geborenen Musikers ist infizierend, dramatisch, schmeichelnd, aufwühlend, ein Alleinstellungsmerkmal.
Die dritte Dimension sind die hervorragenden Arrangements und Instrumentierungen der unterschiedlichen Songs des Künstlers. Dabei geht verständlicherweise nicht nur ein Lob an den Bandleader, sondern auch an seine Begleitmusiker. In erster Linie sind es Cesare Nolli sowie Paolo Legramandi (unter anderem Morblus, Roberto Morbioli).
Die vierte Dimension sind die Taten des Produzenten, das Mixing beziehungsweise das Mastering. Faktoren, die nicht unwesentlich für das Gelingen einer Platte sind. Produziert, aufgenommen und gemixt haben »[…] the Goosebump Brothers at The Fireplace Room in Lurago Marinone, Italy […]« Gemastert hat »[…] Simon Gibson at Abbey Road Studios, London, U.K. […]« Der Vollständigkeit halber: Staffan Astner hat "He’ll Make A Way" sowie "Cookies Gonna Kill Me" im Sound of Hägersten, Stockholm aufgenommen.
Die fünfte Dimension fasst alle anderen, bereits genannten Einflussradien zusammen, denn letztendlich kommt es auf die Wirkung beim Hörer an.
Das die vorliegende Platte eröffnende "Cross Creek Road" reflektiert die Roots, Country Blues-Seite von Big Daddy Wilson. Fast ausschließlich zur akustischen Gitarrenbegleitung regiert hier die sonore Stimme des mittlerweile seit längerer Zeit in Deutschland lebenden Musikers. Klasse!
Mit der elektrischen Gitarre serviert man uns ein akzentuiert, angenehm rockendes "7 Years" mit einem herrlichen Horn-Arrangement im Hintergrund. Cesare Nolli glänzt mit einem feinen Solo und beim Titelsong "Neckbone Stew" überrascht man den Hörer positiv, wenn es aus der Spiritual-Einleitung plötzlich musikalisch-geografisch in die jamaikanischen Breitengrade geht und sich die Wellen sehr angenehm im Rhythmus des Reggae wiegen. Super!
Diese Gefilde werden auf "My Babe" abermals aufgesucht und erfolgreich bereist. Der Reggae fügt sich ganz geschmeidig in die Szenerie der CD ein. Toll!
Es groovt herrlich, wenn Big Daddy Wilson gemeinsam mit Eric Bibb auf ganz relaxte Weise "He’ll Make A Way" intoniert. Wunderschön ist auch die Gospel-Stimme der Chorsängerin Paris Renita. Dieses Stück ist sehr einfühlsam. Für "Cookies Gonna Kill Me" greift Eric Bibb abermals in die Seiten und hier ist der sehr gute Tuba-Einsatz von Sven Lindvall zu loben.
Klasse ist auch die Interpretation von Tracy Chapmans "Give Me One Reason" mit Ruthie Fosters toller Stimme am Gesangsmikrofon oder das zurückhaltend rockende "Running Shoes". Mit "Neckbone Stew" hat Big Daddy Wilson viele verschiedene Zutaten zu einem persönlich gewürzten, herrlich mundenden Eintopf vermischt. Chapeau! Da werden Musiker neidisch und wollen ein solches Rezept auch bekommen.
Zusammen mit Vanessa Collier und Si Cranstoun wird Big Daddy Wilson als Blues Caravan 2017 unterwegs sein. Man darf gespannt sein.
Line-up Big Daddy Wilson:
Big Daddy Wilson (lead vocals, percussions – #13)
Cesare Nolli (electric guitars, acoustic guitars, drums, percussions, keyboards, backing vocals)
Paolo Legramandi (bass, upright bass, backing vocals)
Staffan Astner (electric guitars, acoustic guitars – #6,11, drums – #11, bass – #11)
Sven Lindvall (tuba – #11)
Nik Taccori (drums – #2)
Eric Bibb (guitar – #6,11)
Ruthie Foster (lead vocals – #7)
Davide 'Dave' Rossi (keyboards – 2,4,5,7,8,12)
Alessandro 'Merols' Meroli (horns – #2, flute – #10)
Paris Renita (backing vocals – #6)
Tracklist "Neckbone Stew"
- Cross Creek Road
- 7 Years
- Neckbone Stew
- I Just Need A Smile
- Tom Cat
- He’ll Make A Way
- Give Me One Reason
- Running Shoes
- My Babe
- Damn If I Do
- Cookies Gonna Kill Me
- The River
- Peanut Butter Pic (Bonustrack)
Gesamtspielzeit: 48:57, Erscheinungsjahr: 2017
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