Es gibt manchmal unerwartete Momente, die nachhaltig und unvergessen bleiben. So geschehen im Frühling in einer kleinen Stadt, wo eine mir bekannte Band (Stereons) spielte, die ich nach ihrerm aktuellen Album live sehen wollte.
Die Jungs hatten kurzfristig ihre Freunde als Vorband mitgebracht und dieser Auftritt hat mich wirklich begeistert. Ich erfuhr, dass demnächst ihr Debütalbum erscheinen würde.
Diese Band ist TeaTyme aus Neuburg an der Donau (Bayern). Ein Trio aus verrückten, experimentierfreudigen, sympathischen und fabelhaften jungen Musikern, die eine gewisse Leichtigkeit in ihre doch teilweise vertrackten Songs einfließen lassen.
Nun zur Teestunde, es wird ein feiner "Camilla" serviert, ein musikalischer Aufguss ist erforderlich und die Vorbereitung dazu sollte keine Eile versprühen. Dies geschieht mit einem schneidigen Riff, das einen erstmals runterkommen lässt. Der Tee muss ein wenig ziehen und mit ein bisschen klimpern und im Takt schweben ist er bereit mit rockigen, leichtgängigen und harmonischen Geschmacksknsopen zu verwöhnen.
Mit "Intoxication" folgt der nächste Aufguss, der zugleich ein flotter härterer Boogie-Ritt ist und fett unterstrichen wird von Christoph Waldmüllers Gitarrenarbeit und dem treibenden Hammondspiel von Benedikt Heine, das im Abgang eine feine Purple-Note beinhaltet. Die Aufnahmen fanden alle in Eigenregie in einem Privathaus statt. Dabei wurde auch versucht, den Geist von TeaTyme einzufangen. Dabei gingen sie ungewöhnliche Wege, damit sie zusammen live spielen und gleichzeitig aufnehmen konnten.
Damit dieser warme Sound auf dem Album entstand, verschwand ein Verstärker im Gästeklo ein anderer einen Raum tiefer im Keller. Es funktioniert hörbar und das Ergebnis auf der Anlage ist fantastisch und hat Charakter!
So strömt das ruhige, gefühlvolle und intime "Destructive World" als wohliger Schauer dem Hörer entgegen. Das funkige "Devil Daughter" kommt dagegen frisch und knackig rüber. Der klassische "Earl Grey" darf in dieser Tee-Runde natürlich nicht fehlen. Er ist kräftig, frech und wirkt mit voller Wucht und mit punktgenau zündenden Breaks.
Das Zusammenspiel, die Chemie, die Freude des Trios ist hervorragend, diese Tugenden kommen bei "Flying Fires" bestens zutage. Psychedelisch gleitet der Song in einer heißen Wolke schwebend dahin, die angenehme Stimme von Benedikt wiegt uns in Sicherheit. Dies ändert sich ein wenig, ohne allerdings aufzuschrecken, durch ein wunderbares, progressives Solo von Christoph. Bis sie "Stop!" sagen und sich diese vorangegangene und aufgestaute Energie vollkommen entlädt.
Was für ein krachender Rock-Song, in dem sich Christoph und Benedikt total ihren instrumentalen Fähigkeiten hingeben und der auf dem kompletten Album treibend aggierende Florian nochmals einen Zahn zulegt. Wir hören ein junges Kollektiv mit viel Liebe zur Musik und dem Glauben an ihre Songs. Der Spielwitz sowie die -freude, ebenso die Freiheit, einfach mal zu improvisieren und den Raum dafür zu lassen sowie ihre verschieden Stilrichtungen, fließen wunderbar in diese neun Stücke ein.
Das alles entfaltet sich auch in ihren Liveauftritten, bei denen es einfach Spaß macht zuzuhören und sich 'ziehen' zu lassen, ohne das Bitterstoffe austreten!
Genau richtig zur TeaTyme …
Line-up TeaTyme:
Christoph Waldmüller (guitar)
Benedikt Heine (organ, synthie, keys)
Florian Herrle (drums)
Tracklist "Camilla":
Camilla (3:12)
- Intoxication (5:07)
- Destructive World (5:58)
- Devil’s Daughter (2:58)
- Here I Am (5:44)
- Skyscraper (4:08)
- Earl Grey (3:19)
- Flying Fyers (8:48)
- Stop! (5:53)
Gesamtspielzeit: 43:07, Erscheinungsjahr: 2023
Neueste Kommentare