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P’Cock / The IC Years: The Prophet & In’cognito – CD-Review

P’Cock / The IC Years: The Prophet & In’cognito – CD-Review

Klaus Schulze war einer der deutschen Elektronik-Pioniere in der Szene. Dieser hatte seinerzeit sein eigenes Tonstudio plus einem Plattenlabel, kurz IC genannt. Kein Wunder, dass die jungen Bands damals beim Meister himself unterkommen wollten.

So auch die Darmstädter Band Peacock, die 1975 gegründet wurde und live regional im Rhein-Main Gebiet sehr aktiv war. Nach einigen Absagen der Plattenfirmen, weil 'Krautrock' laut ihnen schon tot war, organisierten sie ein Livekonzert im Darmstädter Szenelokal, wo Klaus Schulze zugegen war. Und es hat sich gelohnt – er war gleich begeistert und überzeugt von dieser Band, sah das Potenzial, sodass sie tatsächlich einen Plattenvertrag erhielten. Zu dieser Zeit änderten Sie ihren Namen in P’Cock, da es schon eine englische Band mit gleichen Namen gab. Soviel kurz zur Vorgeschichte.

Nun wurden die beiden Studioalben von dem Label MiG (Music in Germany) wiederveröffentlicht, die hier wahrlich Pionierarbeit leisten. "The IC Years" beinhaltet die beiden Platten "The Prophet" (1980) und "In’cognito" (1981). Mit ausführlichern Liner Notes von Olaf Lux, der sehr viel Wissenswertes über die Band berichtet; inklusive Entstehung der Songs sowie den Aufnahmen für das IC Label.

P’Cock sind im wesentlichen Tommy Betzler, Gründer und auch Komponist der Songs. Ihm zur Seite standen bei beiden Alben Utz Bender, Peter Herrmann sowie Axel Krause.

"The Prophet" ist eine elektronische, treibende Reise, die stark in den Fußstapfen von Kraftwerk und Tangerine Dream verwurzelt ist. Nichtsdestotrotz drückt die Band ihren eigenen Stempel auf, einerseits durch die gesanglichen Leistungen und dem vom New Wave aufkommenden Spirit, sowie durch Rauheit und die teilweise wilde, vordrängende Spielweise. "The Actors Fun" ist da ein gutes Beispiel.

Fast elektronisch rockig prescht die Band vor, nicht zuletzt durch die verzerrte Gitarre im Hintergrund. Das Ganze harmonisiert sich und P’cock baut auf einmal eine melodiös proggige Szenerie auf, die sich wohlwollend dahinzieht und unauffällig in das Anfangsmuster zurückkehrt. Das Interessante an der Musik und den Kompositionen ist die Freiheit zu genießen, zwei Welten miteinander zu vereinen, um beide mit modernerem Pop-Sound aufzuwerten. Auf der einen Seite ist das die reine Electronic-Music, die damals eine eigenständige Szene hatte, und zum anderen die auslaufenden Progressive-Music. Ich muss aber zugeben, dass ich mit manchen Stücken auch 'Probleme' habe: "La Mer" z. B. ist mir doch zu elektronisch und spacy.

Da sagt mir das 1981er Album "In 'cognito" mehr zu, nicht zuletzt mit dem Wechsel zu den rockigeren Gitarristen Armin Strecker und Utz Bender, der statt in die Tasten, ebenfalls gekonnt in die Saiten greift. Dieses Werk wirkt kompakter; in der Songstruktur angefangen, bis hin zu dem instrumentalen Zusammenspiel der Musiker – und  soundtechnisch ist es auf einem top Niveau.
Ich nehme als Referenzalbum "Time To Turn" von Eloy her, das in eine ähnliche Kerbe schlägt und ein Jahr später auf den Markt kam. Wenn ich da z. B. "End Of Odyssey" anhöre, könnte sich Eloy hier vom Opener "House In The Storm" inspiriert haben lassen. Das rockige "Mother" könnte Pate gestanden haben für das, ebenfalls später erschienene, Yes-Album "90125" . Das Zusammenspiel zwischen modernen Synthiesounds und rockiger Gitarre, dazu harmonische Gesangsparts, wurde natürlich nicht neu erfunden, aber ein guter Kompromiss gefunden zu dieser Zeit.

Da aber gerade die NDW durch das Land schwappte war kein Markt für P’cocks Musik –  zu komplex war deren Songstruktur. Zurück in die Krautrockzeit geht die Band mit dem zarten, balladesken "Look (At Life)" – ein wehmütiger, schöner Song mit warmen Hammond-, sowie Gitarrensound und gesanglich das Beste was Utz Bender hier vorbringt.

Roundabout ist "In’cognito" runder und eingängiger, nicht zuletzt durch die zwei Gitarren, als "The Prophet", das doch mehr, wie oben schon erwähnt, in die elektronische Klangwelt eintaucht. Es ist eine kleine musikalische Perle, was MiG für uns ausgegraben und neu veröffentlicht hat. Wir werden uns bestimmt noch an einigen »Innovative Communication« (IC) Serien erfreuen dürfen.


Line-up P’Cock:

Tommy Betzler (drums / percussion)
Axel Krause (bass, acoustic guitar)
Utz Bender (vocals, keyboards, solo guitar)
Peter Herrmann (keyboards, synthesizers)
Achim Albrecht (Fender Stratocaster guitar)
Armin Strecker (lead guitar – "In’cognito")

Tracklist " The IC Years: The Prophet & In’cognito"

CD 1 "The Prophet"

  1. The Prophet (5:59)
  2. The Actors Fun (6:34)
  3. Toby (4:11)
  4. Silver Swallow (4:04)
  5. N 1,4 (5:48)
  6. Fly Your Kite  (4:21)
  7. La Mer (10:01)
  8. House In The Storm [Short] (6:37)

Gesamtspielzeit: 40:18, Erscheinungsjahr: 2023 (1980)

CD 2 "In’cognito":

  1. House In The Storm (11:10)
  2. Funtime Sorrow (4:21)
  3. Always Funny (3:03)
  4. Ban’cock (3:30)
  5. Mother            (6:23)
  6. Mr. Pollution  (8:31)
  7. Look [At Life] (3:43)

Gesamtspielzeiit: 37:01, Erscheinungsjahr: 2023 (1981)

Über den Autor

Achim Mayinger

Genres: Beat, Classic Rock, Hard'n'Heavy, Progressive Rock

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