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Laurence Jones / Take Me High – CD-Review

Laurence Jones / Take Me High

Ein begeisterter Kritiker schrieb, die Songs auf dieser CD im Vinyl-LP-Design seien wie die Kapitel eines Buches. Ein schönes Bild. Und eine zutreffende Beschreibung. Laurence Jones malt das Bild mit der ganzen Palette, die ihm an Saiten und Stimmbändern zur Verfügung steht, aus.

Wenn es darum geht, ob knallige oder dezente Farben verwendet werden sollen, beweist der junge Brite zudem ein bemerkenswertes Gespür für Kontraste und die unzähligen möglichen Schattierungen. Damit führt er vor, wie variabel moderner Blues sein kann – sein MUSS, um sich weiterzuentwickeln.

Was an seiner energiegeladenen Performance besonders beeindruckt: Für jedes Lied hat sich Jones ein Hauptriff ausgedacht, das so stark ist, dass man das akustische Gebilde, das es trägt, von der ersten bis zur letzten Sekunde genießt. Selbst bei Mississippi Delta Blues oder der schweren Variante ("Addicted To Your Love"!), die das Rüstzeug, die Grundausstattung eines jeden Blues-Musikers bilden, ist stets eine ausgeprägte eigene Note präsent.
Der zweite Song "Something’s Changed" verblüfft aus dem Nichts mit einem völlig natürlich klingenden Reggae-Groove. Da braucht man nix geraucht zu haben, um wegzufliegen! Und wenn das Solo einsetzt, ist der Rausch perfekt (und leider allzu schnell vorbei).

Ebenfalls etwas ganz Besonderes ist "I Will": Leichtfüßiger und von Produzenten-Legende Mike Vernon entsprechend luftig in Szene gesetzt, steht Jones' merklich gereifter Gesang stärker im Fokus. Dazu perlt seine Gitarre, dass einem die Wonneschauer in Kaskaden über den Rücken laufen. Diese Nummer alleine ist bereits das Geld für "Take Me High" wert. Wie die Gitarrenarbeit insgesamt, die bei jedem Stück in Spielweise oder Ton oder beidem ein wenig anders ist. Das ist große Kunst!

Hier sitzt jede Note auf die Millisekunde da, wo sie hingehört, alles hat Hand und Fuß. Deshalb ist es auch gewiss kein Zufall, dass ausgerechnet Stevie Wonders "Higher Ground" den Schlusspunkt setzt. Die Wahl zeugt von exquisitem Geschmack, und die Ausführung (mit Gastsänger Reuben Richards, der stellenweise als Roger Chapman-Double durchgeht) macht dem Original alle Ehre; dennoch setzt sich Jones' bereits erwähnter eigener Stil mühelos durch, auch deshalb, weil auf "Take Me High" vieles live eingespielt wurde. Nochmal große Kunst!

Dieses vierte Album ist die Reifeprüfung. Und die hat Laurence Jones mit Bravour bestanden. Auch dank der exzellenten Mitmusiker, Bassist Roger Inniss, Drummer Phil Wilson und Bob Fridzema an Keyboard und Hammond-Orgel. Als zweiter Gast neben Reuben Richards spielt Paul Jones auf "The Price I Pay" Mundharmonika. Doch da kommt in Zukunft mit Sicherheit noch mehr, das noch viel besser ist!

Angehörs dieser famosen Leistung braucht sich niemand zu wundern, wenn der Meister dieses Jahr zum dritten Mal hintereinander den British Blues Award in der Kategorie Nachwuchskünstler gewinnt. Obwohl, 'Nachwuchs' …? Das war mal! Es ist Zeit für den großen Pott! Dabei kommt Jones, der mit sieben Jahren begann, zunächst klassische Gitarre zu spielen, auf dem unscheinbaren Coverfoto wie Schwiegermutters Liebling rüber, der kein Wässerchen trüben kann …


Line-up Laurence Jones:

Laurence Jones (vocals, guitars)
Roger Inniss (bass)
Phil Wilson (drums)
Bob Fridzema (keyboards, hammond)
Mike Vernon (backing vocals)

With:
Paul Jones (harmonica)
Reuben Richards (vocals – #10, backing vocals – #3)

Trackklist "Take Me High":

  1. Got No Place To Go (3:57)
  2. Something’s Changed (4:11)
  3. Live It Up (3:51)
  4. Addicted To Your Love (5:19)
  5. I Will (4:02)
  6. Thinking About Tomorrow (5:28)
  7. Take Me High (4:25)
  8. Down & Blue (4:19)
  9. The Price I Pay (4:21)
  10. Higher Ground (3:52)

Gesamtspielzeit: 43:47, Erscheinungsjahr: 2016

Über den Autor

Michael Schübeler

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