Francesco Virgilio ist ein französischer Produzent, Komponist und da es hier um die Rezension seiner neuen EP "Moving Forward" geht, natürlich auch Musiker – bekannt dann aber besser als Mokroïé. Und wenn es jetzt bei einigen klingelt, dann ist das anders als bei mir, denn ich musste suchen um herauszufinden, dass Mokroïé der Name eines Dorfes aus Fjodor Michailowitsch Dostojewskis "Die Karamazov Brothers" ist.
Weder Mokroïé noch Francesco Virgilio waren mir bis dato bekannt und wenn die (erstklassigen) Promoter-Infos von »Dark, percussion-heavy, raw, brutal, expressive, electro-rock, electro-pop, electro-industrial, electro-soul, and electro-orchestral music« sprechen, so klingt das erst mal nicht nach Fisch und auch nicht nach Fleisch. Will sagen, es war mir nicht klar, ob das Musik für mich ist, oder eben nicht. Auf der anderen Seite war mir aber klar, dass das nichts von der Stange sein wird und somit doch in meinen musikalischen Kosmos passen könnte. Zumal der Künstler seine 'Hypersensibilität' als Waffe einsetzen soll. Wow!
Der erste Track, der der EP auch den Namen gab kommt auf jeden Fall spannungsgeladen in den Ohren an und bestätigt, dass das Anliegen Virgilios musikalisch so umgesetzt ist, dass der Hörer nach den ersten Sekunden bereits Gefangener ist. Gefangener im spannenden Universum Mokroïés, in dem man sich allerdings frei bewegen darf und soll. Dieses Universum ist »chaotisch« und hat zwei Hauptfaktoren: »Kreativität« und »Energie«.
Klingt spannend, wie auch die Tatsache, dass ich neben dem Hauptprotagonisten auch keinen der am Album beteiligten Musiker(innen) kenne. Weder den Leadsänger Michel André Jouveaux der Band Tank, noch den Chicagoer Sänger Allonymous und auch von der Sängerin Carol Aplogan ist mir bewusst zumindest noch kein Ton untergekommen. Wie auch immer, die ersten Töne erklingen und ja, man kann nicht umhin, gespannt zu lauschen.
Spannend – wie astrein komponierte Filmmusik – startet die EP und diese Art der elektronischen Musik ist nichts für meditative Erholungsphasen, denn Francesco hält die Spannung hoch. Interessant wäre etwas älteres aus dem Fundus des Künstlers zu hören, denn vorliegende Scheibe wird als eine Spur rockiger als sonst beschrieben. Davon entfernt ist auch "Forest Of Uncertainty" mit Allonymous an den Vocals, denn es bleibt elektronisch. Wie bereits erwähnt, aber nicht zu technisch. Durch Wechsel in den choreografischen, oder besser dramaturgischen Szenerien ist man immer am Ohr und kann sich eingrooven. Ein Thema und sicher auch Anliegen des Franzosen ist es, »das Böse abzuwenden«, positive Energie freizusetzen. Anknüpfen soll das an seine Vorgängersingle "Natural" aus dem Jahr 2022, der ein »dystopisches und desorientierendes Video« mit auf den Weg gegeben wurde.
Auch "To The Heroes" bringt keine Änderung, es bleibt elektronisch ohne zu langweilen, aber auch ohne größere Spitzen. Anders das letzte Stück "More" (im Original von den Sisters Of Mercy) , das erst einmal durch vermehrte Vocals an Verve gewinnt und auch vom Tempo und dem Songwriting eine Schippe drauflegt. Der Geist der Goth-Schwestern wurde gut eingefangen. Insgesamt gesehen, ist "Moving Forward" genremäßig sicherlich von Wert, ohne aber weitere Werke von Mokroïé zu kennen, kann ich nicht sagen, auf welcher Stufe "Moving Forward" im Œuvre des Musikers steht. Durch die harmonischen, rhythmisch gekonnt in Szene gesetzten Wohlfühlmotive wirkt die EP für meinen Geschmack etwa zu poppig. Das macht sie allerdings auch für Nichtelektroniker interessant.
Da Francesco Virgilio gerne Ton UND Bild nutzt, um seine Ideen umzusetzen, gibt es zu vorliegender Platte auch drei begleitende Videos, die ich allerdings nicht kenne. Es soll laut Bookletaufdruck auch zwei Bonusstücke geben, die ich aber auch nicht kenne, da sie auf meinem Exemplar fehlen.
Line-up Mokroïé_
Francesco Virgilio
Allonymous (vocals, lyrics – #2)
M. A. Jouveaux (lead vocals -#4)
Carol Aplogan (backing vocals – #4)
Tracklist "Moving Forward":
- Moving Forward
- Forest Of Uncertainty (Feat Allonymous)
- To The Heroes
- More (Feat M. A. Jouveaux [Trank] & C. Aplogan)
- Forest Of Uncertainty (Instrumental version) [Bonus Track]
- More (Instrumental version) [Bonus Track]
Gesamtspielzeit: 21:!4 (ohne Bonustracks), Erschinungsjahr: 2023
Neueste Kommentare