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Die Zöllner – Konzertbericht, 10.11.2023, Ostra-Lounge, Dresden

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Man sollte die Feste feiern wie sie fallen, sagt der Volksmund. Erst recht dann, wenn der Grund zum Feiern mit einem Album-Release auf der Hand liegt. Die Zöllner belassen es aber nicht bei einem einzelnen Konzert. Nein, die gleichnamige Band gestaltet daraus gleich eine gesamte Tour mit acht Gastspielen an sieben Orten. Den Auftakt bildete das Konzert im Rahmen der Dresdner Jazztage am 10. November 2023. Weil die Nachfrage so groß war, folgt auf das ausverkaufte Konzert in der Ostra-Lounge am 19. November 2023 in den unmittelbar benachbarten Ostra-Studios ein weiteres Konzert mit den acht Musikern.

Zugegebenermaßen ist die Lounge im Veranstaltungsareal der Jazztage die vergleichsweise kleinste Spielstätte. Deshalb wird sie in Verbindung mit der Gastronomie an den Konzerttagen gern als Platz zum Zurückziehen genutzt. Für das Auftaktkonzert an dieser Stelle mussten dennoch in überschaubarer Zahl einige Stehplatzkarten verkauft werden, die aus der Wohnzimmeratmosphäre ein kuscheliges Vergnügen machten. Ein Vergnügen war das Konzert in jeder Hinsicht. Pünktlich traten Dirk Zöllner und seine Begleitmusiker auf die Bühne. Vor dem Start richtete Kilian Forster, Intendant der Dresdner Jazztage, ein paar Begrüßungsworte an die Besucher. Von ihm war zu hören, dass es an diesem Abend in der langen Geschichte des Festivals zum ersten Mal drei Konzerte parallel an einem Abend gab: In der Lounge, in den Ostra-Studios und im Ostra-Dome.

Kilian Forster, Intendant der Jazztage in Dresden, begrüßte die Konzertbesucher

Kilian Forster, Intendant der Jazztage in Dresden, begrüßte die Konzertbesucher

Berührungsängste gab es im Konzert trotz der Nähe zum Publikum für die Künstler nicht. Hier waren echte Profis am Werk. Das brandaktuelle Album "Portugal" mit neuen Stücken sollte im Verlauf des Abends eine wichtige Rolle spielen. Das Album ist übrigens eine Kooperation zwischen Band und Plattenfirma. So hat das Label SPV die Herstellung und den Vertrieb der neuen Tonträger organisiert. Aber auch viele ältere Lieder aus der Karriere der 1987 gegründeten Band waren zu hören.

Noch länger liegt das Entstehungsjahr jener Komposition zurück, mit der Dirk Zöllner das Konzert eröffnete, dabei begleitet nur von André Gensicke am Keyboard und Oliver Klemm am Bass. Oliver Klemm kommt wie Gitarrist Lars Kutschke aus Dresden. Für die beiden Vollblutmusiker war es also ein Heimspiel. Die Ballade "Käfer auf’m Blatt" zum Auftakt stammt von Zöllners damaliger Band Chicorée und entstand bereits 1984. Es ist ein Lied, für das es keine Worte braucht. Man muss es einfach nur genießen. Als anschließend alle Musiker ihre Ausgangsposition eingenommen hatten, wurde klar, was den Zuhörer in den folgenden zwei Stunden erwarten würde: Ein musikalisches Feuerwerk.

Gerald Meier, David Skip Reinhart und Frank Fritsch (von links)

Gerald Meier, David Skip Reinhart und Frank Fritsch (von links)

Die Bläsergruppe mit Gerald Meier (Posaune), David Skip Reinhart (Trompete, Flügelhorn) und Frank Fritsch (Saxophon) sorgte für mächtig Druck und ließ dabei kein Auge trocken. Es ist erstaunlich, wie die Arrangements für die drei Instrumentalisten einer Band zusätzlich so viel Leben einhauchen können und wie schnell man sich an diesen kräftigen Klang gewöhnen kann. Sehr gut, dass die drei Akteure um ihren "Chef" Gerald Meier im späteren Verlauf ihre verdienten Soli erhielten. Ganz im Stile der Jazztradition quittierten es die Besucher mit viel Applaus. Es gab darüber hinaus immer wieder spontanen Beifall im Konzertverlauf. Die gut aufgelegten Musiker schenkten dem Publikum einen abwechslungsreichen Reigen für die gute Laune.

An diesem Abend vertrat Claas Lausen den etatmäßigen Schlagzeuger Stephan Salewski und erledigte diesen Job mit Bravour. Lausens Einsatz zeigte offenkundig, dass ihm die Gastrolle großen Spaß bereitete. Wie immer auch die Vorbereitung erfolgt sein mag – hier standen sich Freude am Spiel und eine gesunde Portion Talent sehr nahe.
Die Mischung aus Funk, Soul, Ska und Rockmusik bei der Formation Die Zöllner ist in dieser Ansammlung gewiss ein Alleinstellungsmerkmal. Es ist allein schon das Erscheinungsbild, mit dem die Protagonisten punkten können. Dirk Zöllner ist als Künstler durchaus eine Ausnahmeerscheinung, doch bringt sich der 61-Jährige stets mannschaftsdienlich in das Geschehen ein. Das macht ihn sympathisch. Dafür stehen auch die kurzen, inhaltsreichen Moderationen. Neben den druckvollen Liedern erklangen ruhige Liebeslieder und Stücke, die ohne Bläserarrangements auffallend nach Rockmusik klangen.

Dirk Zöllner. Am Schlagzeug Claas Lausen

Dirk Zöllner. Am Schlagzeug Claas Lausen

Im Gespräch mit RockTimes verriet uns der Bandchef, dass Die Zöllner am 11. November 1987 im damaligen Jugendklub im Palast der Republik in Ostberlin ihren ersten Auftritt hatten – vor 36 Jahren und dem Datum nach fast auf den Tag genau mit dem Konzert in Dresden. Gegründet wurde die Gruppe von Dirk Zöllner und André Gensicke einst als Duo. Doch schnell wuchs die Formation zur Bigband mit den entsprechenden Klangformaten heran.

Ich eröffnete dem Sänger derweil im Gespräch, dass ich zum Signieren das Buch Herzkasper hätte mitbringen können, das ich im März 2021 für RockTimes besprochen hatte und das ihm gewidmet ist. Somit folgte mit dem abschließenden Gedankenaustausch eine unverhoffte Zugabe, die ein denkwürdiges Erlebnis krönte. Danke an Die Zöllner für dieses beeindruckende Gastspiel. Wenn es bei mir so etwas wie eine vorsichtige Erwartungshaltung gab, dann wurde diese merklich übertroffen.

Ein herzliches Dankeschön geht an Hans-Joachim Maquet für die freundliche Akkreditierung inklusive des erfolgreichen Krisenmanagements, weil die Eintrittskarte urplötzlich in einen bedrohlichen Verkehrsstau geraten war. Trotz aller Vorkehrungen gemeinsam mit dem Veranstalter traf das Ticket noch rechtzeitig am Veranstaltungsort ein.

Wie wir erfahren haben, war die Release-Party sofort ausverkauft, sodass es am 19.11.2023 (19:30 Uhr)  ein Zusatzkonzert  gibt. Dieses findet iim Rahmen der 23. Jazztage Dresden in den Ostra-Studios in Dreseden statt.

©Fotos: Mario Keim | RockTimes


Line-up Die Zöllner (Album-Release, 10.11.2023):

Dirk Zöllner (Gesang, Gitarre)
André Gensicke (Keyboard, Gesang)
Oliver Klemm (Bass)
Lars Kutschke (Gitarre)
Claas Lausen (Schlagzeug, Gastmusiker)
Gerald Meier (Posaune)
David Skip Reinhart (Trompete, Flügelhorn)
Frank Fritsch (Saxophon)

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

2 Kommentare

  1. Hans-Joachim Maquet

    Mario, sehr schöner fundierter Bericht mit interessanten Details über das Live-Konzert bei den Jazztagen Dresden.
    Mit einem frischen "JAZZ AUF" vom HaJo

    1. Mario Keim

      Hallo Hans-Joachim, ich danke Dir in zweierlei Hinsicht: Einmal für Deine lobenden Worte, vor allem aber für Deinen Einsatz rund um die Dresdner Jazztage, sodass ich schon mehrmals Gast sein durfte. Deine rührige Betreuung weiß ich sehr zu schätzen. Ich verneige mich vor allen Akteuren und Helfern dieser erfolgreichen Reihe. Alles Gute für Dich. Ich grüße zurück mit einem zünftigen „JAZZ AUF!“ Mario

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