«

»

The Band Of Heathens / Duende – CD-Review

CD-Review-The Band Of Heathens-Duende

Zum zehnjährigen Bandjubiläum machten sich die Jungs der Band Of Heathens im letzten Jahr ins Studio auf, um ihr insgesamt achtes Werk (drei davon sind Livemitschnitte) aufzunehmen. Mit Scott Davis ist – im Gegensatz zum 2013er Album Sunday Morning Record – auch wieder ein fester Bassist am Start, der nebenbei sogar noch ein bisschen elektrische und Lap Steel Gitarre beigesteuert hat. Aber was um alles in der Welt bedeutet denn 'Duende'? Ein englisches Wort ist das jedenfalls nicht… Kurz recherchiert findet man dafür drei Bedeutungen: »Eine spezielle Art der Inspiration und Leidenschaft«, »Ein Zustand von gesteigerter Emotion und Ausdrucksfähigkeit« sowie »Ein Geist«. Aha… Gründungsmitglied Gordy Quist erklärt es so: »Es gibt im Englischen keine Entsprechung für Duende. Es beschreibt das, was diese Band am besten kann und was wir immer als künstlerisches Ziel vor Augen haben.« Jetzt schlauer? Gut, ich nämlich auch nicht…

Dann mal gleich ans Eingemachte: Erfreulicherweise stellt sich bereits sehr schnell heraus, dass "Duende" anders als sein Vorgängeralbum nicht nur deutlich rockiger, sondern obendrein auch noch vielfältiger ausgefallen ist. "All I’m Asking" startet zwar recht gemächlich, dafür aber mit richtig guten Melodien. Neuen Einflüssen wurde sich ebenfalls nicht verschlossen, was bei diesem Track die Hinzunahme eines (positiv angewendeten) Drum-Computers belegt. Für das sehr starke Songwriting waren die beiden noch verbliebenen Original-Mitglieder Ed Jurdi und Gordy Quist zuständig. Allerdings muss auch gesagt werden, dass sich die Scheibe – wahrscheinlich auch durch die Veränderungen im Sound – bei den ersten paar Durchläufen noch ein bisschen sperrig angehört hat. Wenn man dran bleibt, wird man allerdings belohnt, denn nach und nach kristallisieren sich Nummern wie "Deep Is Love", "Keys To The Kingdom" oder "Green Grass Of California" als echte kleine Perlen heraus.

Als wahrer Hammer stellt sich sehr bald "Trouble Came Early" heraus. Anfänglich unverkennbar mit Keith Richards-Gedächtnis-Riff und -Sound versehen, entwickelt sich das Stück zu einem echten Killer im Stil von Leon Russell (R.I.P.) zu Zeiten von Leon Russell & The Shelter People oder dem Song "Delta Lady" (von seinem gleichnamigen Debüt). Da wird beim Arrangement ganz groß aufgefahren und man hat (auch hier wieder im positiven Sinn) das Gefühl, dass hier fünfzehn Leute gleichzeitig im Studio zugange waren. Grandios! Bei "Daddy Longlegs" wird es dagegen sehr funky und ich musste geradezu zwangsläufig an Sly & The Family Stone denken. Selbstverständlich sind aber auch sehr viele Akustikgitarren vertreten, ebenso wie das Roots-Feeling und die Lap Steel-Gitarre nicht zu kurz kommen. Das sich durch das gesamte Album wie ein roter Faden durchziehende Thema ist die fokussierte Hinwendung der Menschheit zu sozialen Netzwerken, die dabei gar nicht mehr sieht, was im ’normalen' Leben bzw. den Menschen und der Familie im direkten Umfeld vor sich geht. Direkt auf den Punkt bringt dies "Cracking The Code" mit starker, wenn auch etwas gespenstischer Tastenarbeit von Trevor Nealon. Klasse umgesetzt.

"Green Grass Of California" ist ein Loblied auf verbotene rauchbare Substanzen. Kann man bezüglich der Aussage gut finden, muss man aber auch nicht. Das Stück selbst fließt erwartungsgemäß sehr relaxt vor sich hin, unterstützt von starkem Harmonie-Gesang und warmem Sound. "Sugar Queen" liegt ein cooler, wenn auch etwas vertrackter Groove zugrunde, der sich dann im Refrain aber herrlich auflöst. Dazu kommt ein süffisanter Text (»…she even talks dirty when she’s on her knees to pray…«) und dieses erneut etwas gespenstisch gespielte Keyboard.

Wie bereits angedeutet ist "Duende" kein Album, das den interessierten Hörer direkt beim ersten Durchlauf vom Hocker hauen wird und in das man ein bisschen Zeit investieren muss. Unterm Strich überzeugt die Scheibe dann aber doch deutlich. The Band Of Heathens ist nach wie vor hungrig nach Weiterentwicklung, dem nächsten Schritt. Wo der nach diesem Album hinführt, werden wir logischerweise erst wissen, nachdem er getan sein wird. Spannend bleibt es also allemal und bei der bisher gezeigten Qualität der Texaner aus Austin muss sich auch niemand wirklich Sorgen machen. Thumbs up!


Line-up The Band Of Heatens:

Ed Jurdi (6- & 12-string acoustic & electric guitars, piano, percussion, lead & background vocals)
Gordy Quist (6- & 12-string acoustic & electric guitars, baritone guitar, lead & background vocals)
Trevor Nealon (piano, Hammond organ, Wurlitzer, Rhodes, clavinet, mellotron, synthesizers, background vocals)
Scott Davis (bass, electric & lap steel guitars, percussion, background vocals)
Richard Millsap (drums & percussion, background vocals)

With:
Jim Vollentine (Wurlitzer – #4)
Russ Pahl (pedal steel guitar – #10)
Emily Gimble (background vocals – #6)
Hannah Cook (background vocals – #1,2,6,7,9)
Taylor Lumby (background vocals – #1,2,6,7,9)

Tracklist "Duende":

  1. All I’m Saying
  2. Sugar Queen
  3. Last Minute Man
  4. Deep Is Love
  5. Keys To The Kingdom
  6. Trouble Came Early
  7. Daddy Longlegs
  8. Cracking The Code
  9. Road Dust Wheels
  10. Green Grass Of California

Gesamtspielzeit: 39:09, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>