Der seit knapp zehn Jahren unter dem Namen C.K. Baker Band firmierende amerikanische Musiker und Songwriter Carlos Baker hat in seinem Leben bereits einige Schicksalsschläge verkraften müssen. Im Alter von zwölf Jahren erkrankte er an Krebs, der eines seiner Knie und Teile der Lunge befallen hatte, was zur Amputation oberhalb der Kniescheiebe führte. Später litt er unter schweren Depressionen, wobei es ihm jedoch gelang, diese zu überwinden und sogar ein Studium abzuschließen. Nach einigen früheren Alben gründete er 2015 mit dem deutschen Gitarristen Christoph Von Storch die C.K. Baker Band und spielte mit diesem und dem Keyboarder George Kochbeck das Debütalbum "Walk Alone" ein, aufgrund der Pandemie zum größten Teil in unterschiedlichen Studios. Für die zweite Platte unter diesem Namen zog er für sechs Monate nach Chicago, um in enger Zusammenarbeit mit dem Produzenten Brian Deck an dem hier zu besprechenden neuen Platte zu arbeiten.
Das Ergebnis ist die mir nun vorliegende Platte "Find Your Way", die mit nrun Tracks in knapp vierzig Minuten überzeugen möchte. Und Qualität ist vorhanden, das steht außer Frage. Was man mögen muss bzw. sollte, ist die Herangehensweise des Protagonisten, der hier ein – je nach Geschmack – mehr oder weniger einnehmendes Konglomerat aus Americana, Roots Rock und Singer/Songwriter vorlegt. Der Gesang ist dabei eher sanft, allerdings auf eigenartige Weise auch eindringlich und beschwörend. Dies kombiniert mit den vorgelegten Texten ergibt eindeutig Sinn, wenn man sich die Lebensgeschichte des Protagonisten vor Augen führt. Die Tracks an sich brauchen ein paar Durchläufe, gehen dann aber, wie beispielsweise der Opener "Wash Over Me Quickly" fantastisch ins Ohr und quartieren sich dort auch erstmal eine zeitlang ein.
Immer wieder punkten kann unter anderem auch der Gitarrist Steve Gerlach, der seine Soli mit sehr melodischen, manchmal gar plakativen, aber niemals aufdringlichen Hooklines vom Stapel lässt und die jeweiligen Tracks damit hervorragend aufwertet. "III Prepared" führt vom musikalischen Feeling ein bisschen in Richtung Tom Waits zu Zeiten dessen Albums "Heartattack And Vine" (1980), eine feine Melange, die irgendwo in der Schnittmenge aus Blues und Jazz ihr Lager aufschlägt und jede Menge Atmosphäre verbreitet. "Fixed Up By You" gefällt mit seiner sehr bildreichen Sprache der Lyrics, coolem, gefühlvollen Piano und seinem warmen, erdigen Sound. Und dann ist da noch "No Turning Back Now", das mit stark verzerrter Gitarre beginnt und auch anschließend sehr experimentierfreudig bleibt. Im Refrain wird nochmal ein Gang höher geschaltet. Erinnert – zumindest den Rezensenten – im besten Sinne an den guten John Hiatt.
Um es noch mal auf den Punkt zu bringen, ist "Find Your Way" kein Album, das den Hörer direkt beim ersten (oder zweiten oder dritten) Durchlauf aus den Socken haut, sondern sich – wenn man ihm den Respekt erweist – erst nach weiteren Runden so richtig entfaltet. Wer soviel Geduld hat und darüber hinaus mit Bakers eher sanftem Gesang klar kommt, wird dann allerdings belohnt. Aus diesem Grund wird die Scheibe auch noch einige Zeit in der Playlist des Rezensenten bleiben. Musik-Fans, die Anspiel-Tipps mögen, können von meiner Seite die Tracks die teilweise bereits erwähnten "Wash Over Me Quickly", "I’m Broken Too", "No Turning Back Now" sowie "Fixed Up By You" ans Herz gelegt werden.
Line-up C.K. Baker Band:
C.K. Baker (bass, lead vocals)
Brian Deck (keyboards, synthesizer, drums, acoustic guitars, marimba)
Steve Gerlach (electric & acoustic guitars)
Gerald Dowd (drums & percussion, background vocals)
Kurt Schweiz (bass)
John 'Brother John' Kattke (keyboards, synthesizer)
Steve Doyle (Dobro)
Nora Oconnor (background vocals)
Tracklist "Find Your Way":
- Wash Over Me Quickly
- Ill Prepared
- Find Your Way
- No Turning Back Now
- Fixed Up By You
- Better Half
- I’m Broken Too
- Angels Cry
- Ashamed
Gesamtspielzeit: 37:20, Erscheinungsjahr: 2023
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