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Don’t Drop The Sword / Age Of Heroes – CD-Review

Don't Drop The Sword / Age Of Heroes

Die ersten Akkorde ihres zweites Longplayers "Age Of Heroes" rücken Don’t Drop The Sword in die Nähe der Seefahrer oder des mittelelterlichen Gesangs. Das verraten Melodie und der Rhythmus. Doch ein paar Atemzüge später packen sie ihre Schwerter wieder aus und lassen ihre eigentliche musikalische Heimat erkennen: Power Metal in Höchstgeschwindigkeit. Chorgesang lässt beim Einstieg zusätzlich aufhorchen und schon wird deutlich, dass wir uns hier mit einem abwechslungsreichen Werk beschäftigen dürfen.

Hatten wir bei RockTimes die Band vor eineinhalb Jahren im Zusammenhang mit ihrer EP Prelude To The Age Of Heroes als »Hörempfehlung für alle, die guten Power Metal bevorzugen«, ausgegeben, so sollte sich das auf dem aktuellen Album steigern. Tatsächlich beherrschen die Power/Speed Metaller aus Bayern ihr angestammtes Metier, doch gehören auf dem vorliegenden Album einige Feinheiten mehr dazu. Don’t Drop The Sword, die schon aufgrund ihres Bandnamens für Aufsehen sorgen (deutsche Übersetzung "Lass das Schwert nicht fallen"), wissen musikalisch zu überzeugen. Ihre Heldenreise beginnt auf dem Opener "Demon Divine" mit Chorgesang, der den ausgeprägten Satzgesang ergänzt. Es folgen in "Of Love And Loss" neben extrem schnellen Speed Metal sinfonischer Metal. Sicherlich wird der Höreindruck schon der ersten beiden Lieder durch die Gestaltung des Covers (Artwork Dorothea Erber) gesteigert. Es bleibt also nicht allein beim Power Metal. Eine solche Seefahrerromantik vermittelt ebenfalls der Ohrwurm "Echoes Of The Past". Das kraftvolle Miteinander der Gitarren und der ausdrucksstarke Gesang von Sänger Anti, der auch die Growls beherrscht, verbreiten angesichts der neuen Stilelemente Freude beim Hören.

Die 2015 gegründete Band wirkt gereift und ist offenbar die richtige Adresse, um neue Klangeindrücke zu verarbeiten. Der Power Metal bleibt der rote Faden, die lange Spieldauer gestattet den Musikern immer wieder die Möglichkeit zum Experimentieren. Es ist kein starres Korsett, in dem sich Don’t Drop The Sword bewegen. Dass sich die Protagnisten aus dem Metalbereich auf sechs Tracks den Seemannschor Erding ins Boot holen, zeugt von kreativem Weitblick. Das I-Tüpfelchen ist für mich der Satzgesang des Quintetts aus dem Münchner Norden. Höhepunkt des Albums ist unbestritten das 10:44 Minuten lange "A Murder Of Ravens" mit Gastsängerin Liv Kristine (Theatre Of Tragedy, Ex-Gastsängerin bei Eluveitie). Die Tempowechsel gestalten das Stück zu einem Meisterwerk. Fast folgerichtig ist der kurze Growl-Ausflug von Sänger Anti.

"Age Of Heroes" ist kein Konzeptalbum, das darf man zur Entlastung feststellen, denn der einzige Kritikpunkt könnte die Frage sein, wo denn der Schwerpunkt zwischen reinem Power Metal und experimentellen Metal anzusetzen ist. Sehen wir es positiv: Hier wird nach Herzenslust unter Einbeziehung neuer Möglichkeiten munter drauf los musiziert. Der Rausschmeißer ist "Wewurt Skihit". Alles hört sich nach dem Muster an: Jetzt beweisen wir Euch, dass wir Power Metal am besten können. Derart schnörkellos kommt das neun Minuten lange Opus daher. Der Seemannschor Erding lockert jedoch auch hier den Refrain auf und somit hat selbst der lupenreine Klassiker am Ende der Spielzeit seine Besonderheit. Kein 08/15, keine Musik von der Stange. Das macht Spaß, das vermittelt hörbar den Eindruck, dass sich an die bisherigen Produktionen weitere experimentelle Anleihen anschließen können und werden. Schon wären wir bei dem Modewort Nachhaltigkeit. Das sollte im vorliegenden Fall gut passen. Dass hier internationales Format heranwächst, dürfte alles andere als eine Übertreibung sein.

Don’t Drop The Sword gehören zu den Bands, die man sich live wünscht, um das Hörerlebnis noch besser auskosten zu können. Gefestigt scheinen sie ferner dadurch, dass die beiden letzten Scheiben (EP, Album) in konstanter Besetzung aufgenommen worden sind.


Line-up Don’t Drop The Sword:

Anti (vocals, growls, backing vocals)
Max (lead guitar, rhythm guitar, backing vocals)
Korbi (rhythm guitar, lead guitar, backing vocals)
Mathias (bass, backing vocals)
Dom (drums, percussion)

With:
Liv Kristine (vocals – #5)
Bertram Liebmann (accordion – #4)
Seemannschor Erding (choir – #1,3,4,5,8,9)
Konstantin Angelov (narrator – #1)

Tracklist "Age Of Heroes":

  1. Demon Drive
  2. Of Love And Lose
  3. Where The Old Gods Dwell
  4. Twelve Steps (To Hell)
  5. A Murder Of Ravens (Feat. Liv Kristine)
  6. King Of Thieves
  7. Echoes Of The Past
  8. Sharpe’s Song
  9. Wewurt Skihit

Gesamtspielzeit: 61:53, Erscheinungsjahr: 2023

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

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