«

»

Bruce Dickinson / The Mandrake Project – Digital-Review

Bruce Dickinson / The Mandrake Projectke-project

"The Mandrake Project" ist das siebte Soloalbum von Bruce Dickinson, dem Sänger der Band Iron Maiden. Es ist zugleich das erste Solowerk seit 2005. Kein Wunder, mag mancher denken, ist er doch als Frontmann der international erfolgreichen Formation überaus stark gefragt. Allein die Liveaktivitäten von Maiden sind sprichwörtlich. Ob als Solist (erstes Album "Tattooed Millionaire", 1990) oder als Bandsänger: In beiden Funktionen ist Bruce Dickinson intensiv ins Songwriting eingebunden. "The Mandrake Project" bietet alle Vorzüge, die ein musikalisches Meisterwerk an den Start bringen kann. Es ist gewissermaßen ein Puzzle aus unterschiedlichen Teilen vergangener Jahre, bei denen der Lockdown eine Rolle gespielt hat. Dickinson zog beim Songwriting alle Register, hat mit "Shadow Of The Gods" (7:02) und "Sonata (Immortal Beloved)" (9:51) zwei Stücke mit einer besonders langen Spieldauer dabei. Hier überrascht die längere Partie mit progressiven Elementen. Diese Titellänge erinnert sehr an Iron Maiden, doch die von viel Atmosphäre geprägten Tracks unterscheiden sich im Charakter von der Band. Wenngleich der geheimnisvolle Titel des Albums es vermuten lässt – "The Mandrake Project" ist laut Aussage des Sängers kein Konzeptalbum.

Dickinson zur Seite stand sein langjähriger Co-Autor und Produzent Roy Z. Gemeinsam schrieben sie Lieder, die einfallsreich, druckvoll und fesselnd sind. Das Rockalbum entspringt einem von Iron Maiden völlig losgelösten Prozess. Jeder Titel erzählt eine eigene Geschichte, dennoch reihen sich die einzelnen Kompositionen wie eine Perlenkette aneinander. Zur Studioband gehören außerdem Tanya O’Callaghan (Bass), Dave Moreno (Schlagzeug) und Mistheria (Keyboard). Klanglich schwer und reich an musikalischen Texturen, wird mehrmaliges Hören immer wieder zum Genuss. Die starken Gesangsdarbietungen harmonieren mit den komplexen Strukturen. "The Mandrake Project" ist eine musikalische Vision, die der Sänger und Songwriter über sehr viele Jahre entwickelt hat. Ein Beispiel ist die Singleauskopplung "Rain On The Graves": Das Stück wurde von einem verregneten Besuch am Grab des romantischen Dichters William Wordsworth im Lake District inspiriert. Das Lied entwickelte sich zu einem Grübeln über die Natur der Sterblichkeit und den Deal mit dem Teufel, den Künstler mittlerweile eingehen, seit Robert Johnson in den 1930er-Jahren bewiesen hat, dass es sich lohnt.

»Ich hatte den Text für den Refrain, seit ich 2012 zu einer Hochzeit in Grasmere war«, erklärt Dickinson, »und es war Jahre später nicht schwer, den Rest des Liedes mit so vielen reichen Bildern im Kopf zu erstellen.« Stück für Stück entwickelten Dickinson und Roy Z ein eingängiges, aber schweres Lied voller Melodien. Es ist gekennzeichnet von einem gewaltigen Gitarrenriff, dramatischen Keyboards und einer gesanglich beeindruckenden Darbietung. Enthalten ist ferner "Eternity Has Failed", das erstmals in einer anderen Fassung mit dem Titel "If Eternity Should Fail" auf Iron Maidens 2015er Album "The Book of Souls" erschienen ist. Die Nummer veranschaulicht ebenfalls, dass der kreative Prozess für "The Mandrake Project" schon lange läuft. Auf "Resurrection Men" verabeitet der Sänger das Motiv von Black Sabbaths "Iron Man". Ein Ausflug weit zurück in die 1970er Jahre.

Das siebte Soloalbum Dickinsons wird eingeleitet mit dem furiosen Auftakt "Afterglow Of Ragnarok". Es folgt "Many Doors To Hell". Es ist dem Sänger auf den Leib geschrieben und vermittelt schlichtweg gute Laune. Mit "Fingers In The Wounds" gibt es ein beeindruckend opulentes Werk mit einer vergleichsweise kurzen Spielzeit von nur 3:39 Minuten. Damit wird einmal mehr deutlich, was mit einem ausgefeilten Songwriting möglich ist. Alles in allem zeigt sich Bruce Dickinson in einer beeindruckenden Verfassung. "The Mandrake Project" vermittelt das Verlangen, den Player gleich in der Endlosschleife zu belassen. Zu komplex und anregend ist das Gehörte. Die zehn Titel sind der Beleg dafür, dass sich der Solocharakter des Albums gegenüber der angestammten Band deutlich abgrenzt. Fans werden wohl noch mehr schätzen, was sie am Frontmann ihrer geliebten Band Iron Maiden haben. Sie erkennen zugleich, dass das kreative Potenzial des Sängers noch viel größer ist. Dazu bedarf es keines weiteren Beweises. Zum Album kommt die Freude auf die im Juni 2024 bevorstehende Livetour.


Line-Up Bruce Dickinson:

Bruce Dickinson (vocals)
Roy Z (guitars)
Tanya O’Callaghan (bass)
Dave Moreno (drums)
Mistheria (keyboard)

Tracklist "The Mandrake Project":

  1. Afterglow Of Ragnarok (5:45)
  2. Many Doors To Hell (4:48)
  3. Rain On The Graves (5:05)
  4. Resurrection Men (6:24)
  5. Fingers In The Wounds (3:39)
  6. Eternity Has Failed (6:59)
  7. Mistress Of Mercy (5:08)
  8. Face In The Mirror (4:08)
  9. Shadow Of The Gods (7:02)
  10. Sonata (Immortal Beloved) (9:51)

Gesamtspielzeit: 58:49, Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Mario Keim

Musikstile: Heavy Rock, Rock, Deutschrock, Hard Rock
Marios Beiträge im RockTimes-Archiv

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>