«

»

Michael Chapman / Party Pieces (Live In Bremen 1975) – CD-Review

Michael Chapman - "Party Pieces (Live In Bremen 1975)" - CD-Review

Der englische Musiker, Songwriter und Sänger Michael Chapman konnte Zeit seines Lebens auf eine ausgefüllte Karriere mit sehr vielen Veröffentlichungen zurückschauen. Zunächst stark vom Jazz beeinflusst, wandte er sich gegen Ende der sechziger Jahre verstärkt der aufkommenden progressiven britischen Folkszene zu. Sein erstes Album mit dem Titel "Rainmaker" erschien 1969, gefolgt von "Fully Qualified Survivor" (1970, mit dem noch sehr jungen Mick Ronson als Session-Gitarrist). Chapman veröffentlichte bis kurz vor seinem Tod am 10. September 2021 im Alter von achtzig Jahren Alben, die sich durchaus auch mal in rockige Gefilde wagten. Am 12. Mai 1975 war er in der Post-Aula in Bremen zu Gast und präsentierte mit Akustik-Gitarre sowie Gesang Songs aus seinem bisherigen Backkatalog.

Dabei erweist sich der Brite als sehr guter wie flinker 'Picker', bei dessen Songs sich auch die bereits erwähnten Jazz-Einflüsse, wenn auch sehr subtil, immer wieder Bahn brechen. Klar ist natürlich, dass man – wenn man sich alleine mit einer Akustischen vor einem Publikum präsentiert – sowohl Präsenz, als auch gute Songs und Abwechslungsreichtum am Start haben muss. Und das gelingt Michael Chapman sehr gut, während er die Tempi und die Rhythmen ständig variiert. Darüber hinaus erweist er sich auch noch als überdurchschnittlicher Sänger, der von seiner Stilistik etwas an die unbekannteren und recht rauen Stücke von Neil Diamond erinnert. Textlich lotet er dabei mit Tracks wie etwa "Wrecked Again" oder "New York Ladies" unter anderem auch die Schattenseiten des Lebens aus.

Was diese Nummern noch stärker macht ist, dass Chapman als Bridge oder Refrain immer wieder mal stakkatoartige Riffs einbaut, die Rhythmik somit innerhalb eines Songs stark anzieht und den Hörer unmittelbar mitreißt. Neben "Waiting For A Train" (Jimmy Rodgers) hat sich mit Ralph McTells "Streets Of London" ein weiteres Cover eingeschlichen, das Chapman rein instrumental mit falsch eingebauten Akkorden und anderen Scherzen jedoch eher auf die Schippe nimmt. Apropos instrumental: Diesbezüglich zeigt der gute Michael bei "Polar Bear Fandango" noch einmal seine ganze Klasse an der Gitarre. Mit einem seiner ganz frühen Stücke, dem starken und fast zehnminütigen "Not So Much A Garden (More Like A Maze)", biegt der Musiker langsam auf die Zielgerade ein. In längeren Instrumental-Passagen lässt er auch immer wieder mal andere Tracks wie beispielsweise Norwegian Wood einfließen, um dann gekonnt wieder zum eigentlichen Song-Thema zurück zu finden.

Unter anderem sammelt der Musiker auch Pluspunkte durch seine Konversation mit dem Publikum, die er teilweise sogar auf Deutsch führt. Zum Abschluss kommt dann noch "Tribute To Bo Diddley", mit dem der Engländer einem der ganz großen afro-amerikanischen Blueser die Ehre erweist. Somit geht "Party Pieces (Live In Bremen1975)" mit wehenden Fahnen als Gewinner durchs Ziel, zumindest wenn man auch nur ansatzweise ein Faible für Singer/Songwriter, Folk (Rock), starkes Songwriting und einen guten Sänger hat, der auch gut mit dem Publikum kann.

Letzten Endes hat M.i.G. Music hier ein weiteres altes Schätzchen aus den Archiven von Radio Bremen ausgegraben, das es unbedingt wert ist, entdeckt zu werden. Und wenn man von der Güte der hier vertretenen elf Songs auf das Gesamtwerk von Michael Chapman schließen darf, dann kommt große Lust auf, tiefer im Werk dieses Musikers zu graben.


Line-up Michael Chapman:

Michael Chapman (acoustic guitars, vocals)

Tracklist "Party Pieces…":

  1. Party Pieces
  2. Wellington The Skellington
  3. New York Ladies
  4. Waiting For A Train
  5. Deal Gone Down
  6. Firewater Dreams
  7. Wrecked Again
  8. Streets Of London
  9. Polar Bear Fandango
  10. Not So Much A Garden (More Like A Maze)
  11. Bo Diddley Tribute

Gesamtspielzeit: 57:34, Erscheinungsjahr: 2024 (1975)

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
Meine Beiträge im RockTimes-Archiv
News
Meine Konzerberichte im Team mit Sabine
Mail: markus(at)rocktimes.de

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Du kannst folgende HTML-Tags benutzen: <a href="" title=""> <abbr title=""> <acronym title=""> <b> <blockquote cite=""> <cite> <code> <del datetime=""> <em> <i> <q cite=""> <s> <strike> <strong>