Was gibt es Schöneres, als das zehnjährige Bandjubiläum mit einem zweiten Album zu feiern? Vermutlich nichts, wird sich auch das Quintett von Voodoo Vegas gedacht haben. Den Anfang machte 2013 das von unserem Jochen vorgestellte Debüt The Rise Of Jimmy Silver, das zwei Jahre später von der EP "Hypnotise" gefolgt wurde. Im Line-up hat es seither etwas gerumpelt, wenn mit dem Frontmann Lawrence Case, der Gitarristin Meryl Hamilton und dem Bassisten Ash Moulton immerhin aber noch drei Mitglieder des Erstlings mit an Bord sind. Neu dabei und ins Songwriting für die neue Scheibe "Freak Show Candy Floss" bereits vollständig integriert sind der zweite Gitarrist Jon Dawson sowie der Schlagzeuger Jonno Smyth.
Von den Einflüssen des Fünfers aus dem englischen Bournemouth sind mittlerweile zwar nach wie amerikanische Größen wie Aerosmith, Guns 'N Roses oder auch Mötley Crüe auszumachen, jedoch vor allem im positiven Sinn. Sprich, die Briten haben es keinesfalls nötig, von ihren Inspirationen abzukupfern oder gar kopieren, dafür sind der Sound und vor allem die Songs viel zu eigenständig. Speziell das Songwriting und die Arrangements fallen fast umgehend durch ihre Variabilität sehr positiv auf. Dazu hat der neue Drummer einen mächtigen Punch drauf und tickt herrlich harmonisch mit den vier dicken Saiten Ash Moultons. Auch die beiden Gitarren spielen wie füreinander gemacht zusammen, trennen sich zeitweise, laufen in unterschiedliche Richtungen, um dann so genau wie die Zahnräder einer Schweizer Uhr wieder zusammen zu finden.
Und ganz vorne zieht dann Lawrence Case als Zirkusdirektor seine Show ab, während er gute Gesangsmelodien und kraftvollen Gesang mit in die Manege schmeisst. Ein Höhepunkt des Albums ist die Nummer "Lady Divine", die nicht nur durch einen sehr eingängigen Refrain, sondern auch durch die Hinzunahme einer Harmonika ganz fett punkten kann. Aber die Überraschungen gehen weiter, denn wer hätte bei diesem kräftigen Hard Rock bereits bei dem folgenden Stück "Poison" mit einem Banjo gerechnet? Auch die Harmonica ist bei diesem angebluesten Titel wieder mit dabei. Die Gitarren und sogar die Rhythmusabteilung lassen hier immer wieder mal Leerräume entstehen, die dem Track die Luft zum Atmen geben. Der Fünfer kennt also auch die Kunst des Weglassen, statt alles musikalisch zuzukleistern. Sehr gut!
Wie die Band selbst sagt, hat sie in den letzten Jahren nochmal sehr viel von den Bands, mit denen sie auf Tour war, gelernt und sich weiterentwickelt. Mir sind das Debüt und die EP zwar nicht bekannt, aber Voodoo Vegas hört sich auf diesem neuen Werk definitv reif, clever und souverän an. Da nicht alle Songs so griffig wie das bereits erwähnte "Lady Divine" sind, ist aber auch noch Luft nach oben da. Was jedoch gar nicht schlimm ist, denn die Band hat schließlich noch jede Menge Zeit und sehr viel vor. Was sie jetzt schon hat, ist die perfekte Mischung zwischen akustischer und elektrischer Gitarre sowie den cleveren Einsatz von zusätzlichen Instrumenten. Wer erstmal reinhören will, dem würde ich dafür "Long Time Gone", "Lady Divine", "Sleeping In The Rain" oder auch das fetzig nach vorne abrockende "I Hear You Scream" ans Herz legen.
Die Stärken der Scheibe habe ich bereits aufgezählt und so bleibt lediglich noch einmal zu sagen, dass Voodoo Vegas mit "Freak Show Candy Floss" ein, wenn auch nicht unbedingt innovatives, dann aber dennoch unbedingt starkes Hard-/Sleaze Rock-Album mit dem gewissen Etwas abgeliefert haben. Feine Sache!
Line-up Voodoo Vegas:
Lawrence Case (harmonica, percussion, vocals)
Meryl Hamilton (acoustic & electric guitars)
Jon Dawson (acoustic & electric guitars)
Ash Moulton (bass, banjo)
Jonno Smyth (drums)
Tracklist "Freak Show Candy Floss":
- Backstabber
- Long Time Gone
- Resolution
- Killing Joke
- Lady Divine
- Poison
- Black Heart Woman
- Sleeping In The Rain
- I Hear You Scream
- Walk Away
Gesamtspielzeit: 40:53, Erscheinungsjahr: 2017
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