Der Ostdeutsche Musiker und Produzent Alex Wurlitzer hatte im Jahr 2014 sein Debütalbum Out Of Stock vorgelegt, sich dann allerdings erstmal acht Jahre Zeit gelassen, um mit Big Business nachzulegen. Der große Pluspunkt der letztgenannten Scheibe gegenüber dem Erstwerk war – nach dem Lesen des Reviews meines Kollegen Wolfgang – offensichtlich der deutlich verbesserte Gesang. Und bezüglich der Lead Vocals konnte Mister Wurlitzer auf seinem neuen Werk "Key Experiences" – soviel darf an dieser Stelle schon mal verraten werden – sogar noch mal einen drauf legen. Wodurch nicht nur die Performances vor dem Mikrofon, sondern auch das Gesamtbild noch 'runder' erscheint. Musikalisch hat sich hinsichtlich der Stilistik nicht sehr viel verändert, aber das war auch gar nicht nötig. Zehn neue Tracks also, die zwischen den Genres Rock und Americana mäandern, diese gerne auch mal verschmelzen und durchrütteln.
Sehr stark eröffnet das rockende "On A Joyride" die Platte mit seiner flotten Gangart, feinen Einspielung und coolem Arrangement. Klasse Start. Deutlich tiefer im Americana ist dagegen "My Life’s Delight" verwurzelt, das zu gelungenem Wüsten-Feeling seine melancholischen Runden dreht. Die Gitarren bauen eine dichte Atmosphäre auf, während die Drums von Toni Wendenburg im Hintergrund den stoischen Rhythmus vorgeben. Richtig klasse auch die Background Vocals von Anna Reiland bei "Echo In The Canyon", das durch die eingesetzte Flöte eine zusätzlich unter die Haut gehende Farbe ins Spiel bringt. "Just A Friend" walzt sich mit tempomäßig zwar gemäßigten, dafür aber rhythmisch umso bestimmteren Schritten ins Ziel. Und während "What I’m Looking For" sehr locker flockig um die Ecke kommt, gewinnt "Meet My Train" durch die bluesige Gitarre Wurlitzers.
Alex Wurlitzer hat diese zehn Stücke in einem offensichtlich kreativen Schub innerhalb von gerade mal elf Tagen im August 2023 geschrieben und nicht sehr viel später dann auch mit seiner Band aufgenommen. Neben dem bereits erwähnten Schlagzeuger Wendenburg überzeugen auch der Tastenmann Marius Leicht, Bassist Kevin Rödiger sowie Maria Hofmüller mit ihren sensiblen und den Tracks das genau richtige Feeling gebenden Einspielungen. Beschlossen wird die Platte mit dem sehr nachdenklichen "Days Of Wine And Song" sowie dem dann wieder optimistischeren und nach vorne schreitenden "Broken Dreams". Nicht nur hier, sondern auf dem kompletten Album bringt Alex Wurlitzer darüber hinaus sein sehr gutes Gitarrenspiel – inklusive Slide – an den Start, das von himmelhoch jauchzend bis tödlich betrübt reicht.
Für den Rezensenten ist "Key Experiences" nicht nur durch den nochmal verbesserten Gesang, sondern auch durch die starken Songs seinem Vorgänger "Big Business" sogar noch eine Nasenlänge voraus. Die einzelnen Tracks sind sowohl hinsichtlich dem Songwriting, als auch den Arrangements sehr gelungen. Wer also auch nur ein bisschen etwas mit Americana, Roots oder atmosphärisch-melancholischen Songs anfangen kann, ist hier genau an der richtigen Stelle. Wer erstmal reinhören möchten, dem würde ich dafür die Tracks "On A Joyride", "Leaving You Alone", "A Bunch Of Songs And An Aching Head" oder auch "My Life’s Delight" ans Herz legen. Keine Platte, die dem Hörer direkt 'ins Gesicht springt', die jedoch mit jedem Durchlauf wächst und wächst und … Feine Sache!
Line-up Alex Wurlitzer:
Alex Wurlitzer (guitars, harp, bass – #8, lead vocals)
Toni Wendenburg (drums & percussion)
Kevin Rödiger (electric & upright bass)
Marius Leicht (Wurlitzer, Hammond, mellotron, glockenspiel, synthesizer, bansuri)
Maria Hofmüller (accordion)
Anna Reiland (background vocals)
Tracklist "Key Experiences":
- On A Joyride
- What I’m Looking For
- Just A Friend
- Meet My Train
- My Life’s Delight
- Echo In The Canyon
- Leaving You Alone
- A Bunch Of Songs And An Aching Head
- Days Of Wine And Song
- Broken Dreams
Gesamtspielzeit: 51:48, Erscheinungsjahr: 2024
Neueste Kommentare