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Ananda Mida / Anodnatius – CD-Review

"Anodnatius" ist der erste Longplayer der italienischen Combo Ananda Mida. Nachdem die Band 2013 gegründet wurde, erschien 2015 die Single "Aktavas/Passavas".
Diese Formation besteht aus sieben Musikern und bei einigen Namen läuft einem das Wasser im Mund zusammen. Mit den Drumsticks wirbelt kein Geringerer als Max Ear von OJM. Neben Oscar de Bertoldi singt auch Filippo Leonardi und der ist bekanntlich der Frontmann von Pater Nembrot. Zwei Sänger werden durch zwei Gitarristen ergänzt. Einerseits ist es Alessandro Tedesco (OJM, Lu Silver, Glincolti) und andererseits Matteo Scolaro, der gemeinsam mit Max Ear Ananda Mida ins musikalische Leben gerufen hat. Davide Bressan zupft die dicken Saiten und Stefano Pasqualetto ist für die Tasten- sowie Synthesizer-Sounds zuständig.

Die Lieder der A- und B-Seite der bereits erwähnten Single hat man mit in das "Anodnatius"-Album herüber gezogen. Dabei hat man "Passavas" ein gepimptes Gesicht verpasst, denn aus der vokalen Nummer wurde nun ein Instrumental.
Auch wenn auf dem Informationsblatt beim Genre Stoner Rock beziehungsweise Heavy Psychedelic steht, sind die knapp einundvierzig Minuten Gesamtspielzeit viel mehr als diese beiden Kategorisierungen. Oder kann man den Blues, Reggae und Prog Rock da irgendwie hineinquetschen. Nein, aus meiner Sicht nicht.

Mehr oder weniger Stoner Rock-typisch legt man mit "Aktavas" los. Die Gitarren kennen auch den heftig-steinigen Weg zum Gefallen des Hörers. Ein luftig-melodisches Intermezzo macht in Groove und die beiden Sänger ergänzen sich prächtig. Herrliche Riffs geben den Ton an und im Hintergrund bringt Stefano Pasqualetto die Orgel in Schwung.
Das folgende "Lunia" bewegt sich nach einem Tieftöner-Intro auf den Spuren des psychedelischen Stoner Rock. Die Nummer hebt in ihrem Verlauf richtig schön ab und die Sechssaiter streben mit ihrer Dynamik konstant gen Himmel. In dieser Phase gibt Max Ear dem Stück einen wunderschönen Drive und immer wieder sind die Tastenklänge im Untergrund aktiv. Zum Ende hin wird es schön furios.

"Kondur" ist das Kontrastprogramm. Mit einem Blick auf die Siebzigerjahre lässt man es ruhiger angehen. Die Gitarren setzen bluesige Ausrufezeichen und dann dreht sich das Karussell für einen Moment viel schneller, nur um dann wieder entschleunigt zu werden. Diese Nummer lebt von vielen Wechseln im Tempo und hat mehr zu bieten, als es die etwas über fünf Minuten dokumentieren. Klasse!
Der Bremser ist abermals aktiv und "Anulios" startet als Ballade. Extrem, was man alles in dieses Lied packt und die Bottleneck-Klänge machen Laune. Die Musik von Ananda Mida ist so etwas wie eine Art Expedition ins Ungewisse. Die Verfeinerungen der rockenden Klänge sind unter anderem das Zünglein an der Waage. Die Formation ist in ihrer frechen Kreativität irgendwie unkalkulierbar und so interessant. Es ist schon lohnenswert, sich auf diesen Stefano Pasqualetto zu konzentrieren.

"Passavas" ist schräg, erinnert phasenweise an King Crimson, kommt abermals mit einem wunderschön-balladesken Zwischenspiel daher und wiegt sich dann, mit passenden Gitarren-Echo-Sounds im Reggae. Highlight!
"Ors" ist Country mit Drive und Punk. Dazu servieren Matteo Scolaro sowie Alessandro Tedesco doch glatt auch noch einen Fusion-Exkurs. Wenn sich der Leser an dieser Stelle fragt, ob das musikalische Ananda Mida-Konglomerat denn tatsächlich noch einen Zusammenhang bietet, dann lautet die Antwort eindeutig 'ja'.
"Askokinn" stellt alles vorher gehörte quasi auf den Kopf. Man denkt schon gar nicht mehr an Stoner Rock oder Psychedelic. Diese Nummer ist sperrig, lässt sich nicht einsortieren. Bei "Askolinn" befindet man sich im freien Fall und wird doch durch einen Fallschirm vor einem gnadenlosen Aufprall gerettet. Dieses Lied ist so einfach, aber doch fantastisch.
"Heropas" ist die Befreiung aus der Zwangsjacke und rockt wie Hulle. "Occasion" bildet den scheppernden, mit schwerem Rhythmus versehene obskur-psychedelischen Blues, den man zum Abschluss von "Anodnatius" noch haben muss.
Ananda Mida hält die Genres offenporig und so bleibt ausreichend Luft zum Atmen für andere Stile. Ananda Mida ist unwägbar, im positiven Sinn launenhaft und phasenweise schön bizarr. Wer offenherzig an Musik rangeht, wird mit diesem Septett seine Freude haben und kann sich die vorliegende Platte auch als LP ins Haus holen.


Line-Up Ananda Mida:

Davide Bressan (bass)
Oscar de Bertoldi (vocals)
Filippo Leonardi (vocals)
Stefano Pasqualetto (organ, synthesizer)
Max Ear (drums)
Matteo Scolaro (electric guitar)
Alessandro Tedesco (electric guitar)

Tracklist "Anodnatius":

  1. Aktavas
  2. Lunia
  3. Kondur
  4. Anulios
  5. Passavas
  6. Ors
  7. Askokinn
  8. Heropas
  9. Occasion

Gesamtspielzeit: 40:51, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Joachim 'Joe' Brookes

Genres: Blues, Blues Rock, Alternative Music, Space Rock, Psychedelic Music, Stoner Rock, Jazz ...
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