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Jim Lauderdale / London Southern – CD-Review

CD-Review-Jim Lauderdale-London Southern

Zugegebenermaßen war mir bisher noch kein Album des seit weit über 25 Jahren im Business aktiven Jim Lauderdale zu Ohren gekommen. Sehr positiv fiel er mir allerdings mal auf einer Gram Parsons Tribute-DVD auf, wo sein Auftritt neben denen von Steve Earle und Keith Richards zu den Höhepunkten des Abends zählte. Sein Debütalbum, sprich das erste von mittlerweile 28 (!), erschien 1991, davor verdiente er sich seine Brötchen als Songwriter für Kollegen wie George Strait, Vince Gill, The Dixie Chicks oder sogar Elvis Costello. Der Amerikaner ist hinsichtlich seiner Karriere sehr variantenreich, reicht sein Spektrum immerhin von Country über Bluegrass bis hin zu Americana. In eine Ecke lässt er sich also nicht drängen, was man auch dem brandneuen Werk "London Southern" bescheinigen kann.

Einen Schmachtfetzen (mit Stil!) wie "I Love You More" direkt als zweiten Song auf dem Album zu platzieren, ist so ungewöhnlich wie mutig. Selbst wenn der Opener "Sweet Time" nicht sehr viel schneller gespielt war und auch die folgenden Nummern den Rock-Hammer erstmal im Sack lassen. Lauderdale ist dafür sehr ideenreich, was das Songwriting und die Arrangements betrifft. Bei "You Came To Get Me" werden so selbstverständlich Blechbläser eingebaut, als hätte es in der Country-Musik noch nie etwas anderes gegeben. Stark. Was "Don’t Let Yourself Get In The Way" groovemäßig bereits angedeutet hatte, wird dann bei "I Can’t Do Without You" fast perfektioniert. Ein Mörder-Groove (wer waren eigentlich diese Musiker?), der sich im Refrain in hochmelodischen Melodien entlädt.

Wie überhaupt die Melodien der große Trumpf im Ärmel Jim Lauderdales sind. Es gibt auf "London Southern" keinen Song zu finden, der einfach so dahinplätschert, belanglos oder austauschbar wäre. "Don’t Shut Me Down" geht richtig gut in die Beine, "If I Can’t Resist" lebt von seiner sehr dichten, fast gespenstischen Atmosphäre und ein Stück wie "Different Kind Of Groove This Time" verzaubert mit seinem tollen Hammond-Sound zu den grüblerischen Lyrics (es geht eher um eine Beziehung als um eine Band). "What Have You Got To Lose" fährt ein deutliches Gospel-Feeling auf und ich staune immer mehr über die Vielseitigkeit dieses Musikers. Vor allem auch deshalb, weil hier nicht mal halbherzig in diversen Genres rumgewildert wird und halbgare Sachen präsentiert werden, neee, das ist alles stilsicher, hat alles Hand und Fuß.

Öfter mal was Neues? "We’ve Only Got So Much Time Here" unternimmt einen beherzten Ausflug in Richtung Soul und auch das kann der gute Jim. Die rockigste Nummer dieser Scheibe ist "No Right Way To Be Wrong", während der Rausschmeißer "This Is A Door" auch noch mal deutlicher aufs Gaspedal drückt. Insgesamt gesehen ist "London Southern" eine richtig starke Alternative Country-Scheibe, die sich die Freunde dieses Genres nicht entgehen lassen sollten. Klasse Songs, erstaunlich vielseitig (ohne dabei den roten Faden zu verlieren) und sehr stark gebracht. Was will man eigentlich mehr?


Tracklist "London Southern":

  1. Sweet Time
  2. I Love You More
  3. We’ve Only Got So Much Time Here
  4. You Came To Get Me
  5. What Have You Got To Lose
  6. If I Can’t Resist
  7. Don’t Let Yourself Get In The Way
  8. No Right Way To Be Wrong
  9. Different Kind Of Groove This Time
  10. I Can’t Do Without You
  11. Don’t Shut Me Down
  12. This Is A Door

Gesamtspielzeit: 39:55, Erscheinungsjahr: 2017

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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