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David Bowie / Bowie Odyssee ’71 von Simon Goddard – Buch-Review

David Bowie - "Bowie Odysse '71" von Simon Goddard - Buch-Review

Nachdem wir den Streifzug durch David Bowies Leben in den siebziger Jahren in Form von Bowie Odysee ’72 begannen und gleich danach zu den Anfängen bzw. Bowie Odyssee ’70 zurückkehrten, wollen wir nun natürlich auch die Lücke dazwischen mit dem Jahr 1971 bzw. dem Buch "Bowie Odyssee ’71" schließen. Verfasst wuden all diese Werke von dem walisischen Schriftsteller Simon Goddard, der natürlich auch einen starken Hang zur Musik hat. Wer unsere Reviews zu den ersten beiden Büchern gelesen hat, der weiß, was ihn auch in diesem über 200-seitigen Buch erwartet. Nicht nur Szenen aus Bowies Leben, seinen Gedanken und Gefühlen, sondern auch der aktuelle Zeitgeist im England des Jahres 1971 mit all seinen guten, meistens aber eher schlechten und langweiligen Seiten wird noch einmal aufgedeckt. Mit einem Auge dazu immer noch auf Davids größten 'Rivalen' Marc Bolan bzw. T. Rex geschielt und auch gesellschaftliche Bewegungen unter die Lupe genommen.

Wie bereits zwölf Monate zuvor startet auch das Jahr 1971 im Leben der Familie Bowie eher nüchtern und auch ein bisschen orientierungslos. David hatte sich zwar im Vorjahr eine Band zusammengestellt und mit ihr das – bis dahin noch nicht veröffentlichte – Album "The Man Who Sold The World" aufgenommen, wurde aber nicht sehr viel später von seinen Begleitmusikern desertiert. Obendrein noch auf übelste Weise auf dem Weg zu einem Konzert, als sich der Gitarrist Mick Ronson und Drummer Mick 'Woody' Woodmansey – zu zweit im eigenen Auto reisend – kurz vor einer Straßengabelung dazu entschieden, doch lieber nach Hause (ins nordenglische Hull), als zu dem Gig zu fahren. Im Januar erscheint die neue Single "Holy, Holy" b/w "Black Country Rock", die aber weder irgendwelche Radio-DJs, noch die kaufende Öffentlichkeit interessiert. Da auch Bowies Management nicht mehr so genau weiß, was es mit ihm anfangen soll, wird der Künstler erstmal auf Promotion Tour in die USA geschickt.

Die Wochen in den USA entwickeln sich zum Desaster, oder – wenn man es netter ausdrücken möchte – zu einer wahren Ochsentour, die zwar ein paar Radio-Interviews bringt … aber eben auch nicht viel mehr. Daheim in England zieht im Februar mittlerweile Marc Bolan mit T. Rex und der Single "Hot Love" voll durch und wird nur ein paar Monate später (im Juli) mit "Get It On (Bang A Gong)" seinen größten Hit feiern. "The Man Who Sold The World" kommt im United Kingdom im April in die Läden und … bleibt auch dort liegen. Während draußen auf den Straßen die Gay Liberation Front immer mehr Alarm macht und dadurch Aufmerksamkeit erzeugt, ist David Bowie in erster Linie mit Songwriting beschäftigt. Seine Frau Angie gebärt den gemeinsamen – Zowie genannten – Sohn und unser Protagonist feiert kleinere Erfolge als Songwriter. Peter Noone veröffentlicht seine Version von "Oh! You Pretty Things" als Single-A- und Monate später den weiteren Bowie-Song "Right On, Mother" als Single-B-Seite. Unser Protagonist hat sich seine Ex-Band, sprich Ronson und Woodmansey, mittlerweile wieder zurückerobert, der neue Bassist hört auf den Namen Trevor Bolder.

Derweil sind Bowies alte/neue Musiker sehr beeindruckt vom neuen Song-Material, das schließlich zu dem Album "Hunky Dory" führt. Wahrlich eine der allerbesten Platten in Bowies Karriere, die ihn im Spätsommer/Herbst zum zweiten Mal in die USA führt. Und diesmal kommt David voll auf seine Kosten, da er nicht nur sein großes Idol Lou Reed, sondern auch Iggy Pop und schließlich Andy Warhol persönlich trifft. Letztgenannter reagierte auf den ihm von Bowie persönlich vorgespielten Song "Andy Warhol" übrigens mit einem etwas länger als üblich gezogenen »Aaaaah…« und soll anschließend hinter vorgehaltener Hand zu Protokoll gegeben haben, dass er die Nummer schrecklich fand. Im Dezember 1971 kommt "Hunky Dory" in die Läden. Bowies Hirn rattert in jenem Jahr jedoch so schnell, dass er sein neues Album bereits komplett im Kopf hat. Ziggy Stardust soll es heißen, oder zumindest so ähnlich. So endet das Jahr 1971, nach einigen Irrungen und Wirkungen in der ersten Hälfte, auf einer hoffnungsvollen Note.

Dabei ist das bis hierhin vom Rezensenten Erzählte nur der ganz grobe Ablauf und es lohnt sich tatsächlich, "Bowie Odyssee ’71" von vorne bis hinten noch einmal genüsslich und intensiv zu goutieren. Denn klar sollte auch sein, dass an dieser Stelle bei weitem nicht alles bezüglich dieses Buches verraten wurde. Mittlerweile sind auch schon die weiteren Teile "Bowie Odyssee ’73" sowie "… ’74" (ab 11. Juni 2024) erschienen und den Verfasser dieser Zeilen würde es schon sehr wundern, wenn diese qualitativ auch nur einen Millimeter abfallen würden. Dank dem sehr guten Autor Simon Goddard und einer ebenfalls sehr lobenswerten Übersetzung von Andreas Schiffmann.


Autor: Simon Goddard
Herausgeber: Hannibal Verlag
Sprache: Deutsch
Übersetzung: Andreas Schiffmann
Taschenbuch (Broschur): 208 Seiten
ISBN: 978-1-913172-06-0
Originaltitel: Bowie Odyssee 71
Abmessungen: 21,5 x 14 cm
Preis: 20,00 Euro
Auch als E-Book erhältlich.

Über den Autor

Markus Kerren

Hauptgenres: Roots Rock, Classic Rock, Country Rock, Americana, Heavy Rock, Singer/Songwriter
Über mich
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Mail: markus(at)rocktimes.de

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