Es freut mich sehr, dass wir uns nach fast fünf Jahren wieder getroffen haben, ja, Singer/Songwriter/Geschichtenerzähler Rob McHale ist mit Gattin Meg wieder in Europa unterwegs, und er ließ es sich wiederum nicht nehmen, das einzige Konzert dieser "Tournee" in unserer Gegend zu präsentieren. Diese Gelegenheit nutzten meine Frau und ich, um diese beiden sympathischen Menschen bereits einen Tag vorher an unserer Strandpromenade zu treffen.
Bezüglich des Konzerts führte ihr Weg dieses Mal direkt nach Wilhelmshaven, und direkt in ein Gotteshaus, und zwar war die Thomaskirche in Wilhelmshaven-Neuengroden der Veranstaltungsort. Und somit kann ich vergleichen hinsichtlich der Atmosphäre, fand das Konzert im Jahre 2019 doch in einer Gaststätte statt. Da Rob im Grunde genommen neben den Songs dazu neigt, vorab Erklärungen zu den einzelnen Stücken abzugeben und damit die Geschichten mit noch mehr Leben zu füllen, war mir seinerzeit aufgefallen, dass die relativ laute Atmosphäre eines Gasthauses/einer Kneipe dazu führt, dass Einiges leider untergeht und solche Art von Musik besser in Listening Rooms oder ähnlichen Einrichtungen unterzubringen ist. Oder eben in einer Kirche.
Da die vereinbarte Spielzeit etwas kürzer geriet als üblicherweise bei Konzerten, wurde mit Rob vereinbart, seine oft langen Erläuterungen etwas zu kürzen. Dennoch gelang es ihm, mit komprimierten Sätzen die Seele und den Inhalt des jeweiligen Songs gut anzukündigen. Seit dem letzten offiziellen Album "Prophets On The Boulevard" erschien zwischenzeitlich eine weitere Platte, jedoch eine Kollektion bisher bereits erschienener Lieder, "’40 Ford Coupe". Das Album enthält zehn Songs der bisherigen Platten. Auf der Webseite wird zu dieser Zusammenstellung wie folgt ausgeführt: »This album is an historical compilation of previously recorded and now remastered songs from some of Rob’s previous albums.«
Allerdings gibt es dort auch einen neuen Track, das ist der Titelsong. Ein Song, der von Schwarzbrennereien berichtet ("Moonshine Stills"), auch davon konnte man am Abend eine Live-Version hören. Ja, es liegt Rob offensichtlich am Herzen, sich mit Persönlichkeiten und Ereignissen US-amerikanischer Geschichte zu befassen. Und so startete das Konzert dann auch nach dem mittlerweile aufgeschnappten norddeutschen Gruß »Moin« mit "The Ghost Of Jesse James". Ferner erfuhren wir von einer späteren Piratenbraut, der "Anne Bonny"; vom sicher allen Bekannten Tom Dooley, der, wie sich später herausstellen sollte, wohl zu Unrecht gehängt wurde. Und wir konnten teilhaben an Geschichten über Veränderungen in der Natur ("When The Water Is Gone"), Geschichten über jene Zeit, als Rob selbst sieben Jahre lang am Steuer eines Fracht-Flugzeugs saß, einer Douglas DC-3 und in brenzlige Situtationen geriet ("Lonesome Pines").
Als einen sehr wichtigen Song betrachtete ich auch "Common Ground". Dieser handelt von einem großen Park in Boston, wo sich Menschen aller Schattierungen mit unterschiedlichen Hintergründen und Ansichten treffen: »Oh, I walked with a doctor, sat with a bum, prayed with a sailor…., sat with a nun, talked to a student…., tourists were quietly, watching the games, lovers were strolling along the way, babies were learning to swim and play, while the artists were painting the day……, We all had been standing an common ground…«. Darüber hinaus zeichnete sich diese Komposition auch durch ihr Arrangement aus, wechselte sie doch plötzlich in einen 3/4 Takt, in einen sanften Walzer-Rhythmus.
Wieder stellte er den Song "The Castlebar Races" vor, die Schilderung der dramatischen Geschehnisse im Kampf zwischen Engländern und Iren. Auch der Blues kam nicht zu kurz, "Little Red Rooster" von Willie Dixon, hier in einer sehr individuell geprägten Version, und einen ganz neuen, bisher noch nicht veröffentlichten Titel brachte Rob zu Gehör mit "Hell To Pay", hier in Verbindung mit einer kurzen Abhandlung über den Blueser Robert Johnson, der an den "Crossroads" angeblich einen Pakt mit dem Teufel schloss.
Begleitete sich Rob im Jahre 2019 noch mit einer 2003er Martin OM-28 Custom-Gitarre, so hatte er dieses Mal etwas ganz Besonderes dabei, eine Gitarre der Firma Pre War Guitars, Modell OM-28, Instrumente, die im Preis gut und gerne um die 6000 Dollar liegen. Laut Hersteller wurden diese Gitarren mit dem Ziel gebaut, eine andere Art von Vintage-Gitarren zu erschaffen, die in Klang, Spielgefühl und Aussehen den glorreichen Klassikern aus den späten 1930er Jahren in nichts nachstehen. Wie die Gründer Wes Lambe und Ben Marschal es ausdrücken: »Für uns ist es ganz einfach. Wir lieben perfekt eingestellte, einstellbare, alt klingende und alt aussehende Gitarren, und genau das ist es, was wir herstellen«. Ja, und so ging dieser volle und warme Klang der Gitarre eine Union ein mit dem ebenso überzeugenden und teils kraftvollen und teils stark emotionalen Gesang mit ruhigem und warmen Ausdruck der Stimme des Protagonisten. Wieder konnte ich ab und an eine gewisse Ähnlichkeit im Ausdruck zu Gordon Lightfoot nicht abstreiten. Und mit seinem Gitarrenspiel konnte Rob ebenfalls überzeugen, mit diesen unterschiedlichen Ausprägungen, inklusive eines hervorragenden Fingerpickings bei einigen Songs.
Letztlich haben meine Frau und ich uns sehr gefreut, diesen Abend in einer angenehmen Umgebung genossen zu haben, dargeboten von einem sehr sympathischen Musiker, begleitet von seiner ebenfalls sehr sympathischen Ehefrau Meg, die sich erneut um den Verkauf von CDs kümmerte. Wir freuen uns auf die nächste Europatournee…. Im Übrigen geht noch ein Dank an Herrn Volker Pirsich, der dieses Konzert in Verbindung mit dem Ev.-luth. Kirchenkreis, im Rahmen der Veranstaltung "musik in der kirche", ermöglicht hat, und den sympathischen Pastor der Kirche, Herrn Dietrich Schneider. Dieser sprach dann noch gemeinsam mit den Besuchern des Konzerts ein Vaterunser, bevor Rob dann mit "One Star" eine Zugabe spielte, ein Liebeslied, und damit einen der wohl emotional berührendsten Songs des Abends präsentierte: »One love to face the world, two hearts turn to one, forever we are one star«.
Bildnachweis für alle Bilder des Events: © 2024 | Wolfgang Giese | RockTimes
Tracklist:
- The Ghost Of Jesse James
- ’40 Ford Coupe
- Hell To Pay
- Little Red Rooster (by Willie Dixon)
- The Castlebar Races
- When The Sun Shines In
- Tom Dula (Set Me Free)
- When The Water Is Gone
- Billy The Kid
- Anne Bonny
- Julia’s Talley House
- Lonesome Pines
- High Desert Sun
- Old Man On The Road
- Common Ground
- Prophets On The Boulevard
- One Star
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