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The Damned / Damned Damned Damned – CD-Review

The Damned - Damned Damned Damned 40 Jahre Jubiläumsausgabe CD-Review

God damned, "Damned Damned Damned" ist V I E R Z I G! Verdammt alt für ’ne Punkscheibe, die jetzt, verdammt nochmal, in einer Luxusedition von BMG wiederaufgelegt wird Zur Feier dieses ganz besonderen Jubiläums.

1977 brachten The Damned mit "Damned Damned Damned" das Album raus, das gleich in mehrerer Hinsicht ungewöhnlich war. Der Überlieferung nach soll es das erste Punkalbum gewesen sein, das überhaupt in England (vom Label Stiff Records) veröffentlicht wurde. The Damned gilt als die erste Punkband, die einen Plattenvertrag hatte. Ich schreib' das bewusst in dieser Form, denn ich hab' nicht in die Tiefe recherchiert. Ausschließen kann und möchte ich gar nicht, dass es womöglich ein paar Tage früher schon irgendwo eine Punkkapelle gegeben hat, die auf irgendeinem Weg ihre Studioaufnahmen auf Vinyl gebracht hat. Sei’s drum… totgesagt wurde diese Musikrichtung schon oft und lange. Dem schnöden Kommerz geopfert, den Weicheiern der heutigen Jugend und weiß der Geier wem noch der Punk zum Opfer gefallen sein soll. Auf Langlebigkeit schien The Damned zunächst nicht ausgerichtet. 1976 von Sänger Dave Vanian, Bassist und Sänger Captain Sensible, Gitarrist Brian James und Schlagzeuger Rat Scabies gegründet, lösten sich The Damned nach ihrem zweiten Album, "Music for Pleasure", bereits Anfang 1978 erstmal wieder auf. Gitarrist  Brian James begründete mit Stiv Bators die Lords Of The New Church, während Captain Sensible zur Gitarre wechselte und erste Solo-Hits verbuchen konnte. "Happy Talk" und vor allem "Wot!" dürften wahrscheinlich an Niemandem vorbeigegangen sein, der in den letzten 35 Jahren irgendwann mal ein Radio eingeschaltet hat. Doch schon Ende 1978 kamen Vanian, Sensible und Scabies wieder zusammen. Etliche Line-up-Wechsel später gibt es The Damned tatsächlich noch heute und mit Vanian und dem sensiblen Captain sind aktuell noch zwei der Gründungsmitglieder an Bord. Die Band wechselte mehrfach die Stilrichtung, experimentierte in Richtung Psychedelic und Prog. Auch 70er-Jahre Rock und Gothic Rock hatten sie zeitweise auf dem Schirm. Der richtig große Erfolg blieb ihnen aber umständehalber immer wieder versagt.

Also zurück zu den Anfängen. Zum Debüt "Damned Damned Damned". Wer bei der Genreangabe Punk Rock erschrocken zusammenzuckt, kann die Schnappatmung gleich wieder einstellen. Das ist (zumindest größtenteils) kein wildes Geschrammel, sondern noch ziemlich nah am Rock dran. Die Scheibe ist lang nicht so provokativ und aggressiv wie beispielsweise das ein gutes halbes Jahr später erschienene Debüt der Sex Pistols. The Damned zeigen auf ihrem Debüt im Schnelldurchlauf die Entwicklung vom sehr garagigen "Neat Neat Neat" hin zum schnellen, lauten, gar kakophonischen "I Feel Alright" auf. Erstgenanntes hat neben verzerrter Gitarre auch ein sehr akzentuiertes Schlagzeug und mehrstimmigen Gesang zu bieten. "Fan Club" nimmt eine wavige Stimmung vorweg, der sexy eingefärbte Gesang passt zum Thema, das wir jetzt an dieser Stelle gar nicht weiter vertiefen wollen…

"I Fall" hat eindeutige Mitgröhl-Qualitäten und verlockt darüber hinaus zum Luftgitarrensolo. "Born To Kill" wirkt angesichts des Songtexts erstaunlich melancholisch. Schnell, kurz und abgehackt-rhythmisch präsentiert sich "Stab Yor Back". "Feel The Pain" hat wieder Sexappeal in der Stimme und schleppt sich dahin, bevor es sich am Ende heftig aufschaukelt. "New Rose" sticht als eine der eher 'punkigen' Nummern raus. Scheppernd geht es bei "Fish" weiter und die Gitarre darf sich austoben. "See Her Tonite" – klar doch: "New Rose" und "Fish", was nach den Zutaten für ein romantisches Dinner klingen mag, gipfelt hier in einem Date der etwas anderen Art. Einem, das die Richtung der beiden vorhergehenden Songs fortsetzt und steigert. "1 Of The 2" und "So Messed Up" sind die weiteren Steigerungen dieser Richtung, die schließlich im Rausschmeißer "I Feel Alright" ihren Höhepunkt findet.

Ziemlich kurzweilig gestaltet sich die gute halbe Stunde, die dieses Album einnimmt. Klar ist das vierzig Jahre später nicht mehr so schockierend, wie zur Entstehungszeit. Doch Energie und Spielfreude klingen auch in der Luxusedition noch immer durch – macht auch heute noch Spaß!


Line-up The Damned:

Dave Vanian (vocals)
Brian James (guitars, vocals)
Captain Sensible (bass, vocals)
Rat Scabies (drums, vocals)

Tracklist "Damned Damned Damned":

  1. Neat Neat Neat
  2. Fan Club
  3. I Fall
  4. Born To Kill
  5. Stab Yor Back
  6. Feel The Pain
  7. New Rose
  8. Fish
  9. See Her Tonite
  10. 1 Of The 2
  11. So Messed Up
  12. I Feel Alright

Spielzeit: 31:31, Erscheinungsjahr: 2017 (1977)

Über den Autor

Sabine Feickert

Hauptgenres: Rock, Deutschrock, Mittelalter, 'leise Töne'
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