Nach dem Ende von Schicke Führs Fröhling (oder Schicke, Führs & Fröhling, kurz SFF), Eduard Schicke hatte die Band aufgrund musikalischer Differenzen verlassen und wechselte zur Band Hoelderlin, schlossen sich die Verbliebenen, Gerd Führs und Heinz Fröhling zusammen und produzierten ihr Debütalbum "Ammerland", veröffentlicht 1978.
Insgesamt erschienen im Zeitraum zwischen 1978 und 1981 drei Alben beim Label Brain. MIG Music hat nun die kompletten Einspielungen der Band auf drei CDs vorgelegt. Im Einzelnen gibt es auf einer CD zusammengefasst die Alben "Ammerland" & "Strings" (1979), auf der zweiten CD gibt es "Live 80" inklusive eines Bonustracks (Live At Essener Grugahalle – Brain Festival 1978) und die dritte CD präsentiert das Album "Diary" (1981).
Im Gegensatz zu SFF spielten Führs & Fröhling nicht mehr diesen kraftvollen symphonischen Rock mit Anleihen beim Jazz Rock, sondern es wirkte nun ein wenig reduzierter und auch die akustische Gitarre rückte mehr in den Vordergrund, sehr viel mehr an ruhigen Passagen und ein wichtiger Anteil waren auch wohl schöne Melodienfolgen. Beim Opener "Ammerland", dem Titelsong der ersten Platte, unterstreicht der Sound des Mellotrons das Gesamtbild, das mich mitunter schon an Filmmusik denken lässt, auch Vögel hört man zwitschern im Ammerland. Es fällt auf bei den ersten beiden Platten, dass die Songs überwiegend kürzer gehalten wurden, bis auf das mit knapp vierzehn Minuten lange "Every Land Tells A Story". "Ammerland" kommt darüber hinaus auch ohne Schlagzeug aus und lebt nur von den Klängen der Keyboards und der Gitarre. Mitunter hat man den Eindruck, sich durch einzelne Gitarrenpassagen gar in der Nähe klassisch inspirierter Musik zu wähnen. Beispielsweise hebe ich in diesem Zusammenhang das ganz romantisch angehauchte "Sarabande" hervor. Darüber hinaus muss ich oft genug spontan (teilweise) an die Atmosphäre einer Platte denken, die 1979 als Debüt von der Band Sky, unter anderem mit John Williams und Francis Monkman, veröffentlicht wurde.
Das Album "Strings" startet mit dem Song "Roundabout". Nun war wieder ein Schlagzeug an Bord, mit der Folge, dass die ruhige und fließende Ambient-Stimmung des ersten Albums in den Hintergrund geriet, und darüber hinaus der Sound nicht durchgehend so einheitlich wirkte. Auch schien man sich nun etwas mehr öffnen zu wollen und experimentierte ein wenig mehr. Letztlich wirkt die Musik dadurch uneinheitlicher und ist meines Erachtens weniger interessant geraten.
Und nun zur Live-CD, die sich durch einen guten Klang auszeichnet, wenngleich dieser den hohen Ansprüchen eines Freundes der Hi-Fidelity nicht ausreichend genug sein mag. Doch schließlich bringen die beiden Protagonisten durch ihr gemeinsames Spiel an Gitarren und Keyboards eine sehr schöne, fast schon barock klingende Stimmung zum Vortrag. Dabei fällt auf, dass das Konzert sicherlich zur Entspannung der Zuhörerschaft beigetragen haben mag, denn die durchgehende Atmosphäre zeugt von Ruhe und Gelassenheit, nur wenn es zum Sonnensturm anhebt mit "Stormy Sun", dann wird es ein wenig flotter. Sehr auffällig ist in diesem Zusammenhang, dass sich Heinz Fröhling als Gitarrist sehr stark als hervorgehobener Musiker zeigt, von seinem Sound werden fast alle Lieder wesentlich geprägt. Was man sich hätte sparen sollen, ist diese billig klingende Schlagzeugprogrammierung auf "Medita", ein Störfaktor inmitten der ansonsten schönen Stimmung. Wie man im darauffolgenden "Roundabout" dann erfährt, heißt diese Rhythmus-Maschine Herbie. Nur gut, dass er selten zum Einsatz kommt.
1981 erschien der letzte Versuch der Band mit "Diary", eine schöne romantische Einleitung auf Basis der Gitarre mit "Late In The Evening", bevor dann das mich sehr enttäuschende "All Hallow’s Eve Dream" folgt, mit einem dumpf programmierten künstlichen Rhythmus. Nun, man versucht auch hier, einige Elemente klassischer Musik unterzubringen, doch wirkt das relativ plump. Und so wechseln sich die Stimmungen ab, stets wieder mit Anklängen an klassische Musik und dazwischen wieder störende Nummern mit Drum Machines. Mitunter klingt das so, wie billig produzierte Sounds für Gymnastik-Studios, wie es seinerzeit doch einiges an Massenware gab, also zwischen schönen und spannenden Songs wechseln sich diese dann wieder mit recht oberflächlich wirkenden ab. Ein wenig an alte Zeiten mag beispielsweise "Argo" erinnern, hier ein wenig mehr Bombast, und das hört sich doch tatsächlich nach alten SFF-Zeiten an, oder?
Eine kleine Anmerkung noch: Die CDs sind falsch bedruckt, man hat offensichtlich die CDs Zwei und Drei vertauscht, dass heißt, eigentlich sind nur die Aufdrucke falsch, "Diary" enthält demnach die "Live 1980" und umgekehrt!
Line-up Führs & Fröhling:
Gerd Führs (Moog, mellotron, grand piano, synthesizer)
Heinz Fröhling (acoustic guitar, bass, flute)
Detlef Wiedeke (drums, mandolin)
Tracklist "The Complete Recordings":
CD 1 "Ammerland" & "Strings":
- Ammerland (3:11)
- Gentle Breeze (5:35)
- Dance Of The Leaves (2:20)
- Street Dance (2:34)
- Sarabande (2:32)
- Circles Of Live (4:08)
- Every Land Tells A Story (13:53)
- Ammernoon (5:08)
- Roundabout (3:29)
- Morning Bird (4:59)
- Dancing Colours (5:24)
- Artificial Force (6:18)
- Strings (3:29)
- Happiness (3:25)
- Open Valley (8:04)
- Sassa (4:56)
CD 2 "Live 80 – Live At Essener Grugahalle – Brain Festival 1978″:
- Allemande (3:07)
- Ammerland (3:41)
- Morning Bird (4:53)
- Dowland 2 (2:22)
- Every Land Tells A Story (4:37)
- Circles Of Live (4:19)
- Dance Of The Leaves (3:24)
- Strings (2:34)
- Open Valley (6:59)
- Stormy Sun (6:02)
- Streetdance (3:36)
- Medita (2:42)
- Roundabout (3:04)
- Leise Rieselt Der Schnee (2:12)
- Happiness (3:28)
- Radio Performance (4:58)
- Bonus track: Every Land Tells A Story (4:15)
CD 3 "Diary":
- Late In The Evening (2:48)
- All Hallow’s Eve Dream (5:13)
- On My Pillow (3:26)
- Prelude (4:19)
- Back And Again (3:00)
- Argo (5:33)
- China Puppet (4:17)
- Green Island (4:18)
- Mind Games (4:33)
Gesamtspielzeit 79:25 (CD 1), 66:13 (CD 2), 37:27 (CD 3), Erscheinungsjahr: 2024 (1978-1981)
Neueste Kommentare