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Roddy McKinnon / Time’s A Dog – CD-Review

Roddy McKinnon / Time's A Dog

Gebürtig stammt der schottische Singer/Songwriter Roddy McKinnon aus Glasgow. Ursprünglich soll er Teil der dortigen Rock- und Punk-Szene gewesens sein. Mittlerweile lebt er in Frankreich. Ein ganz besonderes Schicksal widerfuhr dem Musiker im Jahre 2020, er war wohl gerade dabei, sein Debüt-Album, "Lucky & Damned", im Studio fertigzustellen. Mittlerweile gibt es das Nachfolgealbum, "Time’s A Dog". Auf dem Cover erblicken wir einen schwarzen Hund. Wie schreibt der Musiker selbst dazu: »Manchmal ist dieser Hund gut zu Dir, aber er kann auch zubeißen«. Weiter ist zu lesen: »Und so geschah es wohl, denn am Ende der Aufnahmen zum Debüt-Album bohrten sich die Zähne des Tieres tief in sein Fleisch – Diagnose Krebs.« Inwieweit hier ein Zusammenhang besteht, d.h. ob die Ärzte aufgrund der Bissverletzung erst die Krebserkrankung feststellten, wird nicht konkret angegeben.

Nun, das Album stellte er noch fertig, machte sich aber gleich an die Arbeit des Nachfolgers. Laut Pressemitteilung waren die elf Songs des Albums als Selbsttherapie gedacht, um auf diesem Wege mit den eigenen Gefühlen umzugehen. Ganz sparsam instrumentiert, sang er die Stücke, die sich als Lieder über das Leben, den Tod, die Liebe, Sex und Sünden entpuppten, nur mit Gitarren- und Piano-Begleitung ein. Der Titel des Albums wird wie folgt erklärt: Die Zeit wäre ein Hund, soll also wohl bedeuten, dass er die Zeit, die wohl noch bleiben wird, mit der Zeit eines Hundelebens gleichsetzt.

Sehr ruhig und mit sehr sanftem Ausdruck im Gesang startet die Platte mit "Swim", »Swim fast, float slow", Stop stand and swim«, so singt Roddy mit leicht melancholischem Ausdruck in der Stimme, ja, wie empfinde ich es? Ich spüre sehr viel Melancholie, ein wenig Zerbrechlichkeit im Ausdruck, und wenn man die Musik mit dem, was den Protagonisten schicksalshaft ereilte, dann schließt sich ein logischer Kreis. Zwar spüre ich nichts wie etwa Verzweiflung in seinen Vorträgen, doch scheint eine Art Verarbeitung in den Texten und deren Umsetzung stattgefunden zu haben, »I walk a little slower than I used to do, I breathe a little faster than I should do.« ("Halo On The Mount")

Radikale Stellungnahme gibt es mit "Terminus" (»I’m rising in the brotherhood of Cancer, A shadow on my back«). Aber nicht nur solche mit leichtem Wehmut behaftete Songs trägt McKinnon vor, sondern sie tragen auch Spuren der Äußerung des Künstlers: »Die Krankheit nimmt, aber gibt dir zugleich auch die Kraft und Dringlichkeit, dein Bestes zu geben, keine Zeit zu verschwenden, die Zeit, die einem bleibt, zu nutzen, um etwas zu erschaffen.«

Und so ergibt sich ein Wechsel in den Songs, zwischen stärkeren traurigen Passagen und durchaus ein wenig optimistisch wirkenden Momenten, jeweils passend dazu von Roddy, der alle Instrumente spielt, untermalt mit ruhigem und sehr ausdrucksstarkem Ausdruck. Jedenfalls wirkt die Musik im Ganzen gesehen, sehr entgegenkommend, sehr bewegend und nahe gehend. Der Protagonist hat es verstanden, uns seine Botschaft glaubhaft zu verkünden und uns damit zu berühren.


Lineup Roddy McKinnon:

Roddy McKinnon (voices and instruments)
Andreas Albrecht (piano -#8)

Tracklist "Time’s A Dog:

  1. Swim (3:29)
  2. Halo On The Mount (2:45)
  3. Counting Little Things (5:28)
  4. Dandelion (2:48)
  5. The Sinner’s Arms (6:42)
  6. Stung (2:52)
  7. Spinning Lies (2:57)
  8. Shooting Stars (1:14)
  9. Drive Free (3:12)
  10. Terminus (3:13)
  11. Time’s A Dog (5:28)

Gesamtspielzeit: 40:34,  Erscheinungsjahr: 2024

Über den Autor

Wolfgang Giese

Hauptgenres: Jazz, Blues, Country
Über mich: Althippie, vom Zahn der Zeit geprägt, offen für ALLE Musikstile
Meine Seite im Archiv

Mail: wolfgang(at)rocktimes.de

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