Ein deutscher Musiker, der sich in den letzten Jahren einen dicken, fetten Namen in der Szene erspielt hat, ist der in Kassel ansässige Andreas Diehlmann mit seiner Band. Unter anderem konnte er sowohl mit seinen Studioalben wie beispielsweise Them Chains, als auch live auf der Bühne die RockTimes-Redaktion in Person meines Kollegen Joe auf ganzer Länge überzeugen. Und der Mann scheint ein echtes Arbeitstier zu sein, wenn man bedenkt, dass der letzte Longplayer Long Way To Go gerade erstmal 16 Monate auf dem Buckel hat und Mister Diehlmann nun mit "That Old Blues Again" seine neunte Platte folgen lässt. Das Stammpersonal mit Jörg Sebald am Bass und Tom Bonn ist nach wie vor mit von der Partie. Lediglich der zuletzt auf den genannten Studioalben an den Tasten tätige Tom Bornemann ist diesmal nicht dabei, die Scheibe wurde komplett als Trio aufgenommen, während der Frontmann die Orgelspuren selbst übernommen hat.
Also dann mal mittenrein ins Vergnügen: Besteht das relativ kurze Intro "Whiskey" aus dem Sound eines vorbeifahrenden Zuges und einer akustischen Slide-Gitarre, so geht es mit der ersten Nummer "Whiskey And Women" direkt in die Vollen. Äußerst kraftvoll agiert das Trio, zwar mit der Slide, ansonsten aber ohne jede Schnörkeleien macht der Dreier umgehend klar, wohin die Reise auf "That Old Blues Again" gehen wird. Die grundsolide und sehr straighte Rhythmus-Abteilung legt vollkommen unbeirrt den Teppich, über den Andreas Diehlmann seine Slide-Einlagen fliegen lässt. Nach dem deutlich groovigeren "Gypsy Woman" sind wir dann bereits beim Titeltrack angelangt, für den einen Gang runtergeschaltet wurde. Was dem Stück jedoch nichts von seiner Intensität und Power nimmt und den rauen Gesang Diehlmanns sogar noch ein Stück effektiver zur Wirkung kommen lässt. Klasse auch der im Hintergrund vernehmbare coole und schön 'warme' Orgel-Sound.
Zu den neun Eigenkompositionen der Vinyl-Version hat sich als CD-Bonus Track noch der Klassiker "I Wish You Would" gesellt. Schon oft gehört, aber immer wieder gut. Speziell dann, wenn die Umsetzung so stark wie auf diesem Album ausfällt. Blindlings geradeaus gerockt wird dann wieder bei "Come Undone", dem erneut klasse Gitarrenarbeit und auch ein eingängiger Refrain bescheinigt werden darf. Klassischen Blues Rock gibt es bei "Rock’n’Roll All Night" auf die Ohren und an dieser Stelle muss man der gesamten Band, aber auch dem Songwriter mal das Kompliment machen, dass auf diesem Album in jeglicher Hinsicht an keiner Stelle auch nur einen Deut nachgelassen wird. Nur ein deutliches Qualitätsmerkmal des hessischen Trios. Wenn ein Track minimal abfällt, dann ist das "Make Up Your Way". Wobei das allerdings auch schon Jammern auf hohem Niveau und obendrein Geschmackssache ist.
Die Vielfalt bei der Songgestaltung hatte ich bereits angesprochen. Dafür steht mit "Pictures Of You" auch wieder eine ruhigere Nummer, die sogar Radio-Potenzial hat. Selbst wenn man die Ecken und Kanten nach wie vor raushört. Das kommerziellste Stück des Albums. Abgeschlossen wird jenes von dem alles niederwalzenden "Shotgun Wedding Blues", der noch einmal den 12-Takter mit aller Inbrunst zelebriert. Sehr gelungenes und glaubhaftes Finale einer sehr guten Blues Rock-Platte.
Somit zieht die Andreas Diehlmann Band auch mit ihrem neuen Album "That Old Blues Again" voll durch und lässt keine Schwächen erkennen. Dass der Blues Rock auch auf dieser Platte nicht neu erfunden wird, dürfte für die Fans der Band und/oder dieses Genres sowieso keine Rolle spielen. Denn was auf dieser knappen dreiviertel Stunde zelebriert wird, kann sich nicht nur national sehen lassen, sondern braucht sich auch international alles andere als zu verstecken. Glückwunsch nach Kassel für ein bärenstarkes Album.
Line-up Andreas Diehlmann Band:
Andreas Diehlmann (guitars, organ, vocals)
Jörg Sebald (bass)
Tom Bonn (drums)
Tracklist "That Old Blues Again":
- Whiskey (Intro)
- Whiskey And Women
- Gypsy Woman
- That Old Blues Again
- Make Up Your Way
- Rock’n’Roll All Night
- I Wish You Would (CD Bonus Track)
- Pictures Of You
- Come Undone
- Shotgun Wedding Blues
Gesamtspielzeit: 44:52, Erscheinungsjahr: 2024
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